Rund 600 SchülerInnen, Ehemalige und Unterstützer kämpften für den Erhalt des Inselgymnasiums Nonnenwerth

Zukunft der Bildungseinrichtung sichern oder in die Hände der Elternschaft übergeben

Zukunft der Bildungseinrichtung sichern oder in die Hände der Elternschaft übergeben

Mit zahlreichen kreativen Plakaten kämpfen die Schüler um ihre Schule. Fotos: AB

Zukunft der Bildungseinrichtung sichern oder in die Hände der Elternschaft übergeben

Bürgermeister Björn Ingendahl reihte sich ganz vorne in die Demonstration ein.

Zukunft der Bildungseinrichtung sichern oder in die Hände der Elternschaft übergeben

Rund 600 Teilnehmer zählte die Demonstration.

Zukunft der Bildungseinrichtung sichern oder in die Hände der Elternschaft übergeben

Für die Demonstration wurde die B9 für rund eine Stunde gesperrt.

Remagen/Nonnenwerth. „Wir sind es wert, Nonnenwerth“, „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Schule klaut“, „Bildung statt Business“ und „Soliman soll nach Hause geh´n“, riefen und sangen am frühen Mittwochmorgen rund 600 Schülerinnen und Schüler, Ehemalige und Unterstützer des Inselgymnasiums Nonnenwerth. Die Schüler hatten zu einer Demonstration aufgerufen, um ihr Inselgymnasium zu retten. Von Höhe der Fähre Rolandseck, wo der Demonstrationszug startete, bis zur Insel Nonnenwerth war die B9 für die Demonstration der Schüler rund eine Stunde gesperrt. Der Parkplatz an der Insel war vom Ordnungsamt für Autos gesperrt worden, um am Ende der Demonstration die vielen Schülerinnen und Schüler aufnehmen und den Verkehr auf der B 9 wieder freigeben zu können.

Auf zahlreichen kreativen Plakaten forderte die Schülerschar den Erhalt ihres Inselgymnasiums. Mit dabei bei der Demonstration war auch Remagens Bürgermeister Björn Ingendahl, der sich nicht nur mit den Zielen der Schüler unisono erklärte, sondern in einer spontanen Ansprache auf dem Parkplatz vor dem Inselgymnasium Nonnenwerth versprach, dass er bereit sei, als Mediator über die Zukunft der Schule zu vermitteln.

Das Gymnasium Nonnenwerth habe einen ausgezeichneten Ruf und sei eine der besten Schulen Deutschlands. Ingendahl machte deutlich, dass er an der Seite der Schüler stehe, auch wenn die Stadt die Trägerschaft nicht übernehmen dürfe. Auch Carolin Zimmermann von der Schülervertretung forderte vom Schulträger Soliman, dass er alles tun müsse, um den Erhalt der Schule zu sichern. Schulelternbeiratsvorsitzender Olaf Schmitz machte klar, dass es eine langwierige Auseinandersetzung um den Schulerhalt geben werde. Die Demonstration für den Erhalt des Inselgymnasiums werde länger dauern.

Investitionen für den Brandschutz nötig

Seit 1854 beherbergte das Kloster Franziskanerinnen, die bis vergangenes Jahr das private Gymnasium auf der Insel unterhielten. Vor gut einem Jahr hatte die Objektgesellschaft Meerbusch, vertreten durch Peter Soliman die gesamte Insel mit Kloster und Schulgebäuden von den Franziskanerinnen übernommen. Schulträger ist die International School on the Rhine GmbH in Neuss. Peter Soliman ist deren alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer und Inhaber. Im Sommer führte ein umstrittenes Brandschutzgutachten zu kurzfristigen Schließung des Schulgebäudes. Das Haupthaus auf Nonnenwerth, das alte Klostergebäude weise Mängel beim Brandschutz auf. So musste der Schulbetrieb kurz vor den Sommerferien über das Internet stattfinden. Nach provisorischen Schutzmaßnahmen konnten die Schülerinnen und Schüler zwar wieder auf der Insel ihrem Unterricht nachgehen, aber die entsprechende Genehmigung gilt nur vorläufig. Soliman hatte nach einer Reihe von Zeitungsberichten zwar immer wieder öffentlich erklärt, die Schule erhalten zu wollen. Dies erfordere allerdings den Einsatz von rund 10 Millionen Euro, die die erhebliche Brandschutzproblematik beseitige und eine langfristig tragfähige Lösung für das Inselgymnasium ermögliche. Wie Soliman gegenüber einer Tageszeitung weiter geäußert habe, trage er die Verluste der Schule von jährlich rund einer Million Euro. Anlässlich dieser Summen ließ Soliman vor kurzem offen, ob er Träger der Schule bleiben wolle. Die Insel wolle er aber in jedem Fall behalten.

Erhebliche Zweifel an dem Willen von Soliman, die Schule zu erhalten, gibt es inzwischen auf Seiten der Schülerschaft und der Elternschaft. Diese Zweifel wurden dann noch deutlich untermauert, als kürzlich ein Exposé einer Immobilienfirma zutage kam, das darauf hindeute, dass aus der Schule Wohnungen werden könnten. Scheinbar sämtliche Räumlichkeiten des Inselgymnasiums waren darin vermessen. Soliman habe bestritten das Exposé in Auftrag gegeben zu haben, heißt es. Von einem Missverständnis habe die Immobilienfirma gesprochen.

Schulelternbeirat wendet sich mit Brief an die Eltern

Im zehnseitigen Elternbrief des Schulelternbeirats an die Eltern im Oktober, macht der Beirat klar, dass er sich als SEB seit den Vorkommnissen zum Brandschutz sehr zurückgehalten habe, um eine tragfähige und zukunftsorientierte Lösung für die Schule auf der Insel zu erreichen. „Leider kommuniziert der Träger – vertreten durch Herrn Soliman – aber in den letzten Wochen einseitig vor allem über die Presse. So haben wir uns entschlossen, unsere Zurückhaltung nach Ablauf einer dem Träger mitgeteilten gesetzten Frist zu beenden. Dies vor allem, um unserer Aufgabe nachzukommen, einen geordneten Schulbetrieb zu ermöglichen und die Zukunft der Schule auf der Insel zu sichern“, betonen eingangs des Briefes Rüdiger Knöpfel und Olaf Schmitz für den Schulelternbeirat. Der SEB bat die Eltern um Unterstützung für den SEB und Schulwerk bei der Findung und Gestaltung einer nachhaltigen Lösung für die Schule auf Nonnenwerth in Abstimmung mit dem Träger.

Absolut detailliert ging der SEB in seinem Brief zunächst auf die Eigentumsverhältnisse ein (Nicht alles aus dem zehnseitigen Brief des SEB an die Eltern kann aufgrund der Länge des Briefes zitiert werden). So sei die Insel weder mittelbar noch unmittelbar im Besitz von Peter Soliman. „Lediglich 6 Prozent der Anteile an der „Objektgesellschaft Meerbusch BW mbH“ gehören zwei seiner Kinder. Auf diese Fakten wurden wir als SEB seitens der Behörden aufmerksam gemacht und uns wurden die entsprechenden Belege vorgelegt“, so der SEB. Auch die Übernahme der Liebfrauenschule Bensheim sei gescheitert, wie das Bistum Mainz am 14. Juli 2021 mitgeteilt habe. Die Verhandlungen seien beendet. Dennoch habe Soliman am 12. Oktober in einer Pressemitteilung an den GA weiterhin behauptet, die Trägerschaft in Bensheim zu übernehmen. „Dies ist in unseren Augen bewusstes Zur-Schau-stellen falscher Tagsachen“, so der SEB Nonnenwerth.

Soliman bot Trägerschaft an

Seit Juli biete Soliman unter anderem der Stadt Remagen, dem Kreis, der ADD und vielen anderen Parteien die Trägerschaft für das Inselgymnasium für einen Euro an. Eine Nebenbedingung sei ein Pachtvertrag für die Insel. Die geäußerten Bedingungen seien unterschiedlich. „Meist sollen die ersten fünf Jahre pachtfrei sein und für die kommenden Jahre betrüge die Jahrespacht 250.000 Euro. Viele Details bleiben aber völlig unklar, wie Pachtzeitraum, Regelungen für die Zeit danach und vor allem, wie ein nicht liquider Vermieter seine Pflichten unter anderem bezüglich des Brandschutzes sicher stellen möchte“, so der SEB. Herr Euler als Vertreter von Soliman habe am 18. August 2021 den Eltern ebenfalls die Trägerschaft angeboten. Aus dem Protokoll des Gesprächs, erstellt und übermittelt von Herrn Euler, sei ersichtlich, dass 200.000 Euro für Brandschutzmaßnahmen ausreichen, um den Schulbetrieb sicherzustellen.

„Die von Herrn Soliman behaupteten und bisher mit keinem Schriftstück gegenüber Schulwerk oder SEB belegten Kosten von 8 bis 20 Millionen Euro sind nach der überwiegenden Bewertung der Beteiligten und Fachleute „eine nicht erforderliche Luxuslösung“, die aus der Luft gegriffen scheint. Die Schule wurde von 2008 bis 2014 mit hohen öffentlichen Fördermitteln für ca. 20 Millionen Euro saniert und damals wurden alle Auflagen erfüllt. Es gibt regelmäßig Anpassungen im Brandschutz - aber wir haben ein kleines und kein großes Problem! Mit seinen Behauptungen diskreditiert Herr Soliman in unseren Augen Stadt, Kreis, Land und die bisherigen Inhaber“, so im Elternbrief zu lesen.

Was auch nicht unerheblich zu den Zweifeln an der Elternschaft an Herrn Soliman beiträgt, ist, dass der Träger seit August vergangenen Jahres nicht bereit sei, die zweckgemäße Verwendung der Gelder des Schulwerks nachzuweisen und zu bestätigen. „Unserer Vermutung nach ist er hierzu auch nicht in der Lage. Eine entsprechende Erklärung gegenüber dem Schulwerk wurde bis heute nicht abgegeben, obwohl diese von Peter Luft und Manuela Bauer als Schulwerksvorstand mehrfach eingefordert wurde“, so der SEB. „Als SEB und Schulwerk haben wir inzwischen Nachweise für eine nicht zweckgemäße Verwendung, was der Grund sein wird, dass keine entlastende Erklärung seitens des Trägers abgegeben werden kann. Entsprechende Maßnahmen gegen alle handelnden Vertreter des Trägers sind eingeleitet. Das Schulwerk hat die Zahlungen an den Träger entsprechend eingestellt, um die Gelder der Eltern abzusichern“, so der SEB. Gleichzeitig ist es dem SEB sehr wichtig, dass weiterhin alle den vollen Beitrag ins Schulwerk leisten. „Ein Schulträger, der kaufmännisch derart unzureichend geführt ist, dass er nicht in der Lage ist, die Mittelverwendung sach- und formgerecht nachzuvollziehen und nachzuweisen, ist zum Führen einer Schule und dem Umgang mit öffentlichen Mitteln nicht geeignet“, so die Einschätzung des SEB.

Schulwerk könnte Trägerschaft übernehmen

Nach allen vorliegenden Aussagen würden sich die jährlichen Schulkosten, die nicht durch das Land gedeckt sind, auf 1,1 Millionen Euro belaufen. Das Schulwerk verfüge, selbst nach den Abgängen von verunsicherten Eltern, noch über Einnahmen von über 860 000 Euro pro Jahr. „Wir sind uns sicher, dass im Fall einer langfristigen Lösung ohne ständiges Störfeuer die aktuelle jährliche Deckungslücke von rund 250.000 Euro problemlos zu schließen ist, da etliche Eltern zum Schulwerk nicht beitragen und eine größere Zahl von Eltern reduzierte Beiträge zum vorgeschlagenen Regelsatz leistet. Die Beiträge für jeden Einzelnen bleiben unserer Einschätzung nach stabil im aktuellen Rahmen. Bitte übernehmen auch Sie die Verantwortung mit, indem Sie Ihren Schulwerksanteil zahlen. Das unterstützt alle Verhandlungen mit einem neuen Träger“, so der SEB.

Nach einer ganzen Reihe von weiteren Ungereimtheiten kommt der SEB zu dem Vorschlag: „Das Schulwerk – gegebenenfalls mit Hilfe einer angegliederten Stiftung - übernimmt die Trägerschaft. Solche Konstrukte sind üblich und Frau Dr. Sennekamp, die maßgeblich an der Gründung des Schulwerks beteiligt war, hat andernorts ähnliche Konstrukte im kirchlichen Umfeld realisiert. Sie steht unterstützend bereit, um die Details einer noch zu definierenden Lösung zu gestalten. Somit wäre die Schule in der Trägerschaft der Eltern. Uns bekannte Gönner und weitere Förderer stellen neben den Eltern Finanzmittel bereit. Mit der Objektgesellschaft als Vermieter wird ein langfristiger Vertrag ausgehandelt, der wirtschaftlich tragbar ist. In die Verhandlungen sollten die letztlich wirtschaftlich Berechtigten eingebunden werden, damit eine langfristige Lösung erzielt wird. Der Vertrag muss eine Option vorsehen, dass das Schulwerk die Insel erwerben kann, damit die Schule langfristig gesichert ist und Insel sowie Träger der Schule in einer Hand sind. So stellen wir auch sicher, dass die steten Störfeuer seitens Peter Soliman und seine Unberechenbarkeit enden. Die laufenden Kosten können wir über das Schulwerk decken – hierzu stehen zur Überbrückung auch externe Spender bereit. Dennoch ist es wichtig die Eltern mit Schülern auf der Schule in die moralische Pflicht zu nehmen, wenn diesen der Beitrag wirtschaftlich möglich ist. Die kaufmännische Transparenz ist mit dieser Lösung gegenüber dem Schulwerk vollends gegeben und den Eltern / Mitgliedern muss diese auch vollumfassend gewährt werden. Dies wird über Satzungsänderungen gewährleistet. Die Kontrolle liegt dann bei den Mitgliedern und den gewählten Schulorganen, die regelmäßig neu gewählt werden. Wir sind uns sicher, dass wir Stiftungen und weitere Gönner finden werden, die es dem Schulwerk nach einer gewissen Zeit ermöglichen, die Insel zu erwerben und die aufgelaufenen Kosten / Verluste sowie die erfolgten Sanierungen und die nötigen Brandschutzmaßnahmen zu decken. Mit diesen stehen wir bereits in Kontakt. Wir stellen so auch sicher, dass niemand wirtschaftliche Interessen verfolgt, sondern die Gelder in eine Schule fließen, die auf eine langfristige Existenz angelegt ist.

Wir trauen uns dies zu und werden gemeinsam mit dem Schulwerk hierüber mit Peter Solimann und/oder seinen Vertretern verhandeln. Dies nicht nur auf Basis des kleinen Auszugs an vorgenannten Fakten. Wir werden hier dennoch eine Brücke bauen, damit der Übergang und die Trennung von Herrn Soliman geordnet erfolgt und er somit seinen bisherigen Ankündigungen wirklich Taten folgen lassen kann“ schloss der Schulelternbeirat vor dem Dank an alle Beteiligten den informativen Elternbrief.