2. Bundesliga Damen: Die SG99 Andernach verliert nach Ingolstadt auch in Nürnberg
Bäckermädchen verschlafen Start und scheiterten bei Aufholjagd
Andernach. Bereits die eigentlich nur dreieinhalbstündige Anfahrt, wurde fast zum terminlichen Desaster. Steckte doch die ursprünglich positiv gestimmte Reisegruppe auf der A3 über eine Dreiviertelstunde mit ihrem Bus in einem Stau fest. Was zur Folge hatte, dass man erst kurz vor Anpfiff ins Frankenland einrollen konnte. Doch die gute Laune, mit der man trotz des zeitlichen Stresses zum vierten Liga-Spiel angekommen war, sollte den Nachmittag nicht unbedingt überleben. Auch wenn es Trainer Stein in seiner anschließenden Bewertung wichtig war zu unterstreichen, dass die Erlebnisse der Hinfahrt keinerlei Einfluss gehabt haben sollen, auf die erste Viertelstunde eines letztlich torreichen Spiels.
Gegen die extrem stark eingeschätzten Spielerinnen des 1. FC Nürnberg, ging als Nummer eins Andernachs Nr. 25 Kathrin Günther ins Spiel, welche in der 39. Minute sogar eine formale Bestrafung in Form einer Gelben Karte erhielt. Davor stellte das Trainerdoppel Carolin Dillenburg, Magdalena Schumacher, Zoe Brückel und Alina Wagner für die Verteidigung in die Startaufstellung. Auf der sechs begann Maren Weingarz, welche in der Halbzeit aufgrund von Spielerwechsel auf die linke Außenbahn gerückt ist. Daneben agierte Vanessa Zilligen. In der dreier Mittelfeld Reihe spielten Julia Schermuly, Besarta Hisenaj sowie die unverzichtbare Lisa Umbach. Vorne agierte die übers Spiel gesehen, torlos bleibende Toni Hornberg. Taktische Marschroute vor dem Spiel war, als Reaktion aufs letzte Spiel, dass man das Spiel kontrollieren und tiefer stehen wollte.
Pläne fürs Spiel waren schnell obsolet!
All die gut überlegten Pläne waren jedoch bereits nach drei Minuten, spätestens jedoch nach zwölf Minuten Makulatur. Bei beiden Gegentreffern flogen jeweils lange Bälle über die rheinischen Abwehrreihen zu den Fränkinnen, in beiden Fällen kam der Ball über die schnellen Außenbahnspielerinnen der in klassischen Rot-Schwarz agierenden Clubberinnen in den Strafraum und in beiden Fällen gab es eklatante Fehler in der Abstimmung zwischen Verteidigung und Kathrin Günther. So war es zunächst Nadja Burkard, welche einen Sahnetag erwischt hatte, mit ihrem persönlich allerersten Tor in der zweiten Bundesliga. Nur neun Minuten später verdoppelte Nastassja Lein den Spielstand. Trainer Florian Stein sah es so: „Wir haben den Start total verschlafen! Waren nicht im Spiel drin gewesen. Haben komplett den Zugriff aufs Spiel vermissen lassen. Förmlich jeder Ball, der aufs Tor ging, ging daher leider auch rein.“
Erst nach 20 bis 25 Minuten berappelte sich das Gästeteam und begann eigene Akzente ins Spiel zu integrieren. Was jedoch, mit einem zwei Tore Rückstand, umso schwerer war. Die athletischen Probleme auf der Außenbahn, welche sich schon in der Niederlage gegen Ingolstadt offenbarten, ermöglichten auch den dritten Treffer der Gastgeber in der 39. Spielminute. So war es abermals die starke Nadja Burkard, welche über die Mitte zu einem Torerfolg kam.
Jedoch gaben die, an Real Madrid erinnerten, komplett in Weiß spielenden Andernacherinnen, trotz eines Drei-Tore-Rückstand nicht auf. Im Gegenteil! Trotz des weiteren Treffers waren die Bäckermädchen mittlerweile im Spiel angekommen und konnten sich durch eine starke Aktion durch Maren Weingarz, welche von Julia Schermuly beliefert wurde, förmlich mit dem Halbzeitpfiff belohnen. Halbzeitstand daher 3:1.
Die Partie, welche zum Ärgernis des Gästetrainers auf dem Kunstrasenplatz des Sportpark Valznerweiher vor 116 Zuschauern bei schönsten Spätsommerwetter ausgetragen wurde, erlebte auch durch taktische und personelle Wechsel eine runderneuerte SG99. So kamen die vor Kurzem 24 Jahre gewordene Karla Engels, Comebackerin Kathrin Schermuly sowie der italienische Neueinkauf Selina Garofalo für Carolin Dillenburg, Besarta Hisenaj und Alina Wagner ins Spiel. Diese Zäsur zum Seitenwechsel veränderte das Spiel von Andernach komplett. So war man in der zweiten Halbzeit die deutlich dominantere Mannschaft. Man erzeugte Torchancen und spielte gefährliche Standards.
Umbach belohnt Andernach für starke Halbzeit!
Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis sich Andernach selbst belohnte. Anders als überall vermerkt, war es nicht Maren Weingarz, sondern Lisa Umbach, die wieder jegliche Hoffnung auf Punkte weckte. In einer tollen Individualleistung, brachte sie das Spielgerät aus dem Rückraum unhaltbar rund eine Viertelstunde vor Ablauf der regulären Spielzeit im Winkel im Tor der starken Lea Paulick unter. Trotzdem fehlte der letzte Zug zum Tor, der letzte Wille zum Punkt.
So rückte gegen Ende der Partie keine Spielwende, sondern „eine Idee“, so Trainer Stein, der jungen Schiedsrichterin Dr. med. Wiebke Frede aus Heidelberg in den Mittelpunkt. Die Spielleiterin aus dem Badischen Fußballverband, eine frisch promovierte Ärztin für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler, stellte in ihrem erst sechsten Zweitligaspiel sehr zum Unverständnis von Florian Stein Toni Hornberg in der 85. Minute vom Platz. Die bereits verwarnte Mittelstürmerin der SG99 bekam nach einem zusammentreffen mit Nürnbergs Schlussfrau Paulick eine zweifelhafte Karte. Sahen hier nicht wenige Beobachter eher ein Foul der Torhüterin. Hornberg kam in einer eins zu eins Situation aufs Tor zu gelaufen. Der Ball ging über die herauskommende Torhüterin hinweg, die Verteidigerin verschätzte sich. Dabei traf die Angreiferin, die weit vor dem Tor sich befindliche Nummer 1 der Franken. Letztlich so Stein, war dies der entscheidende Nackenschlag in einer trotz mehreren, oftmals überzogener Gelben Karten eher fairen Partie. Die in der zweiten Halbzeit dominanten Gäste, die auch in Unterzahl nicht aufgeben wollten, fingen sich jedoch beim einzigen Angriff der Gastgeber in Halbzeit zwei dann sogar noch das vierte Tor. Die wirklich gute Nadja Burkard machte mit ihrem Konter in der 89. Minute den Deckel aufs Spiel.
Fazit und Ausblick: Nach zwei Niederlagen in Folge stehen die ambitioniert gestarteten Bäckermädchen nun mit weiterhin vier Punkten und einer negativen Torbilanz von acht zu neun Toren auf einem enttäuschenden neunten Tabellenplatz. Auch wenn Trainer Stein festhält, dass es letztlich nur zwei schwache erste Halbzeiten, im Detail nur Kleinigkeiten waren, welche letztlich sechs mögliche Punkte in einer engen und harten Liga kosteten. Am kommenden Sonntag haben die Andernacherinnen erstmal wegen der Länderspielpause spielfrei. Anschließend folgt am 25. September die zweite Runde des DFB-Pokals gegen den aktuell noch punktlosen Tabellenletzten der ersten Bundesliga 1. FC Sand, bevor es nach einer weiteren Pause ins Duell gegen Rasenballsport Leipzig gehen wird. Eine Online-Übertragung wird es dann wieder, wie gewohnt, am 10. Oktober, jedoch bereits ab 11 Uhr auf www.soccerwatch.tv geben. Die gute Nachricht zum Schluss, bleibt aber von allem unangetastet: Nach sechs Wochen intensiven Bemühungen, wurde gemäß der eigenen Vorankündigung, die Spendenaktion im Bezug auf die Flutkatastophe, bei einer insgesamt sagenhaften Spendensumme in Höhe von 44.461,30 Euro, den betroffenen in den eigenen Reihen übergeben. Roland Schäfges - www.myfoto24.eu.