Allgemeine Berichte | 08.03.2017

Beitrag zur Heimatgeschichte

Der Niedergang der kleinbäuerlichen Höfe in der Eifel

von Werner Schüller

Kühe waren Zugtiere und lieferten außerdem Butter, Milch und Käse. privat

Bad Neuenahr-Ahrweiler. In den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es in der Eifel noch eine Vielzahl von kleinen bäuerlichen Höfen. Fast jedes Haus im Dorf hatte seit Generationen ein kleines landwirtschaftliches Anwesen. In der Eifel war auch während des Zweiten Weltkrieges die Grundversorgung mit Landesprodukten entgegen den größeren Städten gesichert. Die Landleute bauten Brotgetreide, Kartoffeln, Futtermittel und Gemüse an. In den Ställen hielten sie Kühe, welche die Familien mit Butter und Käse versorgten und als Zugtiere zur Bestellung der Äcker dienten. Ebenfalls wurden eine Anzahl an Hühnern und einige Schweine gehalten. Wichtig war der Verkauf von Eiern, Butter und Kartoffeln, welche nicht für den Eigenbedarf benötigt wurden. Von dem Erlös konnte man dann die nötigen Gebrauchsgegenstände und die Lebensmittel, die nicht auf dem Hof erzeugt werden konnten, kaufen. Für den Verkauf hatte man in den naheliegenden Städten einen festen Kundenstamm. Mindestens einmal im Jahr wurde ein Schwein geschlachtet. Das Fleisch wurde gepökelt, geräuchert oder eingeweckt und reichte fast für ein Jahr. Das Schlachten von Hühnern, Kaninchen und sonstigem Federvieh diente zur ergänzenden Fleischversorgung.

Florierender Tauschhandel nach dem Krieg

Am Ende des Krieges und auch in den ersten Nachkriegsjahren war die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln in ganz Deutschland sehr schlecht. In vielen Städten wurde geradezu gehungert. Lebensmittel gab es nur noch auf Marken und der Tauschhandel florierte. Viele Städter erinnerten sich da an ihre Verwandtschaft auf dem Lande, um für ihren Lebensunterhalt dort noch etwas Essbares zu hamstern. Den Kleinbauern in der Eifel ging es nicht so schlecht, denn sie hatten einiges zum Tauschen. Da wechselte so manches Tafelsilber oder Porzellan gegen ein Stück Speck oder ein Pfund Butter seinen Besitzer.

Arbeit auf den Höfen war nicht leicht

Allerdings war die Arbeit auf dem Lande nicht leicht, denn die meisten Tätigkeiten waren Handarbeit. Jedes Familienmitglied, ob Frauen, Kinder, Onkel oder Tanten, mussten bei der täglichen Arbeit mal mehr, mal weniger mithelfen. Da kamen im Frühjahr bis Herbst oft bis zu 18 Stunden am Tag zusammen.

Anfang der 50er Jahre wurde die Arbeit nach und nach von Maschinen übernommen und dadurch wesentlich erleichtert. Als Zugtier ersetzte das Pferd das Kuhfuhrwerk. Auch kamen die ersten Traktoren in den Dörfern zum Einsatz. Zum Mähen kam die Mähmaschine, für die Getreideernte der Mähbinder und später auch der Mähdrescher. Durch Flurbereinigungen gab es größere Parzellen und bessere Wege. Die Düngung und die Qualität des Viehs wurden verbessert. Auch wurde der Absatz der Milch reformiert und in die Schulung junger Bauern investiert.

Keine sichere Existenz

Aber am Ende dieser Entwicklung stand dann doch die Einsicht, dass dies alles nicht ausreicht, um für die Landwirte in der Eifel auf Dauer eine sichere Existenz zu schaffen. Bald wurde klar, dass in den Höhenlagen der Eifel, den schlechten klimatischen Bedingungen, den kargen Böden und den zu kleinen Flächen bäuerliche Kleinbetriebe als Vollerwerbsbetriebe nicht überleben können. Die Folge war, dass viele Landwirte sich in der Industrie, dem Baugewerbe und in der Forstwirtschaft einen Arbeitsplatz suchten und ihre Höfe nur noch als Nebenerwerb betrieben. Durch Verkauf von Getreide, Kartoffeln, Eiern, Butter und Vieh konnten sie so für eine Zeit ihren Status noch verbessern. Allerdings konnte man bei der neuen Arbeitsstelle nicht zu Hause bleiben, wenn die Hauptarbeit in der Landwirtschaft wie zum Beispiel Heumachen, Getreideernte und so weiter anstand. Die Mehrbelastung lag dann bei den übrigen Familienmitgliedern und in der Hauptsache in der Arbeit nach Feierabend. Aber bald brachten die landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch Preisverfall nicht mehr die gewünschten Erträge. Landwirtschaftliche Produkte gab es in den Supermärkten günstiger, als der Nebenerwerbslandwirt sie produzieren konnte.

Die Arbeit lohnte sich nicht mehr

Viele kleine Höfe mussten aufgeben. Die Ställe standen leer oder wurden zu Wohnräumen umgebaut. Die Dunghaufen, wie man sie früher vor jedem Haus sah, waren verschwunden. Auch verschwunden waren vor dem Haus die landwirtschaftlichen Geräte wie Egge, Pflug und Erntewagen und die halb offene Stalltüre. Sicheln, Sensen und Eggen hingen später nur noch als Erinnerung an frühere Zeiten zur Dekoration an der Hauswand.

Das geschäftige Treiben im Dorf hat nachgelassen, das Dengeln der Sense ist verstummt. Man sieht keine schwankenden Erntewagen mehr und kein Vieh, das auf dem Weg von und zur Weide ist. Spricht man mit den Menschen im Dorf, so ist keine Rede mehr vom Vieh, dem Heuwetter, dem Stand der Früchte, vom Pflügen, Säen und Ernten. Auch das Brot wird nicht mehr selbst gebacken. Oft gibt es im Dorf eine Bäckerei, oder ein Bäcker kommt von außerhalb und verkauft seine frischen Backwaren direkt von seinem Verkaufswagen.

Aber ein echter Eifler Bauer kann auch nach der Aufgabe der Landwirtschaft seine Hände nach Feierabend nicht in den Schoß legen. Er macht sich daran, um das Haus etwas zu bauen, zu verbessern und zu verschönern. Es werden neue Zäune und Mäuerchen gesetzt. Dächer werden neu gedeckt, Fassaden erhalten einen neuen Anstrich, blühende Vorgärten werden angelegt und die Hoffläche erhält ein ansehnliches Verbundpflaster.

Dörfer wurden zu Kleinoden

So sind aus vielen Dörfern echte Kleinode geworden, die mit Recht bei der Aktion „Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“ Preise gewinnen können.

Die Acker- und Weideflächen der Eifel werden jetzt von wenigen Landwirten bewirtschaftet, die durch Dazupachten eine Größe erreicht haben, um existieren zu können. Meistens haben sie sich auf einen Schwerpunkt wie zum Beispiel Milchwirtschaft oder Rindermast ausgerichtet und können davon leben. Manche haben auch noch einen Hofladen, in dem sie ihre Produkte frisch anbieten. Leider gibt es in der jetzigen Zeit auch wieder einen weiteren Preisverfall bei den landwirtschaftlichen Produkten, sodass weitere Schließungen von Höfen die Folge sein werden.

Kühe waren Zugtiere und lieferten außerdem Butter, Milch und Käse. Foto: privat

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