Das WDR-Fernsehen strahlt am Freitag, 21. März, um 23.15 Uhr einen Beitrag über die Hellseherin vom Rhein aus

„Buchela“ wird wieder lebendig

Dokumentarfilmerin Ulla Lachauer forschte nach bei Verwandten, Nachbarn und bekannten Persönlichkeiten

13.02.2014 - 14:02

Remagen. Er wird mit Spannung erwartet – der Film „Buchela. Die Hellseherin vom Rhein“. Ein Sendeplatz ist gefunden: Das WDR-Fernsehen strahlt den 45-Minuten-Film am Freitag, 21. März, um 23.15 Uhr aus, wie Ulla Lachauer jüngst freudig mitteilte.

Die in Stuttgart lebende Dokumentarfilmerin, Journalistin und Autorin ist tief eingetaucht ins einstige Lebensumfeld der esoterischen Berühmtheit. Es ging ihr um mehr als das Bild der „Pythia vom Rhein“, wie es die bunten Blätter teils reißerisch, teils süffisant transportierten. Neugierig und ausdauernd begab sie sich auf die Suche, um die Vorgeschichte und andere Seiten der Buchela, der Person Margareta Goussanthier, geborene Meerstein, herauszufinden.

Natürlich streckte sie auch im Kreis Ahrweiler ihre Fühler aus. So sprach sie an der Mittelahr mit einem, der Buchela als Hausiererin begegnet war und einem Kartenleger, der die Seherin kannte. Aus Bad Bodendorf gab es Informationen über ihre Zeit in der Pension „Ahrperle“, wo sie von 1958 bis 1961 zwei Zimmer gemietet hatte und Leute empfing. Besonders in Remagen traf Lachauer Zeitzeugen. Dort lebte Buchela seit 1961 auf dem Viktoriaberg, im eigenen Haus, das ihr dankbare Kundinnen vererbt hatten und das zur neuen Anlaufstelle von Menschen in schwierigen Lebenslagen werden sollte.


Glamour und Tragik


Lachauer hatte viele Fragen. Wie ging so eine Sitzung vor sich? Wie sah es aus in ihrem Häuschen? Welchen Eindruck hatten die Besucher von dieser Frau? Hat sie mal etwas von sich erzählt? Die Filmemacherin interessierte sich für Menschen, die Buchela als Nachbarin kannten, aus alltäglichen Begegnungen im Laden, auf dem Markt oder aus dem Karneval, den sie liebte. Vielleicht meldete sich auch jemand, der bei Ihrem Begräbnis im November 1986 in Remagen dabei war? Lachauer wurde fündig, nicht nur in Remagen, sondern bei einer Vielzahl von Menschen, die in sehr unterschiedlicher Beziehung zu der berühmten Hellseherin standen. Wie spannend es ist, den Spuren dieser Frau zu folgen, zeichnet der Film nach. Zum Spektrum, das da anschaulich wird, erklärt Lachauer: „Wir zeigen ihre Anfänge, ihren gesellschaftlichen Aufstieg, Glamour und Tragik, bis zum Lebensende. Viele Zeitzeugen kommen zu Wort.“

Als Angehörige einer Sinti-Familie und als Teil der Gesellschaft der „Gadsche“, der Nicht-Roma, lebte die Buchela in zwei Welten. Lachauer fragte sich, wie das für sie war und fand Hinweise auch in der aufschlussreichen Ausnahmezeit des Karnevals. Wie ein Brennglas erfasse er das Aufeinandertreffen der beiden Welten, äußerte Lachauer während ihrer Recherchen. „Die Schmalfilme aus der Karnevalssaison 1972 haben mir Einblick in die Remagener Gesellschaft verschafft: In diesem Jahr ist Buchelas Neffe Wolfgang Merstein Prinz, ein Sinto, ein Homosexueller, ein Krimineller - ein Riesenskandal.“


Sie nannte sich eine Zigeunerin


Die Filmemacherin stieß rein zufällig auf Buchela, durch die Fußnote eines Buches über die Bonner Republik: „Und ich dachte sofort: Das wäre ein Thema für mich. Es reizte mich, die einst berühmte Hellseherin wiederzuentdecken und die unbekannte Vorgeschichte dieser Frau zu erforschen, die sich selbst eine Zigeunerin nannte und behauptete, sie sei unter einer Buche geboren. Ihre Kindheit im Saarland, ihre Jahre als Hausiererin im Rheinland. Wie überlebte sie die Nazi-Zeit?“ Allerdings würde die engagierte Chronistin selbst nie Hilfe bei einer Hellseherin suchen. „Aber ich denke“, so Lachauer nach ihren Erkundungen, „die Buchela hatte gute Instinkte und sehr viel Menschenkenntnis, um bei ihrem Gegenüber etwas Verborgenes aufzuspüren.“

Buchela verbrachte die letzten Lebensmonate bei ihrer Freundin Carla Wiedeking in Oberwinter. Am 8. November 1986 starb sie im Alter von 87 Jahren nach einer Milzoperation im Bonner Malteserkrankenhaus. Trotz der vergangenen Jahrzehnte stehen bis heute immer wieder Besucher vor ihrem einstigen Remagener Haus im Viktoriabergweg – wohl, um der Aura ihrer einstigen Ratgeberin nachzuspüren.

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