Erzbistum Köln zieht Konsequenzen aus Streitigkeiten

Deutscher Orden verlässt nach Querelen die Kirchengemeinde

Rheinbach. Das Erzbischöfliche Generalvikariat in Köln hat Konsequenzen gezogen aus den andauernden Streitigkeiten innerhalb der Kirchengemeinde St. Martin Rheinbach. Der Deutsche Orden, erst seit September 2012 für die Seelsorge in Rheinbach und Umgebung zuständig, wird Rheinbach verlassen und ist ab sofort nicht mehr für die Seelsorge in der Pfarrei mit ihren 12.600 Katholiken in elf Kirchorten zuständig. Als Pfarrverweser wurde der Wachtberger Pfarrer Hermann Josef Zeyen eingesetzt, er wird unterstützt von Kaplan Ulrich Eßer.

„Der Deutsche Orden wird Rheinbach verlassen, das haben der Orden und das Erzbistum Köln entschieden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Erzbistums, die am Donnerstag auf der Homepage der Kirchengemeinde St. Martin veröffentlicht wurde. „Das Vertrauen zwischen dem Pastoralteam und zumindest einen Teil der Gemeinde in Rheinbach ist zerstört und kann auch nicht wiederhergestellt werden“, erklärte dazu der Hauptabteilungsleiter Seelsorge-Personal, Pfarrer Stephan Weißkopf. Zwischen dem Leitenden Pfarrer Pater Damian sowie seinem Pastoralteam und einem Teil der Gemeinde sei es zu Konflikten gekommen, die mit einer begleiteten Moderation zu lösen versucht wurde. Doch diese Moderation sei mittlerweile von den Moderatoren wieder beendet worden, weil diese festgestellt hätten: „Der erhebliche Vertrauensverlust überwiegt, es gibt keine Basis für einen Neuanfang.“

Auch in den folgenden Gesprächen von Pfarrer Weißkopf mit allen Beteiligten habe sich keine Lösung ergeben. Daher habe man nach Gesprächen mit Verantwortlichen des Deutschen Ordens gemeinsam entschieden, dass der Deutsche Orden Rheinbach verlassen werde.

Kaplan Ulrich Eßer

unterstützt Pfarrverweser Zeyen

Weißkopf dankte dem Orden in sehr dürren Worten für seinen Einsatz und teilte in einem Atemzug mit, dass Hermann Josef Zeyen aus Wachtberg als Pfarrverweser eingesetzt werde. Zeyen wird unterstützt von Kaplan Ulrich Eßer. „In der Übergangszeit wird es den beiden natürlich nicht möglich sein, ein ganzes Pastoralteam vor Ort zu ersetzen“, bat Weißkopf schon jetzt um Verständnis. Zugleich fordert er alle Gemeindemitglieder auf, sich an der Entwicklung der Pastoral in der Gemeinde zu beteiligen. Weisskopf schließt mit den Worten: „Ich hoffe, dass in den Gemeinden in Rheinbach möglichst bald wieder ein Miteinander entsteht, in der durch christliche Nächstenliebe wieder die Freude unseres Glaubens deutlich wird.“

In einer Stellungnahme zeigte sich Weißkopf „über den Tonfall einiger Autoren schockiert“, die ihm in den vergangenen Tagen Briefe und Mails aus Rheinbach geschickt hätten. Auch wenn in allen Scheiben deutlich werde, wie sehr sich die Menschen in Rheinbach um ihre Kirche sorgten.

Erheblicher

Vertrauensverlust überwog

Diese Sorge sei auch der Antrieb für die Mitarbeiter des Erzbistums Köln gewesen, in diesem Konflikt zu vermitteln. In einer Konfliktmoderation sollten neue Wege für die Gemeinde gesucht werden. Doch die Moderatoren meldeten schon bald zurück, dass der erhebliche Vertrauensverlust überwiege und es keine Basis für einen Neuanfang gebe.

Dieser Eindruck habe sich in den Gesprächen mit den pastoralen Mitarbeitern, den Vertretern der Gremien und den Ehrenamtlichen aus Rheinbach verfestigt. „Das Vertrauen zwischen dem Pastoralteam und zumindest einen Teil der Gemeinde in Rheinbach ist zerstört und kann auch nicht wiederhergestellt werden“, ist Weißkopf überzeugt. In dieser Situation und auch in absehbarer Zukunft scheine in der derzeitigen Konstellation ein der Frohen Botschaft entsprechendes Miteinander nicht möglich. Daher habe man nach Gesprächen mit Verantwortlichen des Deutschen Ordens gemeinsam entschieden, dass der Deutsche Orden Rheinbach verlassen werde. Wann genau dieser Fall sein werde, sei noch nicht klar.

Neues Konzept

soll entwickelt werden

Klar sei bislang nur, dass Pfarrer Zeyen als Pfarrverweser die Gemeinde Rheinbach zusätzlich übernehme und dabei von Kaplan Eßer unterstützt werde. Weitere Personalentscheidungen seien noch nicht getroffen worden. In der Übergangszeit, die voraussichtlich etwa ein Jahr dauern werde, soll begleitet vom Erzbistum Köln eine neue Konzeption für das Leben der Gemeinden in Rheinbach entwickelt werden. Weißkopf: „Ich lade hiermit alle Gemeindemitglieder ein, sich an der Entwicklung der Gemeinden zu beteiligen und ein neues Miteinander zu wagen.“ Er hoffe, dass alle Gemeindemitglieder in dieser schwierigen Situation die Arbeit von Pfarrer Zeyen unterstützten, und dass in den Gemeinden in Rheinbach möglichst bald wieder ein Miteinander entstehe, „in dem durch christliche Nächstenliebe wieder die Freude unseres Glaubens deutlich werde.“

Bürgermeister hofft

auf guten Übergang

Bürgermeister Stefan Raetz gab unterdessen seine Hoffnung Ausdruck, dass nun die Gemeinde zielgerichtet zusammenarbeiten und einen guten Übergang gestalten werde. Besonders die Kritiker seien nun gefordert, die Chance zu ergreifen und künftig wieder gemeinsam einen guten Weg miteinander einzuschlagen. Schließlich hätten sie sich nicht von der Kirche an sich abgewandt, sondern nur mit einigen ihrer Vertreter keine Basis der Zusammenarbeit gefunden.

„Die Rheinbacher Katholiken sollten wieder gemeinsam an einem Strang ziehen, denn eine gut funktionierende Kirchengemeinde ist auch für das soziale und gesellschaftliche Leben in der Stadt von großer Bedeutung“, fand der Bürgermeister. Schließlich werde mit sehr viel Engagement und Einsatz in den verschiedensten Bereichen gearbeitet, sei es im sozialen Bereich oder in der Jugendarbeit, das dürfe auf keinen Fall verloren gehen. „Jetzt gibt es die Chance für einen positiven Neuanfang, die von allen Beteiligten genutzt werden sollte“, so Raetz: „Ich hoffe jedenfalls, dass alle wieder an einem Strang ziehen.“

Schnellstmöglich

mit den Gremien reden

Die Entpflichtung der Geistlichen des Deutschen Ordens ist für den 15. November vorgesehen, am 16. November will Weihbischof Ansgar Puff um 11.15 Uhr Pfarrverweser Zeyen in sein kommissarisches Amt einführen. Es handele sich bei seiner Ernennung zum Pfarrverweser lediglich um eine Übergangslösung, betont Zeyen, bis das Erzbistum Köln eine Entscheidung getroffen habe, wer künftig die Seelsorge in Rheinbach übernehmen soll. Zumindest für die Übergangszeit müsse man in Rheinbach jedoch mit einer Verringerung der Zahl der Gottesdienste rechnen. Zeyen geht jedenfalls zuversichtlich an die neue, zusätzliche Aufgabe heran und will versuchen, in einem vertrauensvollen Miteinander wieder ein positives und gedeihliches Klima in der Gemeinde zu erreichen. Doch dafür brauche er die Unterstützung aller Gemeindemitglieder.