Feier zum 125-jährigen Jubiläum der Eifelverein-Ortsgruppe Remagen

Historische Wurzeln reichen weiter als angenommen

Historische Wurzeln
reichen weiter als angenommen

Vor dem Zelt der Blaskapelle Kesseling. In erster Reihe von links: Fritz Langenhorst mit der Urkunde des Landrats, Dr. Wolfhart v. Stackelberg, Helmut Ruthe, Mathilde Weinandy, Hans-Joachim Bergmann. Foto: privat

16.09.2013 - 15:51

Remagen. Wenn jemand mit einem Schlag 16 Jahre älter würde, wäre er kaum erfreut darüber. Nicht so bei einem auf seine historischen Wurzeln bedachten Verein. Bisher hielt die Eifelverein-Ortsgruppe Remagen das Jahr 1904 für ihr Gründungsjahr, weil nichts Älteres zu finden war. Doch dies ist weit gefehlt. Urkunden im Hauptstaatsarchiv bestätigen, dass die Ortsgruppe schon im September 1888 gegründet wurde, also im selben Jahr wie der Hauptverein und dass sie somit die älteste Ortsgruppe des Eifelvereins im Kreis Ahrweiler ist.

Das 125-jährige Jubiläum wurde auf dem Steinerberg gefeiert, wobei die Mehrzahl der Mitglieder bewusst den steilen Weg von Rech hinauf zum Steinerberghaus in Kauf nahm. Dort oben wurden die Gäste musikalisch begrüßt von der schwungvoll aufspielenden Blaskapelle Kesseling. Die dunklen Wolken über dem beeindruckenden Panorama der bewaldeten Eifelhöhen ergaben bei guter Fernsicht eine prächtige Kulisse für das Jubiläumsfest, zumal es doch nicht regnete.

Grußworte sprachen die Hauptvorsitzende des Eifelvereins, Mathilde Weinandy, der Stadtbürgermeisterin von Prüm, der Kreisbeigeordnete Fritz Langenhorst und der Erste Beigeordnete der Stadt Remagen, Hans-Joachim Bergmann. Der Kreisbeigeordnete überreichte eine gerahmte Ehrenurkunde von Landrat Dr. Jürgen Pföhler in Anerkennung des vielfältigen Engagements der Ortsgruppe.


Bürgermeister gründete Ortsgruppe bereits 1888


Dr. Wolfhart von Stackelberg gab als Vorsitzender der Ortsgruppe einen Überblick über die im Hauptstaatsarchiv und in anderen Archiven in jüngster Zeit wiederentdeckten historischen Wurzeln des Vereins. Zur allgemeinen Überraschung war der Remagener Bürgermeister Clemens von Lassaulx Begründer und erstes Mitglied der Ortsgruppe im September 1888 in einem Rolandsecker Hotel. Nach von Lassaulx ist noch heute eine Straße in Remagen benannt. Er war von 1879 bis 1892 Bürgermeister und in dieser Zeit erhielt die Stadt eine Wasserleitung und es wurde die Eisenbahn ins Ahrtal eröffnet.

Dem Beispiel des Bürgermeisters folgten an jenem Abend noch 38 weitere Herren und wurden Mitglieder der Ortsgruppe, darunter Musikdirektor Paul Reulleaux (sein Vater war Remagener Beigeordneter) und Georg Carraciola, wohl ein Onkel des berühmten Rennfahrers. Voller Schwung und Tatkraft ging die neue Ortsgruppe sogleich an die Arbeit und konnte schon 1889 die Fertigstellung eines Wanderweges vom Calmuthtal hinauf zum Hochwald und eines weiteren über den Reisberg durch das Knaustal nach Bodendorf vermelden. Beide Wege existieren noch heute und wurden Teile des Rheinburgenweges.

1905 wurde Paul Reulleaux Vorsitzender und konnte zahlreiche neue Mitglieder gewinnen, darunter mit Freifrau von Spies in Bodendorf erstmals eine Frau. Zu den 42 Mitgliedern zählten sechs Hotelbesitzer, darunter wieder ein Carraciola. Spätestens seit 1906 war die Stadt Remagen korporatives Mitglied des Eifelvereins und unterstützte darüber hinaus Bau und Betrieb der Jugendherbergen des Eifelvereins jährlich mit 30 Mark.

1932 wurde wieder ein Bürgermeister zum Vorsitzenden der Ortsgruppe gewählt. Jakob Sollhé, 1910 bis 1929 Bürgermeister in Gerolstein, hatte sich für seinen Ruhestand einen schönen Platz am Rhein gewünscht und war in Remagen fündig geworden. Er war ein außerordentlich rühriger Vorsitzender, der viele neue Mitglieder gewann. Noch in den Kriegsjahren 1942 und 1943 traten 15 Remagener dem Eifelverein bei. Im Juli 1942 erhielten vier Mitglieder das Ehrenzeichen für 25-jährige Vereinszugehörigkeit, darunter stadtbekannte Persönlichkeiten wie der Zeitungsverleger Karl Dreesbach und der Stadtarchivar Wilhelm Langen. Am 26.4.1942 veröffentlichte Jakob Sollhé die Geschichte der Ortsgruppe Remagen, die vom Ehrenvorsitzenden des Eifelvereins Dr. Karl Kaufmann als vortrefflich gelungen bezeichnet und allen Ortsgruppen zur Nachahmung empfohlen wurde. Sie wird wohl im Ahrweiler Lokalteil der Nationalzeitung erschienen sein, das leider nirgends archiviert wurde. Sie ist heute unauffindbar.


Versammlungsverbot nach dem Krieg


Nach dem Krieg galt insbesondere in der französischen Zone bis 1948 ein strenges Versammlungsverbot. Für Wiederbegründungen von Vereinen waren politische „Säuberungsbescheide“ der Mitglieder vorzulegen sowie alle Protokolle auf Deutsch und Französisch. An diesen hohen Hürden wird so mancher Versuch einer Wiederbegründung von Vereinen damals gescheitert sein. Auch um die Ortsgruppe Remagen wurde es still, doch blieb die Tradition des Eifelvereins erhalten durch Mitgliedschaften Remagener Bürger beim Hauptverein oder durch Mitgliedschaft in der benachbarten Ortsgruppe Sinzig.

Zum fünften Jahrestag der Wiedererweckung aus langem Dornröschenschlaf hatte die Ortsgruppe Remagen nun 75 Mitglieder, darunter 40 Damen. Es wurden in dieser Zeit 158 Wanderungen durchgeführt über 2311 Kilometer, an denen 2821 Wanderer teilgenommen haben. Die Ortsgruppe, so schloss der Vorsitzende seine Ausführungen, sei in dieser Zeit zu einer fröhlichen Gemeinschaft zusammengewachsen und so solle es auch bleiben.

Es folgte ein Festessen mit Spießbraten in den gastlichen Räumen des stilvollen Steinerberghauses für alle 76 Teilnehmer. Die Wände waren zur allgemeinen Freude geschmückt mit vielen Fotos, die sofort Erinnerungen an wohlgelungene Wanderungen weckten. In fröhlicher Atmosphäre klang die Jubiläumsfeier aus, bevor der Rückweg durch den Wald hinunter nach Rech angetreten wurde.

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K. Schmidt:
Ich glaube, innerhalb der anderen Parteien verstehen das sehr, sehr viele. Aber weil die Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene zu sehr befürchten, Macht abzugeben, oder aus anderen unerfindlichen Gründen, nimmt man dort schon gar nicht mehr wahr, was die eigene Parteibasis denkt. Wenn man...
Amir Samed:
Am meisten nutzt es der AfD aber, dass die in Bund und Ländern regierenden Parteien immer noch nicht verstehen wollen, was ihnen die meisten AfD-Wähler mit ihrer Stimmabgabe eigentlich sagen möchten....
K. Schmidt:
Herr Müller: "Die Lüge gehört zum politischen Geschäft... Man mag mit der Politik der vergangenen Jahrzehnte nicht einverstanden sein, was man auch nicht kann..." Richtig erkannt. Nur wen wählt man nun? Und wie stehen Sie zu der von den "Omas" offenbar gefeierten "Brandmauer", die in sehr vielen Konstellationen...
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed, Sie sollten besser aufpassen mit ihrem Betondenken der AfD....
Gabriele Friedrich:
Ach die AfD, blamiert sich mittlerweile nur noch und langsam kommen die Straftaten raus. Ist doch hervorragend wie *Krah* sich selber entfernt von den Wahlplakaten, wie Höcke sich schwitzend blamiert mit seinem Geschichtsbuch und er vor Gericht musste. Die Weidel wird auch immer blasser und Chrupalla...
Amir Samed :
@Utz der Bär, ich bevorzuge wissenschaftliche Literatur. ...
Utz der Bär:
@Amir Samed: Glauben Sie ernsthaft, dass mehr als 200 Jahre Industrialisierung spurlos an unserer Umwelt vorbeigegangen sind? Denken Sie doch einfach mal selber nach, anstatt nachzuplappern, was ihnen irgendwelche Pseudo-Schwurbler auf Tiktok oder wo-auch-immer weismachen wollen! Was uns alle noch viel...
Amir Samed :
@juergen mieller, ich habe schon einiges an Niveaulosen und inhaltsleeren gelesen, Sie schaffen es dies noch zu unterbieten. Solange Sie auf dieser Ebene weiter agieren und sich einer sachlichen Diskussion und Argumentation verweigern, bleiben ihnen Antworten von mir erspart. Es ist nie zu spät, lernen...
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