Interview mit Claudia Flück-Debüser

50 Jahre Fotodokumentationder Sinziger Geschichte

50 Jahre Fotodokumentation
der Sinziger Geschichte

Claudia Flück-Debüser beim Digitalisieren alter Schwarz-Weiß-Fotos.privat

Sinzig. Das Fotohaus Flück ist derzeit dabei, alte Schwarz-Weiß-Fotos aus der Zeit vor 40, 50 Jahren zu digitalisieren. Einige dieser alten Fotos haben wir bereits veröffentlicht. Dies veranlasste „Blick aktuell“, Claudia Flück-Debüser zu der jetzigen Aktion zu befragen:

Blick aktuell: Warum haben Sie erst jetzt Ihre „Schatzkammer“, wie Sie selbst ihren Fundus alter Fotos bezeichnen, geöffnet?

Claudia Flück-Debüser: Es waren mehrere Gründe, die mich veranlassten, mich jetzt den alten Fotos anzunehmen. Da war einmal das Bewusstwerden, dass nach dem Tod meiner Eltern, die mir zu den Fotos hätten vieles sagen können, ich jetzt auf deren Wissen nicht mehr zurückgreifen kann und auf die Kenntnisse älterer Mitbürger angewiesen bin zur Aufklärung der Bildinhalte vieler Fotos. Daher bin ich auch sehr dankbar, dass Blick aktuell durch den regelmäßigen Abdruck von Personenaufnahmen, zum Beispiel Schulklassen und Jahrgangstreffen, versucht, aus der Leserschaft Informationen zu den Namen der Abgebildeten zu erhalten. Ein weiterer Grund war die Zeit. Erst jetzt habe ich durch die Unterstützung meiner Tochter Stephanie im Geschäft die notwendige Zeit für die zeitaufwendige Arbeit der Digitalisierung der alten Fotos.

Blick aktuell: Wer war der Fotograf dieser alten Fotos?

Claudia Flück-Debüser: Die Fotos stammen alle von meiner Mutter Mathilde Flück, die auch Fotografenmeisterin war und über Jahrzehnte hier in Sinzig als Fotografin tätig war und auch ein Fotogeschäft betrieben hat, das ich von ihr übernommen habe.

Blick aktuell: Was waren das für Kameras, mit denen vor 40 oder 50 Jahren die Fotos gemacht wurden?

Claudia Flück-Debüser: Die Fotos wurden im Laufe der Zeit mit verschiedenen Kameras gemacht. Dazu zählen Plattenkameras, glasnegative Planfilme, Kleinbildkameras und Mittelformatkameras. Es hat also bei den Kameras immer wieder um eine Anpassung an die technische Entwicklung der Fotografie stattgesunden.

Blick aktuell: Wie erklären Sie sich die auch aus heutiger Sicht noch so gute Bildqualität der Fotos?

Claudia Flück-Debüser: Bei den meisten Fotos handelt es sich um Schwarz-Weiß-Fotos, da es zu der Zeit, als die Fotos entstanden sind, keine andere Alternative gab. Im Gegensatz zu Buntbildern verändern sich Schwarz-Weiß-Fotos kaum, was man ja jetzt auch an unseren Fotos sehen kann. Schwarz bleibt schwarz und kann sich nur etwas ins Gräuliche verändern. Deshalb erfreut sich die Schwarz-Weiß-Fotografie auch heute noch großer Beliebtheit. Hinzu kommt, dass meine Mutter ein eigenes großes Schwarz-Weiß-Labor hatte. Hier wurden Negative und Glasplatten bei (fast) gleich bleibender Temperatur trocken im Keller gelagert.

Blick aktuell: Sind Fotos auch als Pressefotos entstanden?

Claudia Flück-Debüser: Aus Fotos über Unfälle und sonstigen presserelevanten Ereignissen muss ich schließen, dass meine Mutter auch ab und zu Fotos für die Presse gemacht hat.

Blick aktuell: Wen wollen Sie mit den alten Fotos heute ansprechen?

Claudia Flück-Debüser: Die jetzt veröffentlichten Fotos sollen einmal die hier Alteingesessenen und die Neubürger ansprechen. Bei Alteingesessenen werden bestimmt Erinnerungen an Zeiten geweckt, die sie selbst miterlebt haben. Ich bin sicher, dass der eine oder andere auf manchen Fotos Personen aus der Verwandtschaft oder aus dem Bekanntenkreis erkennt und jetzt die Gelegenheit besteht, hiervon ein Foto zu erwerben. Interessierte Neubürger sollen durch die alten Fotos mit der baulichen und gesellschaftlichen Vergangenheit von Sinzig vertraut gemacht und der Zugang zu ihrem Wohnumfeld erleichtert werden. Überrascht bin ich aber auch darüber, dass auch viele aus jüngeren Generationen bisher schon großes Interesse an Fotos des alten Sinzigs und an Fotos ihrer Vorfahren gezeigt haben. Um allgemein einen ersten interessanten Überblick über die alten Fotos zu geben, haben wir den Kalender „Historische Bilder Sinzig 2016“ herausgegeben, der bei uns käuflich zu erwerben ist. Dieser Kalender ist auch geeignet, zu Weihnachten an gebürtige Sinziger, die nicht mehr hier wohnen, zu verschenken. Weitere Fotos können unter www.foto-flück.de angesehen werden.

Blick aktuell: Wie weit sind Sie mit der Digitalisierung der alten Fotos?

Claudia Flück-Debüser: Es ist eine zeitaufwendige Tätigkeit, da jedes einzelne Foto behandelt werden muss. Den Stand der Digitalisierung bitte ich aber nicht an der Anzahl der im Internet veröffentlichten Aufnahmen abzuleiten, da ich Fotos von Einzelpersonen aus Gründen des Datenschutzes nicht veröffentlichen darf. Derartige Fotos sind bei mir im PC gespeichert und können nur bei mir im Geschäft eingesehen werden.

Blick aktuell: Worin sehen Sie die größten Schwierigkeiten bei der Auswertung der alten Fotos?

Claudia Flück-Debüser: Leider wurden die alten Fotos ohne schriftliche Anmerkungen zu den einzelnen Fotos hinterlassen. Während heute die Benennung von abgebildeten Gebäuden vielfach noch möglich ist, beginnen schon bei der zeitlichen Bestimmung des Aufnahmedatums die Schwierigkeiten. Bei Personenaufnahmen bin ich zur namentlichen Benennung der abgebildeten Personen und vielfach des Fototermins auf die Mithilfe von anderen angewiesen.

Blick aktuell: Sehen Sie in der Vielzahl der Fotos auch ein quasi virtuelles Heimatmuseum von Sinzig für die vergangenen 50 Jahre?

Claudia Flück-Debüser: Sie haben Recht. Wenn man die schon bisher veröffentlichten alten Fotos betrachtet, so kommt einem dies wie ein virtueller Spaziergang durch die Sinziger Geschichte der letzten 50 Jahre vor. Es ist eine historische Dokumentation der städtischen Entwicklung und des öffentlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens während dieser Zeit. Ein umfassenderer Überblick über diese Epoche von Sinzig ist kaum noch möglich.

Blick aktuell: Vielen Dank für dieses Gespräch.

Das Interview führte

Hans Josef Moeren