TV Urbar - Zagora Sahara Trail

Einmal Sahara und zurück

05.12.2022 - 09:22

Urbar. Der Wind bläst den feinen Sand über den Kamm der Sanddünen. Frank Hardt befindet sich eine Autostunde südlich von M`hamid, unweit der Algerischen Grenze, im Süden von Marokko. Der Vierradantrieb hat schon seit 20 Kilometern keinen Asphalt mehr gesehen. Um ihn herum ist es still. In der Wüste ist kein einziges Geräusch auszumachen. Zeit, den letzten Tag noch einmal Revue passieren zu lassen.

Nach einigen erfolgreichen Läufen 2022 wollte Frank Hardt vom TV Urbar eigentlich in die Winterpause, was die Wettkämpfe betrifft, aber er bekam ein Angebot von einem bekannten Ultraläufer für eine außergewöhnliche Tour, die er sich nicht entgehen lassen wollte. Es sollte zu einem Wüstenlauf nach Marokko gehen. Er überlegte nicht lange und sagte natürlich direkt zu. Die Tour wurde bis ins winzigste Detail geplant, doch in Afrika kommt es immer anders als man denkt. Um vorweg zu greifen, alle Pläne wurden bis auf das Letzte über Bord geworfen. Zunächst ging es jedoch nach der ersten Nacht mit dem Auto von Marrakesch in das acht Stunden entfernte Zagora, denn hier sollte der Lauf stattfinden. Übernachtet wurde dort in einer Herberge des bekannten marokkanischen Läufers Mohammed El Morabity, der schon mehrfach in den Top 3 des Marathon des Sables sein Können unter Beweis stellte.

Sonntagmorgen gegen 8.35 Uhr hatten sich alle Läufer/innen unter dem Startbanner am ausgetrockneten Flussbett des Draa, ein über tausend Meter langes Tal, nahe der algerischen Grenze, versammelt. Bis auf wenige Ausnahmen kam die Mehrzahl der Teilnehmer/innen aus Marokko. Zur Auswahl standen 10 km, 26 km oder die längste Distanz von 52 km, bei welcher zwei Runden gelaufen werden sollten. Frank hatte sich für die längste Distanz entschieden. Zu welcher Zeit der Startschuss genau fallen sollte, konnte keiner so richtig sagen. Gerechnet wurde mit 9 Uhr morgens, sodass alle Distanzen zur gleichen Zeit starten würden. Doch plötzlich startete das ganze Feld, wie aus heiterem Himmel, vor der geplanten Zeit, da alle Offiziellen bereits vor Ort waren. In Afrika kommt es eben immer anders als man denkt. Bei noch recht niedrigen Temperaturen um die zehn Grad Celsius, ging es für Frank über die Hauptstraße von Zagora. Schon nach den ersten Kilometern führte ein steiler Pfad auf den Berg Zagora hinauf, wo 240 Höhenmeter von den Läufer/innen überwunden werden mussten. Die meisten Läufer/innen schossen wie von der Tarantel gestochen beim Start los, um schon nach kurzer Zeit wieder in ein Gehtempo zu verfallen. Zum Hintergrund muss man sagen, dass viele Jugendliche hier umsonst starten dürfen, wodurch vor Jahren die Top-Läufer/innen Marokkos entdeckt wurden. Wie viele Läufer/innen genau die 52 km laufen sollten, konnte man auf den ersten Blick nicht erkennen. Nach sechs Kilometern führte die Strecke durch eine Steinwüste, in der sich das Feld der Teilnehmer/ innen schon deutlich auseinandergezogen hatte. Frank Hardt war zusammen mit einem weiteren Deutschen und einer Schweizerin unterwegs. Vor ihnen und hinter Ihnen war schon längere Zeit, kein Läufer und keine Läuferin mehr zu sehen. Im weiteren Verlauf ging es durch eine Oase, in der verschlungene Wege begrenzt durch Lehmmauern, die ein oder andere Abzweigung gleich aussehen ließen. Als Frank die Wasserstation bei Kilometer 18 passierte, änderte sich der Untergrund und das zuvor hauptsächlich aus Lehmboden bestandene Terrain ging nun in feinen Sand über, der zu großen Dünen aufgestaut lag. Das Anfangstempo von knapp 10 km/h wurde nun merklich verlangsamt und selbst die kleine Dreiergruppe war dadurch auseinandergerissen. Frank war ab sofort alleine unterwegs. Nach 26 km lief er über die Brücke das Draa, wonach auf die Läufer/innen erneut der Berg Zagora wartete, der damit ein zweites Mal passiert werden sollte. Dieser Brocken, war jetzt schwieriger zu erklimmen als noch beim ersten Mal. Die Temperatur war mittlerweile auf 34 Grad Celsius gestiegen. Durch die Windstille und die nicht vorhandene Luftfeuchtigkeit kam der Körper nicht richtig ins Schwitzen und der Kühleffekt konnte somit nicht einsetzen, wodurch es zunehmend anstrengender wurde. Als Frank Hardt wieder durch die Steinwüste lief, flimmerte die Luft im Tal. „OK, Augen zu und durch!“, sagte er sich. „Jetzt kommt der schwierige Teil.“ Wenn er sich langsam vorwärts wagte, war die Anstrengung nicht so groß und der Körper erhitzte nicht so schnell. Allerdings wäre man dann auch deutlich länger unterwegs und damit einer andauernden Hitze ausgesetzt. Der Weg, der durch die Oase verlief, lag in der ersten Runde durch die Dattelpalmen im Schatten. Nun brannte die Sonne senkrecht auf die Läufer/innen herunter. Das Gefühl die Sanddünen zu erklimmen, glich dem Besteigen einer endlosen Rolltreppe im Kaufhaus, bei der man sich versehentlich für die falsche Richtung entschieden hat. Doch mit der Zeit war das Ziel immer greifbarer und er bog auf die Straße neben dem ausgetrockneten Flussbett ein. Nach acht Stunden hatte er das Ziel erreicht. Wie viele Läufer/ innen teilgenommen oder aufgegeben hatten, war leider nicht ersichtlich. Zwanzig Minuten nach dem Zieleinlauf war dann die Überraschung groß als Frank plötzlich von dem Veranstalter aufgerufen wurde. Er hatte den dritten Platz auf der Strecke von 52 Kilometern gemacht. Begleitet von traditioneller Musik wurden die Sieger/innen der jeweiligen Distanzen geehrt und das offizielle Händeschütteln wurde auf Zelluloid gebrannt. Am Abend ließ sich die kleine Gruppe deutschsprachiger Läufer, die mit Frank reiste, in der Herberge nieder und ließ den erfolgreichen Tag Revue passieren. Die folgenden Tage wurden gemeinsam geplant. Es sollte noch weiter nach Süden in die Wüste gehen. Hier verbrachten alle noch ein paar schöne Tage in einem Zeltlager inmitten der Sanddünen unter einem grandiosen Sternenhimmel.

Der Zagora Sahara Trail war insgesamt eine gelungene Veranstaltung, die von Lahcen Ahansal organisiert wurde. Bestand die Versorgung der Teilnehmer/ innen während des Laufes hauptsächlich aus regionalen Früchten wie Datteln oder Orangen, so wurde während des Wüstentrips die kulinarischen Highlights der marokkanischen Küche genossen. Letztendlich war es ein kleines Abenteuer und bestimmt nicht das letzte.

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