2. Bundesliga Damen: Starkes Spiel der SG99 gegen den Tabellenführer Köln bleibt unbelohnt

„Vize-Herbstmeister“verliert gegen den Spitzenreiter

„Vize-Herbstmeister“
verliert gegen den Spitzenreiter

Hart aber fair. Die als Comedy-Künstlerin und Musikerin bekannte Schweizer Nationalspielerin Rachel Rinast fliegt hier über Karla Engels.Fotos: Roland Schäfges - www.myfoto24.eu

„Vize-Herbstmeister“
verliert gegen den Spitzenreiter

Toni Hornberg wie man sie kennt. Mit vollem Einsatz will Sie den Ball im Spiel halten.

Andernach. Die im Vorfeld irgendwie schon eingeplante Niederlage hätte es am Ende nicht sein müssen. Das ist knapp gesagt die Erkenntnis für die Bäckermädchen nach dem letzten Spiel der Hinrunde gegen den souveränen Spitzenreiter der 2. Frauen-Bundesliga 1. FC Köln. Die Gäste aus der rund 100 km nördlich gelegenen Rheinmetropole waren über weite Strecken durch die Spielerinnen der SG99 sehr gefordert. Trotzdem gewannen am Ende abermals die Mädels vom Geißbockheim, wenn auch eher glücklich.

Man bemerkte, dass das spielfreie Wochenende den Fußballerinnen der SG99 Andernach ausgesprochen gutgetan hat. Sie wirkten wieder frischer im Kopf und in den Beinen, nachdem Sie zuvor vier Pflichtspiele in der Liga plus das schwere DFB-Pokal Viertelfinale gegen die Eintracht aus Frankfurt binnen 14 Tagen absolvieren mussten.

Trotzdem schwebte ein Thema belastend über das komplette Team. Die schwere Verletzung von Rückhalt Jana Theisen im letzten Heimspiel gegen die zweite Mannschaft von Frankfurt. Im Spiel vor 14 Tagen zog sie sich ohne Fremdeinwirkung, wie der Verein bekanntgegeben hat, einen schweren Kreuzbandriss zu, welcher in rund zwei Wochen operiert werden wird. Nach der Einschätzung von Experten dauert der Heilungsverlauf bis zum Comeback je nach Verletzungsbild mindestens sechs bis acht Monate. Was also ein Comeback in diesem Kalenderjahr förmlich ausschließt. In Anbetracht dieser Tatsache entschloss sich das Team, um die arme Jana aufzuheitern, das Aufwärmen in extra gestalteten T-Shirts mit dem Aufdruck „Wir für dich „1“ #VAMOS“ zu absolvieren.

Aber auch die mit großen Namen besetzten Kölnerinnen, die mit drei Auf- und gleich vielen Abstiegen eine echte Fahrstuhlmannschaft zwischen den Ligen geworden sind, klagen zurecht über diverse Personalprobleme. Beispiel? Die im Stadion ebenfalls anwesende, erst 28-jährige Lena Lotzen, immerhin 25-malige Nationalspielerin und mit den Bayern zweimaliger Meister und Pokalsieger im Jahr 2012, musste, ohne je ein Spiel für die Kölner absolviert zu haben, vor einigen Tagen nach ihrem dritten Kreuzbandriss Ihre Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängen.

1. Halbzeit geht klar an Köln

Ohne die etablierte Nummer 1, aber mit dem ebenfalls zuverlässigen Rückhalt Kathrin Günther ging es also nun in die Partie gegen den Liga-Primus. Als neue Ersatztorhüterin zog das Trainerteam die erst im Winter verpflichtende Antonia Lewentz von der zweiten Mannschaft ins Profiteam hoch. In der Abwehr davor spielten wie gewohnt Karla Engels, Marie Schäfer, Magdalena Schumacher sowie Alina Wagner (ausgewechselt in der 89. Minute für Weinel), welche abermals für Sicherheit und den Spielaufbau sorgen sollten. Das Mittelfeld war mit der Ex-Kölnerin Vanessa Zilligen und Kathrin Schermuly (88. Poppe) in der hinteren Reihe und mit Besarta Hisenaj, Lisa Umbach und der in der 74. Minute für Stürmern Laura Weißenfels ausgewechselte Carolin Asteroth in der vorderen Reihe besetzt. Im Sturm zauberte und flog wie gewohnt die führende in der Torjägerliste der 2. Bundesliga Antonia Hornberg.

Die Gäste legten los wie die Feuerwehr. Bereits nach wenigen Sekunden stand nach einem Pass von Amber Barret die Ex-Bayernspielerin Mandy Islacker frei vor dem Tor der Gastgeber. Die Glück hatten, dass die ehemalige Nationalstürmerin den Ball nicht richtig traf und somit den Ball knapp am Tor vorbei schob. Insgesamt wirkte die SG99 in der ersten Halbzeit irritiert vom schnellen und flüssigen Kombinationsspiel, sowie dem gekonnten Stellungswechsel der Gäste. Trotzdem gelang es ihnen, so manchen Zweikampf für sich zu gewinnen, um so größeren Schaden zu vermeiden.

In der siebten Spielminute vergab dann Linksverteidigerin Alina Wagner die einzige nennenswerte Chance für Andernach in der ersten Halbzeit. Nach einem gut gespielten Befreiungskonter ballerte sie den Ball knapp übers Tor. „Womöglich wäre es besser gewesen, hätte sie noch quer zur freistehenden Toni Hornberg gepasst“, analysierte nach dem Spiel Trainer Stein.

Nach einer Ecke in der 16. Minute zeigte sich aber dann die individuelle Klasse der Domstädterinnen. Als die SG99 den Ball nicht aus dem Strafraum bekam und zusätzlich noch Ex-FC-Spielerin Zillingen unglücklich über den Ball trat, machte Amber Barrett kurzen Prozess und legte den Ball ins Tor von Günther.

In der 31. Minute stand Schiedsrichterin Anne Uersfeld aus Mainz-Kastel im Mittelpunkt des Geschehens. Abermals nach einer Standard-Situation, durchgeführt durch die ebenfalls von Bayern geholte Anja Pfluger, köpfte die Israelische-Nationalspielerin Sharon Beck ins Tor der Andernacher. Die Fahne der Linienrichterin ging zurecht jedoch sofort hoch. Sie sah Sabrina Horvat kurz vor der Torlinie und nur einen Meter neben Beck stehend, deutlich im Abseits stehen. Doch die Unparteiische Anja Uersfeld entschied, trotz der klaren Abseitsstellung, anders. Sie gab das Tor mit der Begründung: „Horvat habe nicht ins Spiel eingegriffen!“

Trainer Florian Stein sagte gegenüber BLICK aktuell: „Wieso dieses Tor zählte, bleibt uns ein Geheimnis! Dass wir 1:0 hinten gelegen haben, war ja ok gewesen, aber nicht 2:0! Klar, unter dem Strich geht die erste Halbzeit zurecht an Köln. Was auch total in Ordnung ist. Da hat uns offenbar der große Name verunsichert. Scheinbar war der Respekt zu groß! Dann bekommen wir zwei Tore nach Standards, die unglücklich sind. Tore, die beide auch hätten vermieden werden können. Beim Ersten kann Vanessa nicht klären, beim Zweiten steht eine Kölnerin im Abseits.“

In der zweiten Halbzeit

drehte Andernach auf

Aber wie so oft im Verlauf der Saison, gab sich Andernach nicht auf und zeigte in der zweiten Halbzeit ihre Qualitäten, was auch der Trainer so sah: „Nach der Halbzeit war unsere Mannschaft jedoch deutlich besser.

Wir haben in der Halbzeit darauf hingewiesen, dass das Team mehr spielerische Lösungen finden sollte und nicht nur mit langen Bällen spielen soll. Was dann auch die guten Angriffe um Maggi Schumacher zeigten“. So spielte sie erst noch knapp am Tor vorbei, um dann in der 65. Minute, nach einem starken Dribbling auf der Torauslinie von Alina Wagner mit einem Volly-Seitfallzieher den Anschlusstreffer zu erzielen. Das Spiel war jetzt auf Augenhöhe. Die Kölnerinnen mussten wieder mehr tun. Jedoch konnte eine gut aufgelegte Kathrin Günther selbst in Eins-gegen-eins-Situationen jeweils einen weiteren Gegentreffer verhindern. Ein weiteres Ärgernis im Bezug auf die Spielleitung war, dass ein klares Handspiel im Strafraum der Kölnerinnen nicht gepfiffen wurde. Einen Elfmeter gab es für die wenigen zugelassenen Menschen im abermals leeren Stadion trotzdem zu sehen. Die das ganze Spiel gut spielende Karla Engels ging in der 84. Minute ein wenig zu optimistisch in einen Zweikampf mit Marith Müller-Prießen. Obwohl die Situation geklärt schien und der Ball eigentlich schon Richtung Toraus rollte, rutschte die Verteidigerin in die Beine der Kölnerin. Vom Punkt verwandelte dann souverän die Olympiasiegerin von 2016 Mandy Islacker. Dieses 1:3 beendete dann auch alle Andernacher Hoffnungen auf einen Punkt gegen den bislang makellosen Spitzenreiter. Fazit von Trainer Florian Stein: „Die zweite Halbzeit war sehr, sehr gut von uns. Es war schön zu sehen, dass wir gegen die Kölnerinnen mithalten konnten.“

Trotz den nun zwei Niederlagen in Folge ist die SG99 Andernach nun „Vize-Herbstmeister“ in der Süd-Staffel der Zweiten Bundesliga der Frauen. Was natürlich in Andernach, welche die erfolgreichste Hinrunde der Vereinsgeschichte gespielt haben, natürlich sehr gut ankommt. Das Trainerteam bewertet die Entwicklung der Mannschaft „sehr positiv, mit sehr vielen Fortschritten innerhalb des Kaders“. Man sei „sehr Stolz“ auf diese Mannschaft und entsprechend auch sehr zufrieden mit dem Verlauf der Saison.

Die nächste Aufgabe folgt für die Mädels aus Andernach am kommenden Sonntag gegen den FC Ingolstadt 04. Auch das Heimspiel, welches dieses Mal aufgrund der Anreise der Gäste aus Bayern bereits um 11 Uhr angepfiffen wird, kann wie gewohnt über die Plattform „Soccerwatch.tv“ angeschaut werden.

Nach den zwei Niederlagen jetzt gegen Frankfurt II und Köln, wollen die Mittelrheinländer gegen die Oberbayern wieder gewinnen und sich so auch für die unglückliche Hinspielniederlage revanchieren. Schon Dreitage später, am 28.04., geht es für das Team vom Rhein zum 1. FFC 08 Niederkirchen. In der Weinstraße will man zeigen, dass der 5:0 Sieg aus der Hinrunde kein Zufall war.

Roland Schäfges -

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