Die 43-jährige Daniela Scheller aus Wierschem hat in ihrer Motorsport-Karriere noch viel vor

Die Zeit des Kuchenbackens ist vorbei

Die Zeit des Kuchenbackens ist vorbei

Ein Herz und eine Seele: Daniela Scheller mit ihrer Tochter Beverly, mit einer Miss-Wahl fing alles an.Fotos: -SK-

Die Zeit des Kuchenbackens ist vorbei

Mit einem Citroen 1,6 16 V VTS wird sie bei vier von fünf NAVC-Rennen starten.

Die Zeit des Kuchenbackens ist vorbei

Gewohntes Terrain: Daniela Scheller mit einem gelben VW Lupo bei Einstellfahrten auf der Nordschleife des Nürburgrings.

Die Zeit des Kuchenbackens ist vorbei

Daniela Scheller im Cockpit.

Die Zeit des Kuchenbackens ist vorbei

Unterwegs in einem schwarzen Opel Corsa B.

Wierschem. Die Rundstrecken-Challenge Nürburgring (RCN), die seit den sechziger Jahren in erster Linie auf der Nürburgring-Nordschleife ausgetragen wird, gilt als älteste Serie für Tourenwagen-Motorsport in Deutschland. Die insgesamt neun Rennen im Jahr 2019 (von März bis Oktober) laufen jeweils über eine Distanz von mehr als 300 Kilometern. Dabei handelt es sich um eine Leistungsprüfung, ähnlich wie bei einer Rallye wird in Sprintrunden gegen die Uhr gefahren und nicht um Positionen auf der Strecke gekämpft, was das Risiko von Kollisionen verringert und die Kosten senkt.

Am Start ist in diesem Jahr auch die 43-jährige Daniela Scheller aus der 360-Seelen-Gemeinde Wierschem, im Dunstkreis der weltberühmten Burg Eltz und der Stadt Münstermaifeld in der Verbandsgemeinde Maifeld gelegen. Zumindest in vier der neun Rennen, wenn es nach ihrem Willen geht. Am Samstag, 4. Mai, will sie bei der „Westfalen Trophy“ (verschiedene Motorsportclubs organisieren die Rennen) auf einem VW Lupo des Kaifenheimer Rennstalls „Sharky Racing and friends“ an der Startlinie stehen. „Ich würde gern häufiger dabei sein, aber das ist alles eine Frage des Geldes“, weiß Daniela Scheller ihre Lage richtig einzuschätzen.

Wenn sie in diesem Jahr drei Ergebnisse unter den ersten 75 abliefert, erhält sie die Nordschleifen-Zulassung. Und könnte damit ihren kleinen Traum verwirklichen, einen Start bei der Veedol Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN). Oder sogar beim traditionsreichen 24-Stunden-Rennen auf einer der berühmtesten Strecken der Welt. „Das ist ihr ganz großes Ziel. Sie ist sehr ehrgeizig und willensstark“, charakterisiert Tochter Beverly ihre Mutter. „Wenn sie sich eine Sache in den Kopf gesetzt hat, dann hört sie nicht auf, bis sie es endlich geschafft hat.“

Zusammen mit ihrer Mutter Daniela, den beiden Hunden Pablo und Hugo sowie den beiden Katzen Luzy und Coucou lebt die 21-Jährige, die im benachbarten Münstermaifeld eine Ausbildung zur Altenpflegerin absolviert, in einem kleinen Häuschen in der Wierschemer Kirchgasse. Sie war es auch, die ihre Mutter indirekt zum Motorsport brachte: Bei der Super-Cars-Rallye 2016 mit Zieleinlauf in Adenau war sie 2016 unter 300 Bewerberinnen als eines von 20 Grid Girls auserkoren worden und hatte sich anschließend bei der Miss-Wahl durchsetzen können.

Zum Auftakt fuhr sie die

„Lady Cabriolet Rallye“

Danach nahmen die Dinge ihren Lauf, getreu dem Motto: sehen und gesehen werden. Das Team „Manheller Racing“ aus Meuspath wurde auf das „Damen-Doppel“ aus Wierschem aufmerksam, fortan fungierten die beiden als VLN-Helfer in der Box. Zum Auftakt ihrer Motorsport-Karriere entschied Daniela Scheller im gleichen Jahr die „Lady Cabriolet Rallye“, eine Orientierungsfahrt von Mayen zum Schloss Liebig, für sich. Mit ihrer Tochter Beverly als Beifahrerin. Daniela Scheller, die bei einem Andernacher Zahntechnik-Labor für die Buchhaltung zuständig ist, hatte endlich Blut geleckt.

Infiziert vom Motorsport-Virus ist Daniela Scheller allerdings schon lange. Am 20. März 1976 in Solingen geboren, „bin ich in einer Autoschrauber-Clique groß geworden“, so die gelernte Pferdewirtin, die auch das Reiten weiterhin zu ihren Hobbys zählt. „In meiner Teenie-Zeit habe ich mich nachts aus dem Haus geschlichen und bin in aufgemotzten Autos, tiefer gelegt und mit Käfig, durch die Gegend gefahren.“ 2019 fährt sie mit einem eigenhändig umgebauten Auto durch die Gegend, einem Citroen 1,6 16 V VTS, der auch über eine Straßenzulassung verfügt. Mit ihm will sie bei vier von fünf Rennen des Nationalen Auto- und Verkehrsclubs (NAVC) starten und nur die Veranstaltung in Tschechien aus finanziellen Gründen auslassen. 2018 hatte sie bei dieser Serie mit einem Opel Corsa immerhin zwei Mal den dritten Platz belegt.

„Zum Reinschnuppern war das für mich die ideale Lösung“, verdeutlicht Daniela Scheller. „Das Hauptaugenmerk liegt in diesem Jahr allerdings auf der RCN. Noch bin ich eine kleine brave Hausfrau ohne Namen und ohne Bedeutung.“ Den Leuten, die sie nur milde belächeln und denken, „back mal besser Kuchen und lass das Autofahren sein“, will sie es in der Zukunft zeigen. Das leidige Problem: die Finanzen. 10.000 Euro kostet Daniela Scheller eine komplette Saison, RCN und NAVC zusammengerechnet. Bisher hat sie nur ein Online-Versicherungsportal mit Sitz in Hannover (www.clickvers.de) als Sponsor heranziehen können. Werbeflächen auf dem Auto und auf dem Rennanzug gibt es genug. Weitere Informationen unter danielascheller.ds@gmail.com.