Im Finale des Rheinland-Pokals traf in Baar der SV Holzbach auf die Bäckermädchen der SG99 Andernach

SG99-Fußballerinnen gewannen dasFVR-Double und wollen jetzt noch mehr!

SG99-Fußballerinnen gewannen das
FVR-Double und wollen jetzt noch mehr!

Da ist das Ding! Nach dem fünften Titel in vier Jahren schenkte Präsident Desch der SG99 den nunmehr ehemaligen Wanderpokal.Foto: Roland Schäfges - www.myfoto24.eu

Baar-Wanderath. Bei sommerlichen Temperaturen von rund 20 Grad und dem ein oder anderen kalten Windstoß trafen auf dem Hocheifelplateau von Baar im dortigen, piekfeinen Sportpark vor rund 250 Zuschauern der frischgebackene Regionalliga-Meister SG 99 Andernach und der abgestiegene Vorletzte SV Holzbach zum Kräftemessen im Rheinland-Pokal aufeinander. Dieses Kräftemessen zwischen „David und Goliath“, was von den Fans lange herbeigefiebert worden ist, entwickelte sich zu einem sehr ansehnlichen Spiel, bei welchem sich aber schlussendlich dann doch der Favorit sich durchgesetzt hat.

Die im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der DJK Baar 1969 e.V. als Highlight ausgetragene Partie entwickelte sich aber nicht so eindeutig, wie die Auflage vom 21. Mai 2017, als sich die Andernacher Bäckermädchen in Altenkirchen mit 9:0 gegen Holzbach durchsetzen konnten. „Ich fand das Spiel sehr spannend, da es lange 2:1 stand. Man hat gesehen, dass die Mannschaften zwar in verschiedenen Tabellenregionen zu Hause sind. Aber das dies für ein solches Pokalfinale wenig zu bedeuten hat, ist ja auch allgemein bekannt. Hätte zum Beispiel Holzbach am Anfang mit ihrer großen Chance das 1:0 gemacht, wäre dieses Spiel sicher ganz anders verlaufen.“, konstatierte Walter Desch, der Präsident des Fußballverbandes Rheinland.

In der Tat verlief die Begegnung zwischen dem Regionalliga-Meister aus Andernach und dem Regionalliga-Absteiger SV Holzbach enger, als das im Vorfeld zu erwarten war. Zwar waren die Mädels vom Rhein in der ersten Hälfte das überlegene Team und gingen durch einen schön rausgespielten Treffer von Sarah Krumscheid in der 14. Minute in Führung. Jedoch erst, nachdem man nur mit viel Glück nicht in Rückstand geraten war.

Spannung bis zum Schluss

Das Spiel war für die meisten dann aber bereits nach rund 25 Minuten entschieden. Zur Hälfte der ersten Halbzeit wurde Antonia Hornberg im Strafraum durch einen schwer zu sehenden Kontakt niedergelegt. Dazu die souveräne Spielleiterin Helena Euskirchen aus Mendig. „Für mich ein klares Ding und dabei noch so was von unnötig! Die SVH-Spielerin hatte doch gar keine Chance mehr, an den Ball zu kommen. Der Ball wäre sicher ins Toraus gegangen. Doch die Verteidigerin tritt der Angreiferin in die Hacken. Den musste ich dann einfach pfeifen!“

Der daraus resultierende Foulelfmeter verwandelte dann Eva Langenfeld zielsicher zur 2:0-Führung. Doch trotz der überlegenen ersten Halbzeit der Mittelrheinländerinnen hatten auch die Hunsrückerinnen immer mal wieder ihre Gelegenheiten. Eine dieser Chancen nutze in der Nachspielzeit der ersten Hälfte die 35-jährige Michaela Blatt. Eine der vielen Unachtsamkeit in der gegnerischen Abwehr sorgte für einen Anschlusstreffer, der der Partie bis kurz vor dem Ende ihre Spannung verlieh.

Blatt, welche nach diesem Spiel Ihre Karriere beendet hat, sagte gegenüber BLICK aktuell: „Wir sind hier natürlich angereist als die Underdogs! Jeder hat im Vorfeld Andernach als Sieger gesehen. Aber wir haben uns voll rein gehangen, gekämpft, haben alles bis zum Schluss gegeben. Dass ich natürlich in meinem letzten Spiel nochmal treffe, war natürlich besonders schön für mich.“

Dass es überhaupt zu diesem letzten Karrieretor kommen konnte, lag an den vielen Fehlern der Andernacher Abwehr. „Wir hatten über das komplette Spiel verteilt eine hohe Fehlpassquote. Ja, wir haben zwischendrin auch mal schön gespielt, gerade in der ersten Halbzeit. Jedoch hat oft der letzte Pass gefehlt. Wir hatten einen unsauberen Spielaufbau, erlaubten uns zu große Abstände zum Gegenspieler und machten unter dem Strich viele individuelle Fehler,“ so die Spielertrainerin der SG99 Isabelle Stümper.

Durch dieses Tor war die Begegnung bis kurz vor Ende offen, wobei klare Chancen nur aufseiten der Andernacherinnen zu verbuchen waren. Isabelle Stümper selbst, in der 66. so wie in der 77. Minute, und auch Lisa Umbach in der 83. Minute verpassten bei guten Torschüssen das 3:1. Dieses erzielte Antonia Hornberg, die im Verlauf des Spiels sehr viel einstecken musste, drei Minuten vor dem Ende. Ein Tor, das aber aufseiten von Holzbach für viel Kritik sorgte.

Diskussion um

das entscheidende 3:1

Die verletzte Spielertrainerin Hanna-Lena Diel. „Wir waren am Drücken, hätten den Ausgleich erzielen können und dann passiert im Mittelfeld eine sehr strittige Szene. Da hätte man pfeifen können und das 3:1 wäre in der Form nicht gefallen. Ich sag es mal so: Es gab heute einige Szenen, wo man die Schiedsrichterleistung kritisieren konnte.“

Kritik, welche die Spielleiterin nicht nachvollziehen konnte. „Da war zwar ein Foul, aber nicht von Seiten der Andernacher. Ich habe bewusst Vorteil gegeben, da die Spielerin von Holzbach ohne ersichtlichen Grund zu Boden geht, sich darüber ärgert und dann beim Fallen der Andernacherin noch einen mit gibt.“

Aber auch die Torschützin selbst hatte etwas zu kritisieren. „Es war heute ein sehr ausgeglichenes Spiel, aber so sind die Pokalspiele halt. Zufrieden mit meiner und unserer Leistung bin ich jedoch absolut nicht, auch wenn ich am Ende das womöglich entscheidende Tor gemacht habe,“ so Antonia Hornberg. „Holzbach hat ein gutes Spiel gemacht und uns einen großen Kampf geliefert“, meinte Andernachs Trainer Karl-Peter Stümper. „Unser Sieg ist aber hochverdient, auch wenn wir viele klare Chancen ausgelassen haben.“ Tochter Isabelle sieht es ähnlich: „Vom Ergebnis sind wir zufrieden, wir haben das Double geholt, welches wir uns vorgenommen haben. Spielerisch jedoch waren wir nicht zufrieden. Aber egal! Ich bin vor allem darüber froh, dass wir keine weiteren Verletzten bekommen haben und wir unsere angeschlagenen Spielerinnen durch das Spiel bekommen haben. Sicherlich waren wir mit den Köpfen auch bereits schon in Berlin. Für den DFB-Pokal waren wir bereits qualifiziert. Jetzt geht es um den Aufstieg ins Bundesliga Unterhaus.“

So war auch Holzbachs Trainerin Hanna Lena Diel am Ende auch nicht ganz unzufrieden: „Natürlich ist eine Niederlage in einem Endspiel immer ein bisschen bitter. Aber wir haben uns sehr gut präsentiert und gezeigt, dass wir nicht in die Rheinlandliga gehören. Wir hatten Andernach noch nie so nah am Rande einer Niederlage. Ich bin wirklich stolz auf meine Mädels.“

Die Holzbacher-Kritik an der Schiedsrichterin teilten aber nicht alle! „Beide Teams haben doch wirklich fair gespielt! Die Partie war aber auch heute in sehr guten Händen bei der heutigen Schiedsrichterin Helena Euskirchen, die von Franziska Hilger und Lea Hetger assistiert wurde.

Das heute war beste Werbung für den Frauenfußball,“ analysiert Präsident Desch „Jetzt kann man den Mädels aus Andernach nur wünschen, dass sie keine Angst vor großen Namen haben,“ sagt der Funktionär und spielt damit auf die 2 Liga-Relegation gegen Union Berlin an. Aber auch für den Gastgeber aus der Vordereifel hat der Verbandschef ein gutes Zeugnis: Die DJK Baar hat alles sehr professionell ausgerichtet. Wir waren gerne hier. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung!“

Roland Schäfges -

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