2. Bundesliga Damen: Für die Bäckermädchen ist die Saison nun offiziell beendet

„Klassenerhalt erreicht, Saison beendet!“

„Klassenerhalt erreicht, Saison beendet!“

Genau vor einem Jahr, konnte der Aufstieg in die zweite Bundesliga gegen Union Berlin gefeiert werden.

„Klassenerhalt erreicht, Saison beendet!“

Das Stadion in Andernach wird noch für unbekannte Zeit keine Heimspiele der SG99 erleben. Fotos: Roland Schäfges - www.myfoto24.eu

Andernach. Die internationale Fußballwelt hat fast drei Monate wegen der weltweiten Corona-Pandemie still gestanden. Und natürlich ruhte dabei auch der Ball im Frauenfußball und damit auch in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Während die großen deutschen Profi-Ligen im Männerfußball, vor allem dank eines ausgetüftelten und komplexen Hygienekonzept der DFL als weltweit erste bedeutsame Meisterschaften überhaupt wieder starten konnten, musste man den Spielbetrieb bei der vom DFB geführten Zweiten Frauen-Bundesliga jetzt jedoch beenden.

Dies hat der außerordentliche DFB-Bundestag in Frankfurt beschlossen. Gewertet wird jetzt die Tabelle nach dem am 29. Februar und 1. März ausgespielten 16. Spieltag.

Bremen wird Meister,

SG99 bleibt drin!

Es wurde beschlossen, dass der SV Werder Bremen als dominantes Team der Saison und der Tabellenvierte SV Meppen in die erste Liga aufsteigen dürfen. Meppen profitiert davon, dass die zweiten Mannschaften der Profiteams natürlich nicht aufsteigen können und man daher immer die nächste Mannschaft mit dem Aufstieg belohnt, dessen erste Mannschaft nicht in der darüber stehenden Liga spielt.

Andernach, welche die Saison auf einem elften Platz abschließt, punktgleich mit dem 1. FC Saarbrücken auf Platz 12, hat damit das sportliche Minimalziel und damit erstmalig auch den Klassenerhalt erreicht. Dass die Zweite Bundesliga aufgrund der Gesamtsituation im Jahr 2020 gar keine Absteiger verzeichnen wird, ist daher sekundär für die Bäckermädchen, jedoch eine gute Nachricht für Saarbrücken, die zweite Mannschaft des 1. FFC Frankfurt und der Arminia aus Bielefeld. Ferner wird es so sein, dass aus den Regionalligen bis zu fünf Teams hochkommen könnten, womit das Unterhaus des deutschen Frauenfußballs entweder entsprechend auf bis zu 19 Teams aufgestockt oder unter Umständen sogar übergangsweise wieder zweigeteilt werden könnte.

SG99 Saison war Solide!

Es war für die Bäckermädchen eine aufregende Saison mit vielen Höhen und Tiefen. Jedoch muss man positiv bemerken, dass man nach einem überzeugenden 2:0-Heimsieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim II am 25. August und dem spektakulären 1:6 Sieg in Frankfurt am vierten Spieltag bis zum 16. Spieltag, als man unglücklich 2:3 gegen eben jene TSG verlor, die komplette Hinrunde im gesicherten Mittelfeld unterwegs war und man auf die Abstiegsplätze immer nur mit einem Auge schielen musste. Dass der Saisonabbruch alternativlos ist, bestätigte gegenüber BLICK aktuell auch der 31-jährige Andernacher Neutrainer Florian Stein. Der gut ausgebildete bisherige Trainer der U19 Auswahlmannschaft des Fußballverband Rheinland, welcher beruflich als Grundschullehrer tätig ist, so wurde kurz nach dem Saison-Stopp durch die SG99 im März verkündet, übernimmt für die neue Zweitliga-Saison im gleichberechtigten Doppel mit der bisherigen Cheftrainerin Isabelle Stümper (33) die Geschicke in der Mannschaft. Diese Konstellation ist daher richtig und wichtig geworden, da so die langjährige Bundesliga-Spielerin nach der Geburt ihrer Tochter eine entsprechende Entlastung bekommt und man ebenso auch neue Impulse in die Mannschaft geben kann. Dafür wechselt der bisherige Teamchef, der 64-jährige Karl-Peter Stümper nach sieben Jahren im Trainerteam, nun auf eine organisatorische und beratende Rolle im Mannschaftsgefüge.

Neues rund um das Team

Aber zurück zum Saisonabbruch: Florian Stein erklärte es gegenüber unserer Zeitung wie folgt: „Natürlich war die Entscheidung für uns jetzt nicht mehr überraschend! Und man muss auch sagen, dass diese Entscheidung die einzig Richtige war. Es wäre gar nicht möglich gewesen, in unserer Liga das Hygienekonzept des professionellen Männerfussballs zu adaptieren. Daher ist es zwar natürlich für alle beteiligten Schade, nun keinen richtigen Abschluss für die Saison gefundenzuhaben, jedoch können wir als Amateurverein nicht unsere Mannschaft zum Beispiel in eine Quarantäne schicken oder Unmögliches Verlangen!“

Dazu muss man Wissen, dass viele Spielerinnen neben dem professionell gelebten Fußballsport ganz normale Berufe haben oder die jüngeren Spielerinnen teilweise noch studieren oder gar noch zur Schule gehen. So schrieb die 18-jährige SG99-Stürmerin Hannah Ackermann faktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Mülheim-Kärlich noch vor Kurzem ihr Abitur. Durch die aktuellen Umstände hätten daher zwar sicherlich viele Spielerinnen auch unter der Woche grundsätzlich zur Verfügung gestanden, auch für die maximal nur 250 km entfernten Auswärtsspiele gegen Gütersloh, Saarbrücken und Mönchengladbach, welche teilweise unter der Woche ausgetragen worden wären, wäre die Saison weitergegangen. Jedoch gehört auch zur Wahrheit, dass keine der Spielerinnen im Kader der SG99 Berufsfußballerinnen sind. Weswegen die Spielerinnen auch nur maximal 400 Euro Aufwandsentschädigung pro Monat bekommen und es einfach zu viel verlangt gewesen wäre, eine Quarantäne wie in der Ersten Liga der Herren durchzuführen. Mit der Saison war auch A-Lizenz-Inhaber Florian Stein sehr zufrieden: „Ich bin davon überzeugt, dass wir auch die Liga gehalten hätten, hätte man die Spiele trotzdem oder normal ausgetragen. Die Mannschaft hat gut funktioniert. Wir haben eine schlagkräftige Truppe gehabt!“ Insofern sagt auch Isabelle Stümper, Trainerin der Bäckermädchen, in einem Statement vom Verein folgerichtig: „Die Mädels haben sich den Klassenerhalt absolut verdient. Wir freuen uns schon jetzt auf die kommende Saison.“ Und diese wird gerade in aller Ruhe und mit viel Weitblick vom Trainerteam und dem gut vernetzten Manager Bodo Heinemann vorbereitet. Als eines der ersten Teams der Liga konnte die SG 99 reduziert und in Kleingruppen, unter strengen Hygieneanforderungen, nach einer Ausnahmegenehmigung für Wettbewerbsmannschaften, auf dem Kunstrasen trainieren. Womit es auch möglich war, bereits in den letzen fünf Einheiten, auch Probe- und Gastspielerinnen sich für die neue Saison anzuschauen. Am vergangenen Donnerstag fand im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten dann auch noch ein letztes Probetraining für potenzielle Neuzugänge im Andernacher Stadion auf dem Programm, womit auch die Kaderbildung für die anstehenden Herausforderungen rasch vorangetrieben werden kann. Dabei stellte der neue Trainer auch direkt klar: „Es gibt keinen Umbruch im Team. Die Mannschaft hat sich in der Liga bewehrt. Wir haben die Pause genutzt, um mit allen Spielerinnen entsprechende Gespräche zu führen. Und zu unserer großen Freude werden die meisten Spielerinnen uns auch erhalten bleiben.

Natürlich werden wir uns punktuell, hier und da auch verstärken oder verändern müssen. Aber unser Konzept bleibt klar! Wir wollen weiterhin auf junge Talente aus dem Rheinland setzen, die dann durch erfahrene Spielerinnen unterstützt werden.“ Verzichten müssen, wird der neue Trainer jedoch auf eine der bekanntesten und erfahrensten Spielerinnen des Teams. Die 30-jährige Abwehrchefin und Kapitänin Eva Langenfeld wird 14 Jahre nach Ihrem Debüt beim 6:1 gegen den FFC Brauweiler Pulheim in der Eliteklasse, nach zwölf Erstliga Partien und 81 Spielen in der Zweiten Bundesliga für SC07 Bad Neuenahr und der SG99 Andernach, ihre Spielerkarriere beenden. Die allseits beliebte Nummer 15 der Bäckermädchen wird jedoch in einer anderen Aufgabe dem Team erhalten bleiben.

Finanzielle Planung steht!

Aber nicht nur die Spielerinnen wollen dem Verein treu bleiben, auch die Fans stehen treu zum Verein! Wie das Ergebnis folgender Aktion beweist! Um die Folgen der Corona-Pandemie was abzufedern, rief das Team seine Anhänger im Internet dazu auf, mindestens 19,99 Euro zu spenden. Bei der Aktion „Heimatliebe“ wurde unter allen Spendern 25 tolle Preise wie einzigartige Unikate der SG99 und Eintrittskarten verlost. So kamen letztlich 6274,72 Euro durch 138 Einzelspender für den Verein zusammen.

Aber nicht nur im Bezug auf die Organisation und Klärung bezüglich aller Corona-Umstände und Probleme war Manager Bodo Heinemann sehr fleißig und umtriebig unterwegs. Auch finanziell wird in der neuen Saison der Verein weiterhin auf gesunden Füßen stehen. So konnte erst kürzlich Stolz verkündet werden, dass Lotto Rheinland-Pfalz, seit 2014 Trikotsponsor der Andernacher Fußball-Frauen, dem Zweitligisten auch weiterhin als zuverlässiger und kompetenter Partner zur Seite stehen wird. Roland Schäfges -

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