Team Eurorepar Autohaus Nett Motorsport

Das Ende der Durststrecke

Das Ende der Durststrecke

Jürgen Nett, Bradley Philpot und Achim Nett (vlnr) bei der Siegerehrung.Foto: Andreas Krein

Mayen. In der für Basaltlava und Schiefer bekannten Stadt an der Nette sind am Samstag vielen rennsportbegeisterten Menschen Tonnen an Steinen vom Herzen gefallen: Nach einer unsäglichen Pechsträhne in den ersten vier Saisonläufen der VLN-Langstreckenmeisterschaft 2018 am Nürburgring, hat das Team Eurorepar Autohaus Nett Motorsport im fünften Anlauf endlich sein volles Potential entfalten dürfen.

In einer stark besetzten Klasse SP2T (turboaufgeladene Rennwagen mit bis zu 1750ccm Hubraum) gelang dem Fahrertrio Jürgen Nett (Mayen), Achim Nett (Mendig) und Bradley Philpot (Bedford/GB) ein souveräner Sieg – und das pünktlich zum Saisonhighlight.

Schon der Auftakt zum „ROWE 6 Stunden ADAC Ruhr-Pokal-Rennen“ verlief optimal: Mit 9:12.568 Minuten fuhr Philpot die schnellste Zeit der Klasse und stellte den Peugeot 308 Racing Cup auf die Pole-Position.

Jürgen Nett erwischte beim Rennen dann einen perfekten Start, hielt sich aus diversen Scharmützeln in der Mercedes-Arena gekonnt heraus und kam aus der ersten Runde in der „Grünen Hölle“ mit 25 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten zurück zu Start und Ziel.

Auch in den folgenden Runden baute er diesen Vorsprung kontinuierlich aus und übergab nach 90 Minuten das Fahrzeug an Bradley Philpot. Dieser knüpfte nahtlos an die Leistung seines Teamchefs an. Schrecksekunde dann jedoch im Abschnitt Galgenkopf: Beim Ausgang zur Döttinger Höhe wurde der Brite unsanft vom späteren Gesamtsieger, dem Black Falcon Mercedes AMG GT3, angeschoben. Lediglich der exzellenten Fahrzeugbeherrschung Philpots war es zu verdanken, dass diese unnötige Aktion des Mercedes-Piloten ohne größere Folgen für die Truppe aus Mayen blieb. Philpot sprach später in den sozialen Medien vom „größten Nicht-Unfall“, den er jemals hatte.

Das Auto übergab er indes unbeschadet an Achim Nett, der seinen Teamkollegen in nichts nachstand und den Vorsprung weiter ausbaute. Gegen Ende seines Stints verweigerte dann jedoch die Servolenkung sporadisch den Dienst und Nett musste umso stärker am Volant des französischen Boliden drehen.

Entgegen der sonst üblichen Renndauer von vier Stunden ließ der veranstaltende MSC Ruhr-Blitz Bochum die Teilnehmer sechs Stunden lang die Kombination aus Sprintstrecke und Nordschleife umkreisen. Dies bedeutete, dass Jürgen Nett zu seinem zweiten Einsatz des Tages kam, und für die letzte Stunde das Steuer übernahm. Und als ob die hochsommerlichen Bedingungen den Fahrern im Cockpit nicht schon genug abverlangte, fiel die Servolenkung dann komplett aus.

Dennoch fuhr Nett weiter Zeiten auf dem Niveau der Konkurrenz. Da das Team zuvor einen komfortablen Vorsprung herausgefahren hatte, kam der 51-jährige Routinier zwei Runden vor Schluss nochmals zum Box. Bei diesem wurden jedoch weder die Reifen gewechselt, noch das Fahrzeug betankt. Vielmehr nutzte der Fahrer den Stopp als Trinkpause, um den Flüssigkeitshaushalt für die letzten 50 km zu regeln. Der Begriff der „Durststrecke“ bekam also eine ganz neue Dimension.

Kurz nach 18 Uhr überfuhr Jürgen Nett dann unter den Augen der an der Boxenmauer jubelnden Mannschaft die Ziellinie. Im Parc Fermé blieb der VLN-Gesamtsieger erst einmal minutenlang im Auto sitzen, um sich von den Strapazen zu erholen. „Es war definitiv eins meiner härtesten Rennen“, gab er später zu Protokoll. „Ein Verdienter Sieg für das gesamte Team, das in der bisherigen Saison vom Pech verfolgt war“. Sein Bruder Achim lobte insbesondere die Michelin-Reifen. „Das Handling des Fahrzeugs hat sich seit dem Wechsel des Reifenausrüsters enorm verbessert.“

Andreas Krein