66 Jahre Möhnen-Club Mülheim
Amen und Helau zum Möhnenjubiläum
Jubiläumsmesse erinnerte an die Gründung von Deutschlands größtem Möhnen-Verein im Jahre 1950
Mülheim-Kärlich. Fünf engagierte Damen (Katharina Klöckner, Luzia Zils, Anna Baulig, Hilde Wildenberg und Gertrud Müller) waren im Jahre 1950 der Meinung, es wäre an der Zeit, einen Möhnenverein ins Leben zu rufen. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wurde in der damals noch selbstständigen Gemeinde Mülheim Karneval gefeiert, aber es gab noch keinen eigenständigen Verein. Sage und schreibe 188 Frauen trugen sich in die Mitgliederliste ein, sodass am 17. Mai 1950 im Gasthaus „Zur Sonne“ die Gründungsversammlung des „Möhnen-Club 1950 Mülheim“ stattfand. Nicht nur die Pflege der Geselligkeit, sondern auch die Erhaltung der karnevalistischen Tradition gehört zu den Vereinszielen. Da der Karneval bekanntlich eng mit der Fastenzeit und damit auch mit der katholischen Kirche zusammenhängt, wollte der Möhnen-Club mit einer ganz besonderen Jubiläumsmesse an die Gründung vor 66 Jahren erinnern.
Normalerweise ist das Möhnenpaar außerhalb der fünften Jahreszeit nicht in der farbenfrohen Kleidung, mit welcher es den heimischen Karneval repräsentiert, zu sehen. Doch Obermöhn Heidi Schäfer und Möhnerich Kornelia Punstein hatten gemeinsam mit den Pagen und dem Hofstaat zur Feier des Tages eine Ausnahme gemacht und erschienen am Sonntagvormittag bunt gekleidet an der Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“. Mit dem ehemaligen Mülheimer Pfarrer Alois Weller zelebrierte eine Persönlichkeit die Jubiläumsmesse, über dessen Anwesenheit sich viele der Gläubigen sehr freuten. „Ich erinnere mich noch gut an meine erste Begegnung mit den Möhnen. Es war auch in einem Jubiläumsjahr: 1983, an Schwerdonnerstag, war ich zum ersten Mal in der Mülheimer Öffentlichkeit“, so berichtete Pfarrer i.R. Alois Weller zu Beginn der Messe. Insgesamt 26 Jahre lang war er in Mülheim als Pfarrer tätig.
„Ohne die Kirche gäbe es keine Fastnacht und alles, was damit zusammenhängt. Vor Beginn der großen Fastenzeit wird noch einmal kräftig gefeiert. Wir haben sozusagen das Copyright auf dieses Fest“, so Alois Weller, mit einem Augenzwinkern. Die wichtigste Form des Dankes, die die Katholiken haben, ist die Danksagungsfeier. Insofern sprach Alois Weller auch von einer richtigen Entscheidung der Möhnen, das Jubiläum mit der Eucharistie zu feiern. Das Möhnenpaar ließ es sich nicht nehmen, selbst bei der Gestaltung der Messe mitzuwirken. So wurden von Kornelia Punstein und Heidi Schäfer Texte bzw. Fürbitten vorgetragen. Eine Aufgabe, die sie mit Bravour meisterten.
Eine eindrucksvolle Predigt
Nachhaltigen Eindruck hinterließ auch die Predigt von Alois Weller, der die Frage stellte, ob Jesus eigentlich auch gelacht hat. „Wir wissen, dass Jesus am Grab seines Freundes getrauert hat, das er Tränen vergossen hat über Jerusalem, dass er zornig wurde angesichts der Geldgeschäfte im Tempel und dass er am Ölberg vor Angst geschüttelt wurde.
Über diese Gemütszustände von Jesus wird in der Bibel berichtet, nur nicht, dass er gelacht hat“, so der Geistliche, der auch hinterfragte, ob dies an den Evangelisten liege.
„Jesus war kein Griesgram und kein Miesepeter. Die Menschen fühlten sich bei Jesus wohl, vor allem die Kinder. Jesus war aber kein Komiker, niemand, der auf Kosten anderer lacht. Er war auch kein Witzbold, dessen Ehrgeiz darin besteht, immer die neuesten Witze auf Lager zu haben. Jesus war erfüllt von Freude. Und diese Freude hat er ausgestrahlt, sie hat die Menschen angezogen, hat die Menschen ermutigt, ihm ihr Herz zu öffnen“, stellte Pfarrer i.R. Alois Weller fest.
Mit eindrucksvollen Worten kam er danach auch auf seine Ausgangsfrage zurück: „Freude aus dem Herzen. Sensibilität für das Kleine und Unscheinbare. Staunen können wie ein Kind. Mut haben, etwas Ungewöhnliches zu tun: All das können wir am Leben Jesu ablesen. Deshalb gibt es für mich auch gar keinen Zweifel, dass Jesus auch gelacht hat“, so Alois Weller, der auch nach der Eucharistie-Feier noch gerne für das ein oder andere Gespräch mit den Anwesenden vor der Kirche verweilte.
Warme Worte der Wertschätzung für den Jubiläumsgottesdienst erhielt er unter anderem von Ursula Still, ihres Zeichens erste Vorsitzende des Möhnen-Vereins. Mit der Jubiläumsmesse sind die Feierlichkeiten zum 66-jährigen Bestehen des Möhnen-Clubs nicht abgeschlossen. Am Samstag, 10. September findet in der Kurfürstenhalle noch eine besondere Veranstaltung mit den Travestie-Künstlern „Ham & Egg“ statt, wie die erste Möhnen-Vorsitzende berichtete. Im Vorstand laufen bereits die Vorbereitungen für dieses große Event.
„Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn wir im Jubiläumsjahr neue Mitglieder gewinnen, die sich gerne auch aktiv bei uns einbringen“, so Ursula Still. Der Möhnen-Club zählt derzeit über 850 Mitglieder und gilt damit als größter Möhnen-Verein Deutschlands. Interessenten für eine Mitarbeit bei den Möhnen können sich bei der Vorsitzenden oder bei jedem Vorstandsmitglied melden.
GH
Mit warmen Worten zeigten sich Möhnen-Präsidentin Kornelia Punstein (links) und die Möhnen-Vorsitzende Ursula Still (rechts) bei Pfarrer i.R. Alois Weller für den Jubiläumsgottesdienst erkenntlich.
Hinter jeder starken Frau steckt auch ein starker Mann: Obermöhn Heidi I. gemeinsam mit ihrem Ehemann Alfons Schäfer.
