Hauptausschuss beschäftigt sich mit Kindertagesstätten in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Zwei Bauwagen sollen den Bedarfan Plätzen übergangsweise decken

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der unerwartet Kindersegen der vergangenen Jahre stellt die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mittlerweile vor ungeahnte Probleme: Die Kindergartenplätze reichen nicht mehr aus. In der Kreisstadt werden zurzeit 688 Betreuungsplätze für die Drei- bis Sechsjährigen vorgehalten. Für die U3-Betreuung stehen außerdem 279 Plätze (inklusive zehn Ausbauplätze in den Kindertagesstätten Rappelkiste und St. Pius) zur Verfügung. Die aktuelle Belegung zeigt, dass die Platzkapazitäten in den Einrichtungen bis Ende des Kindergartenjahres 2018/2019 fast vollständig erschöpft sind. Das erfuhr der Haupt- und Finanzausschuss in seiner jüngsten Sitzung. Es sei sogar vorgesehen, die wenigen Restplätze bis dahin noch zu belegen. „Es gibt eine Warteliste, denn bis zum Ende des Kitajahres gibt es einen Fehlbedarf von 184 Betreuungsplätzen“, rechnete der Erste Beigeordnete Peter Diewald vor. Davon seien zunächst 34 Plätze abzuziehen, die derzeit noch von Kindern belegt werden, die ihren Wohnsitz nicht im Stadtgebiet hätten. „Die Anzahl dieser Platzbelegung mit ortsfremden Kindern wird sukzessive abgebaut“, so Diewald weiter.

Schuljahresbeginn schafft

zunächst einmal Platz

Mit dem Wechsel in die Grundschule nach den Sommerferien verließen darüber hinaus bereits vor Ablauf des Kita-Jahres 229 Schulkinder die Einrichtungen. „Somit sollte zum Beginn des neuen Kita-Jahres eigentlich kein Fehlbedarf mehr bestehen, wenn die Warteliste von den Einrichtungen und Trägern verantwortungsbewusst abgearbeitet wird.“ Doch grundsätzlich liege der Fokus bei der Betrachtung von Belegungs- und Bedarfswerten auf dem Stichtag am 1. April eines Jahres. Demnach ergebe sich für 2019 ein Fehlbedarf bei den Ü3-Kindern von 92 Plätzen und bei den Ein- und Zweijährigen von 56 Plätzen. Von diesen insgesamt 148 Plätzen müsse man die 34 „Ortsfremden“ noch abziehen, sodass tatsächlich „nur“ 114 Plätze fehlten. Dieser statistische Wert setze jedoch eine hundertprozentige Nachfrage bei den Ü3-Kindern, eine 90-prozentige bei den Zweijährigen und eine 50-prozentigen bei den Einjährigen voraus.

Weiterer Ausbau der

Betreuungsangebote geplant

Deshalb sei der weitere Ausbau der Betreuungsangebote geplant. Dabei sei das wichtigste Projekt die Erweiterung der katholischen Kindertagesstätte St. Pius um drei neue Gruppen. „Derzeit laufen Gespräche und Verhandlungen, sodass ein Termin für den Baubeginn noch nicht genannt werden kann“, räumte Diewald ein. Hier werde man sich von Seiten der Stadtverwaltung weiterhin um eine baldige Umsetzung bemühen.

Erfreulicherweise habe auch die Kindertagesstätte MIKI im Krankenhaus Maria Hilf signalisiert, ihr Platzangebot um eine weitere Gruppe ausbauen zu wollen. Leider könne wegen vorrangiger Projekte des Trägers, der Marienhaus Kliniken GmbH, die Erweiterung der Einrichtung in diesem Jahr voraussichtlich nicht weiterverfolgt werden. Mittlerweile dächten auch die Kliniken Bad Neuenahr GmbH & Co. KG über den Bau einer betriebsnahen Kita nach und hätten bereits die Firma „Kita Concept – Beratung, Management und Trägerschaft“ aus Wuppertal mit der Bedarfsanalyse, Konzeptionierung sowie der möglichen späteren Errichtung einer Kindertagesstätte mit zwei bis drei Gruppen in der Landgrafenstraße in Bad Neuenahr beauftragt. „Neben den Betreuungsplätzen für Mitarbeiterkinder soll auch ein öffentlich zugängliches Platzkontingent für Kinder aus dem Stadtgebiet zur Verfügung gestellt werden“, erklärte Diewald. Eine endgültige Entscheidung von Seiten der Kliniken Bad Neuenahr GmbH & Co. KG stehe aber immer noch aus.

Positive Resonanz zu

Bauwagenprojekt

Um kurzfristig die Bedarfssituation abzufedern, prüfe die Verwaltung derzeit die Realisierung eines „Bauwagenprojekts“. Erste Gespräche mit dem Kreis- und Landesjugendamt hätten bereits mit positiver Resonanz stattgefunden. Der Plan: Durch das Aufstellen von je einem TÜV-geprüften und kindgerecht ausgestatteten Bauwagen auf den Außengeländen der Kindertagesstätten Rappelkiste und Sterntaler könne man zwei zusätzliche Gruppen schaffen.

Die mobilen Gruppen, wie sie andernorts auch in Naturkindertagesstätten betrieben würden, sollen als Basis für jeweils etwa 15 Kinder fungieren. Angesichts der naturnahen Lage beider Kindertagesstätten, von denen aus die Ahr, die Weinberge, Wiesen- und Waldflächen bequem erreichbar seien, und auch vor dem Hintergrund der geplanten Landesgartenschau soll gemeinsam mit den jeweiligen Teams und den Eltern eine Konzeption mit einem naturpädagogischen Schwerpunkt erarbeitet werden.

Vorteil dieser mobilen Stationen sei, dass bedarfsorientiert jederzeit eine Anpassung des Konzepts vorgenommen werden könne. Weiterhin ergebe sich die Möglichkeit einer kombinierten Raumnutzung mit dem Haupthaus. Hinsichtlich der entstehenden Personalkosten müsse die Stadt bei der Einrichtung von je einer Gruppe mit 15 Kindern und je 1,75 Fachkräften mit 12.000 bis 14.000 Euro pro Gruppe rechnen. Zudem habe das Landesjugendamt einen pauschalen Zuschuss zu den Baukosten in Höhe von 90 Prozent bis maximal 150.000 Euro in Aussicht gestellt. Im Falle einer Förderzusage durch das Land würden sich die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie der Kreis Ahrweiler die verbleibenden Kosten teilen. „Es liegen bereits Angebote für kindgerechte Bauwagen vor, die sich auf rund 60.000 Euro pro Bauwagen belaufen“, teilte Diewald mit.

Von der Übergangs-

zur Dauerlösung

Doch um eine zeitnahe Umsetzung des Projekts sicherzustellen, soll in einem nächsten Schritt gemeinsam mit Elternvertretern und den Kita-Teams ein Konzept erarbeitet werden, in dem die pädagogischen Inhalte, die Modalitäten der Belegung und die Gruppenstruktur festgelegt werden. Basierend darauf sollen sowohl die Betriebserlaubnisse beantragt und die Förderanträge gestellt werden, als auch eine frühzeitige Ausschreibung und Beauftragung noch in 2019 erfolgen. Diewald rechnet mit einer Lieferzeit für die Bauwagen von drei Monaten. Zeitgleich soll die personelle Ausstattung der Gruppen eingeleitet werden.

Ursula Koll (SPD) fand das Bauwagen-Projekt jedenfalls „wahnsinnig spannend“ und hoffte, dass es bald an den Start geht – auch wenn es nur aufgrund einer Notlage in Angriff genommen werde. „Not macht erfinderisch“, entgegnete Diewald augenzwinkernd. Und auch Bürgermeister Guido Orthen (CDU) hofft, dass aus der Übergangslösung am Ende doch eine Dauerlösung wird. „Denn das bedeutet dann, dass es keinen Rückgang an Kindern in der Stadt gibt.“ Allerdings gab er auf Hinweis von Wolfgang Schlagwein (Bündnis 90/Die Grünen) auch zu: „Wenn die geplanten Neubaugebiete im Osten der Stadt alle umgesetzt werden, dann wird eine Bauwagenlösung wohl nicht ausreichen. Dann müssen wir über andere Lösungen nachdenken.“