Tag der Legenden beim SV Rot-Weiß Queckenberg

Wenn man nach Hause kommt

Wenn man nach Hause kommt

Ehrenanstoß: mit jugendlicher Unterstützung bereit für den Ehrenanstoß von Jochen Steidel und Heinrich Kessel.privat

Rheinbach. Es war einmal in der altehrwürdigen Winand-Pütz-Halle an einem späten Winterabend im Dezember 2017, vielleicht war es auch schon morgens, als mal wieder zwei Vereinsmitglieder des SV Rot Weiß Queckenberg keine Lust hatten, nach Hause zu gehen. In jenen Momenten steigerten sich Udo Klütsch und Daniel Kunze hinein in eine Idee, über deren Ausmaße sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht so recht im Klaren waren. Eines stand allerdings irgendwann (weit) nach Mitternacht fest: Hier muss endlich wieder etwas passieren. Es muss groß werden, und es muss bunt werden, und es muss einzigartig werden – es muss schlichtweg legendär werden.

Damit war die Idee des „Tages der Legenden“ geboren. Und so sollte dieses Ereignis zusammen mit vielen Freunden und Bekannten, ehemaligen und aktuellen Spielern, Trainern, Vorstandsmitgliedern und Familienangehörigen im Stile eines großen Klassentreffens zelebriert werden.

Der Weg dahin war nicht immer leicht. Es wurde dann auch mal lauter und leidenschaftlicher untereinander, um das bestmögliche Spektakel für alle Besucher bieten zu können; sei es an Speis und Trank, an Unterhaltung und Show, an lang ersehnten Wiedersehen verbunden mit Erinnerungen, Emotionen und doch auch etwas Fußball. Keiner konnte auch nur erahnen, welche Ausmaße all die Plakate in und um Rheinbach, all die Briefe, Wurfsendungen, Flyer, Telefonate, E-Mails und persönlichen Gespräche haben würden. Trotzdem mietete man vorsorglich das angrenzende Feld von Uli Mack als zusätzlichen Parkplatz an.

Viele folgten dem Ruf der Madbach

Als dann ab etwa 13 Uhr das Heinrich-Kessel-Sportfeld blitzeblank herausgeputzt seine Pforten öffnete, klopfte dem einen oder anderen ordentlich das Herz vor Aufregung und Anspannung. Doch mit jedem Auto, welches hinter dem Kapellchen am Eichener Weg nach rechts abbog, wurde den Organisatoren ein entspanntes, wohltuendes Lächeln auf die Lippen gezaubert. Jochen Steidel, Achim Frank, Udo Wassong, Rainer Münster, Leo Hofstätter und so viele mehr folgten noch einmal dem Ruf der Madbach und kehrten zurück an ihre alte Wirkungsstätte, die in ihren allerbesten Tagen zwischen 1983 und 1985 A-Liga-Fußball anbieten konnte.

Als der Trainer dieser legendären Truppe, Lothar Niemeyer, auftauchte, wurde der „Bär“ von seinen Recken mit einer kleinen La-Ola-Welle begrüßt, die dem einen oder anderen alten Haudegen allerdings dann doch den Schmerz ins Gesicht einbrannte. Lothar hatte für diesen Tag seinen Mallorca-Urlaub früher beendet und wurde mit Privatshuttle vom Flughafen abgeholt. Noch bemerkenswerter war die Ankunft von John Hill. Der englische Ire aus Wales wirbelte Ende der 70er, Anfang der 80er meist als Linksaußen durch die gegnerischen Abwehrreihen. Der ehemalige Legionär war nun tatsächlich nochmals „nach Hause“ zu seinen rot-weißen Brüdern zurückgekehrt.

Drei würdige „Schwarze Männer“

Um 15 Uhr startete man in das dreimal dreißig Minuten dauernde Abenteuer, in dem sich eine RWQ-Allstar-Truppe, gespickt mit vielen Queckies mit Legendenstatus, und die aktuellen Bures-Buben zu einem Showspiel gegenüber standen. Den ersten wirklichen Dehn- und Stresstest hatten übrigens die Trikots der Legenden bravourös bestanden.

Mit dem 76-jährigen Schiedsrichterurgestein Peter Bollig, mit dem ehemaligen Vereinsschiedsrichter Rainer Lanzerath und dem Gentleman unter den Unparteiischen, Jovo Bodiroza, wurde für jedes Drittel ein absolut würdiger „Schwarzer Mann“ gefunden, die im Übrigen alle auf ihre ihnen zustehende Antrittsgage verzichteten. Als Van Halen mit ihrem Rockepos Jump erklangen und die Mannschaften mit Einlaufkids an der Hand, geleitet vom Spalier der Moonlightgirls, auf den Platz liefen, spürten nicht wenige ein unglaubliches Kribbeln im Bauch. Spätestens als Jochen Steidel und Heinrich Kessel, umarmt von drei jungen Eifeler Mädchen, zum Ehrenanstoß geführt wurden, glich das Sportfeld einem in Nostalgie schwelgenden und in Ehrfurcht erstarrenden Ehrentempel.

Da in der Legendentruppe auch einige Kreisligaprofis aufliefen, konnten die Titanen um Kleinfeld, Weiß, Strang, Klütsch, Honert und Co. gut mithalten. Beim schlussendlich schiedlich friedlichen 7:7 wurde auch schon mal zurückgezogen, nicht die letzte Verbissenheit an den Tag gelegt.

Mit „Fetti“ Declair war auch ein Überläufer in den Aufstellungen zu verzeichnen. Der Capitano der aktuellen Truppe tauschte im letzten Drittel das Trikot. Schließlich ist er der letzte Mohikaner, der im Jahre 2011 mit der damaligen VfL-Reserve zum RWQ auswanderte. Mit seinen 133 Einsätzen ist er der Methusalix der Neuzeit und kratzt schon kräftig an der magischen 200er Marke. In der 76. Minute wurde es dann mucksmäuschenstill im weiten Rund. Obwohl etwa 300 Schaulustige ins Fußballmekka an der Madbach gepilgert waren, konnte man nun eine Stecknadel fallen hören. Entgegen all seiner Beteuerungen, er würde an diesem Tage definitiv nicht die Schlappen anziehen, konnte oder wollte oder musste Jochen Steidel doch noch mal ran. In diesem Moment stand die Zeit still. Der Mann, der mit 756 Spielen und 696 Toren alle wichtigen Rekorde des RWQ für immer in das härteste Vulkaneifelgranit gemeißelt hat, betrat tatsächlich noch mal seine Bühne. Es raunte und murmelte andächtig allenthalben, selbst unter den auf dem Platz stehenden Akteuren. War seine Majestät am Ball, wurde höflich, teilweise sogar ehrfürchtig die berühmte Gasse für ihn noch breiter gemacht. Und leichtfüßig wie in jungen Jahren tänzelte Jochen nochmals für fünf Minuten über das Spielfeld, führte elegant den Ball und hauchte tatsächlich die eine oder andere Flanke in den Lauf oder Fuß oder auf den Kopf seines Mitspielers.

In der ersten Drittelpause unterhielten die zauberhaften Moonlightgirls mit ihrem Showtanz das Publikum und gaben der ohnehin schon wunderschönen Veranstaltung einen noch würdigeren Rahmen.

Aus der Partie wurde eine Party

Nach dem Match wurde schließlich eine dritte Halbzeit eingeläutet, die dem Spaß, der Spannung und dðer Lust der vorangegangenen 90 Minuten in absolut nichts nachstand. Aus der Partie wurde eine Party, und unter dem Motto „Kreisligalegenden“ feierte der SV Rot-Weiß Queckenberg sich selbst gar weltmeisterlich.

Am Ende waren sich alle, darunter mit Lisa und Ferdi Kolvenbach auch zwei rot-weiße Urgesteine, definitiv einig: der Mount Queck und der SV Rot-Weiß Queckenberg bilden einen unwiderstehlichen Heimathafen für all seine mittlerweile weltweit verstreuten Matrosen. Hier ist man immer willkommen, hier ist man immer zu Gast bei Freunden.