Koisdorf wird 825 Jahre alt
An Christi Himmelfahrt wird rund um die Wendelinuskapelle gefeiert
Koisdorf. Der kleinste Sinziger Stadtteil, Koisdorf, wird 825 Jahre alt und wohl noch älter. Beurkundet ist nämlich, dass Konrad, Dechant von St. Marien und Vorsteher von St. Albert in Aachen, im Jahr 1192 sein Gut zu „Connesdorp“, innerhalb der Grenzen von Sinzig, mit Haus, Hof, Garten, Bungart (Baumgarten), Feld-, Wald-, Wiesenland und Weinberg, um seines Seelenheiles willen den beiden Stiften schenkte.
Die Urkunde verweist damit auf ergiebige Landwirtschaft, (Klein-)Viehhaltung und Weinanbau, eine Bewirtschaftung, die auch die Abgaben Koisdorfer Bauern an Landskron in Zinsverzeichnissen des 15. Jahrhunderts erschließen. Politisch ist Koisdorf im mittelalterlichen Deutschen Reich dem Herzogtum Jülich-Berg zuzuordnen, wurde aber 1454 vom Kölner Erzbischof verpfändet an den Herrn zu Tomburg und zu Landskron. Ab 1560 zählte es zum jülichschen Amt Sinzig-Remagen mit Sinzig als Hauptort und Hauptgericht. Aufs Engste politisch an Sinzig gebunden, durchlitt es ebenso den 30-jährigen Krieg und die Kriege Ludwigs XIV..
Preußische Landbürgermeisterei
Von früh an war Koisdorf, dessen Name sich vielfach änderte, bis die heutige Schreibweise 1936 vorgeschrieben wurde, eine Filiale der Pfarrei St. Peter Sinzig. Im 13. Jahrhundert wurde eine zuerst dem heiligen Sebastian, ab dem 14. Jahrhundert dem heiligen Wendelinus gewidmete Kapelle gebaut, in der bis heute Gottesdienste gefeiert werden. Während der französischen Herrschaft 1794 bis 1815 gingen die Abgaben nicht mehr an verschiedenste Herrschaften, sondern einzig an die Franzosen. Nachfolgend genoss Koisdorf als preußische Landbürgermeisterei relative Selbstständigkeit. Die große Politik machte vor dem Ort nicht Halt. 15 Koisdorfer nahmen am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Während des Ersten Weltkrieges wurden 51 Männer eingezogen, von denen sechs fielen und drei in Gefangenschaft kamen. Im Zweiten Weltkrieg gab es 24 gefallene und vermisste Soldaten.
Koisdorf kommt zu Sinzig
Obgleich noch lange ländlich geprägt, wurde versucht, lokal neue Erwerbszweige zu erschließen. Einige Jahre existierte ab 1835 die Braunkohlengrube „Gerechtigkeit“. Erfolgreicher war die Ziegelfabrikation im 19. Jahrhundert und sehr bedeutend die 1868/69 erbaute, bis 1881 produzierende Fabrik für feuerfeste Steine. Danach gingen die Arbeiter zur Sinziger Mosaikplattenfabrik und heute sind viele der 853 Einwohner Pendler.
Von 1831 bis 1970 hatte Koisdorf eine eigene Schule. Nach der rheinland-pfälzischen Gebietsreform von 1968/69 gingen die bisher selbstständigen Gemeinden Franken, Koisdorf, Löhndorf und Westum der Amtsbürgermeisterei Sinzig-Land in der neuen Stadt Sinzig auf. Koisdorfs historisch gewachsene Beziehungen zur heutigen Kernstadt sind aktuell bedeutsam, da der Ort, der einige Vereine hat, aber weder Versorgungsgeschäfte, noch Kindergarten oder eine Schule - die Einrichtungen der Stadt nutzt.
Die Jubiläumsfeier
Das Jubiläumsfest an Christi Himmelfahrt, 25. Mai beginnt um 9.30 Uhr in der Wendelinuskapelle mit dem Festgottesdienst, den Dechant Thieser zelebriert und die Chorgemeinschaft gestaltet. Es folgt ein Bürgerfrühstück auf dem Dorfplatz mit Musik. Ab 14 Uhr wird der „Weinflaschenlauf“ auf der Ahrentalerstraße vom Dorfgemeinschaftshaus bis zum Käskömpche durchgeführt. Ab 17 Uhr gibt es wieder Musik. Ganztägig ist eine Bilderausstellung im Gemeinhaus zu sehen. Auch zwei Mundartvorträge sind geplant. Möhne und Chor bieten von 11 bis 17 Uhr auf dem Dorfplatz frische Waffeln, Muffins und Nussecken an und verkaufen selbst gefertigte Marmeladen und Liköre.
HG