Allgemeine Berichte | 05.09.2016

Buchvorstellung: Mit Professor Dr. Klaus Flinks Werk „Die Stadt am Strom – Wirtschaft und Gesellschaft“ liegen neue Erkenntnisse zur Remagener Stadtgeschichte vor

„Auf einen solchen Autor muss die Stadt Remagen stolz sein“

„Auf einen solchen Autor muss die Stadt Remagen stolz sein“

Remagen. Mit Nachdruck wies Prof. em. Dr. Franz Irsigler die Zuhörer darauf hin, „neugierig das Buch selbst zu lesen und durchzuarbeiten.“ Die Rede ist von „Die Stadt am Strom – Wirtschaft und Gesellschaft“ aus der Feder des Historikers Professor Dr. Klaus Flink. Zur Buchvorstellung im Rathaus begrüßte der Beigeordnete Rainer Doemen in Vertretung des Bürgermeisters. Er merkte an, der mit seiner Forschung um die Stadtgeschichte verdiente Flink sei in Remagen noch heute bekannt durch die Reihe der RIGOMAGUS-Hefte. Doch hieß er nicht nur den Verfasser willkommen, der zuerst beim Institut für Rheinische Landeskunde in Bonn, dann als Archivdirektor in Kleve und schließlich im Ruhestand viele Themen zu rheinischen Städten, besonders Rheinbach und Ahrweiler, untersucht hat, sondern ebenso Dr. Franz Irsigler, emeritierter Professor für geschichtliche Landeskunde, über den Flink selbst sagte, „es gibt keinen größeren Kenner des europäischen Städtewesens“.

Der Richtige führte demnach ins neue Werk von Flink ein, das den Untertitel „Ein Arbeits-, Lehr- und Lesebuch“ trägt. Irsigler tat dies beflissen und charmant, nicht ohne zu betonen, er bewundere „einen Wissenschaftler, der im ‚zarten Alter von 83 Jahren so viel Schaffenskraft und Konzentration aufbringt, eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Sitzfleisch und ein Elefantengedächtnis erfordert, zielgerecht abzuschließen“.

Bei der Neuerscheinung handelt es sich um Teil drei der Flinkschen „Beiträge zur Stadtgeschichte“. Den Anfang der Reihe machte 2010 „Rigomagus – Remagen / Vom Römerkastell über den Fiskalbezirk zur Freien Stadt“. 2013 folgte „Die Stadt und ihr Recht – Verfassung und Verwaltung“. Und Historiker Flink erklärte, den Band vier mit Anhängen und Nachträgen in zwei Jahren vorlegen zu wollen.

Älteste Weinlage Deutschlands

Das neue Buch ist in drei Kapitel gegliedert. Es beginnt mit der Gemarkung der Stadt und ihren Nachbarn. Das zweite Kapitel betrifft die Wirtschaft, das dritte die Gesellschaft. Allenthalben wartet Flink mit neuen Erkenntnissen auf, wie Irsigler darlegte. Der Autor kann in Ergänzung zu Band eins nachweisen, dass rechtsrheinisch von Rheinbreitbach bis Linz hunderte Meter tiefe Ufersäume zur Gemarkung des Krongutes Remagen gehörten. Er zeigt auf, dass bei Banngängen, bezeugt etwa 1568, Knechte und Knaben teilnahmen, die sich alle Grenzsteine, 31 waren es im Jahr 1631, merken mussten. Eine starke Land-Zersplitterung geht aus dem Lagenbuch von 1670 hervor: Nur 6,75 Prozent der Wirtschaftsflächen waren größer als ein Morgen. Die Flurnamen bergen gar eine kleine Sensation. Irsigler, der die älteste Weinlage Deutschlands bislang, basierend auf eigenen Forschungen, in Mehring an der Mosel verortete, sagte, „ich muss die Krone weitergeben an Remagen“. Dort, wo Weinbau die einst wichtigste Bodennutzung war, und die hervorragendste Aufgabe des Viehs darin bestand, den Mist zum Düngen zu liefern, wird schon 755 die Weinlage ‚Burdist‘ genannt. Die Bedeutung der Weingärten geht auch aus dem starken Zugriff auf die Remagener Rahmenhecken (Rahm vom lateinisch ramus = Zweig, Ast) zur Gewinnung von Weinbergspfählen hervor: „1670 gewannen dort 152 Personen aus zwölf Nachbararten nicht weniger als 107.100 Rahmen.“

Fünf Höfe im Blick

Das Wirtschaftskapitel, eröffnet „Von der Grundherrschaft zur Pachtwirtschaft“, konzentriert sich auf fünf Höfe: Deutzer „Fronhof“, Pachthof des Prämonstratenserstiftes Knechtsteden, Hof der Siegburger Propstei Apollinarisberg, wesentlich erhellt durch Flinks Auswertung des Bestandes 67 im Landeshauptarchiv Koblenz, Pachthof der Kölner Johanniterkommende St. Johann und Cordula und Hof des Jülichen Kanzlers Wilhelm von Orsbeck, „sicher die interessanteste Teilstudie“. Flink schildert die Entwicklung dieser Höfe. Für den ganzjährig betriebenen Hof Apollinarisberg belegt er: „Der Besitz der Propstei wurde systematisch ausgebaut, durch Kauf, Tausch, aber auch durch Rodung von Hecken und Büschen.“ Besondere Beachtung verdiene der Hof des Wilhelm von Orsbeck wegen „der herausragenden Figur ihres Besitzers“. Ihm, dem Juristen, Verwaltungs- und Finanzfachmann, der sich im Ahr-Raum Herrschaftsgebiet aufbaute, widmete Flink, so Laudator Irsigler, „eine wunderbare kleine Biographie“.

Märkte, darunter der Maria Magdalena Markt, den 560 Händler im Jahr 1693 aufsuchten und Abgaben, die den städtischen Etat speisten, Gewerbe und Handwerk sind selbstredend ebenfalls akribisch recherchierte Themen. Desgleichen kann Flink kann Neues zu Schifffahrt und Schiffbau, Stapel und Fähren berichten. Geradeso spannend wird es für Geschichtsfreunde im Kapitel Gesellschaft. Das beleuchtet Sozialstruktur, Gesundheits- und Sozialfürsorge, Schule und Bräuche, Religion, auch „interkonfessionelles Mit- und Gegeneinander“ in der Reformation und natürlich Remagen und seinen „Heiligen Berg“. Manches ist nur überliefert, weil die Menschen früher so viel getrunken haben und Belege erhalten blieben. So merkte Flink im Rathaus zur turbulenten Beziehung der Linzer und Remagener an, die ihn fasziniert: „Auf der einen Seite haben sie sich erstochen, erschlagen, aber wenn es in Remagen gebrannt hat, kamen die Linzer im Nachen zum Löschen. Das musste begossen werden und darüber gab es Rechnungen“.

„Auf einen solchen Autor muss die Stadt Remagen stolz sein“ lautete Irsiglers Fazit, dem sich der Beigeordnete Doemen und ein kräftig Beifall bekundendes Publikum anschlossen. Das im Pagina Verlag erschienene Buch (ISBN 978-3-944146-96-6) mit 324 Seiten, plus Anhängen mit Listen, Tabellen, Registern, kostet im Buchhandel 28,50 Euro. Alle Bände sind auch bei der Remagener Tourist-Info erhältlich. HG

„Auf einen solchen Autor muss die Stadt Remagen stolz sein“
„Auf einen solchen Autor muss die Stadt Remagen stolz sein“
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