Pfarrer Karsten Wächter kehrt zur Militärseelsorge zurück

„Ich habe einen Riesenrespekt vor der Leistung der Soldatinnen und Soldaten“

Karsten Wächter wurde am vergangenen Samstag im Rahmen eines Gottesdienstes mit anschließendem Empfang von der Evangelischen Kirchengemeinde verabschiedet

22.01.2018 - 14:45

Bad Neuenahr/Mayen. Seit März 2014 war Karsten Wächter Gemeindepfarrer in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Und eigentlich wollte und sollte das auch so bleiben. Denn zum einen fühlte er sich in der Kurstadt sehr wohl, wurde angenommen und war angekommen. Und zum anderen war er zuvor bereits zwölf Jahre als Militärseelsorger tätig und da gibt es kein Zurück, jedenfalls nicht so schnell.

Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Als dann die Stelle des Leiters des Evangelischen Militärpfarramtes in Mayen ausgeschrieben war, hat er lange mit sich gerungen - und sich dann doch beworben. Mit schlechtem Gewissen, wie er mir entwaffnend ehrlich bei unserem Gespräch im heimischen Arbeitszimmer in Bad Neuenahr gesteht. Doch zu groß war die Sehnsucht, wieder in diesem Bereich zu arbeiten.


Welcome back home


Wo kommt sie her, diese Faszination für die sehr eigene Welt der Bundeswehr? - will ich wissen. Lange überlegt der hoch gewachsene Mann. Es ist dieser besondere Typ Mensch, der ihn reizt: Gradlinig, strukturiert, praktisch, verlässlich, einsatzbereit. Und in diesem Konstrukt hoher militärischer Leistungsfähigkeit als Seelsorger und Ethiker andere Aspekte, zum Beispiel die des Glaubens zu bringen, sieht er als Herausforderung. Sein Respekt vor der Leistung der Soldatinnen und Soldaten ist riesig - und er will seinen Teil zur Bewältigung der schwierigen Aufgaben dieser Menschen beitragen. Also hat der 53-Jährige zugegriffen und ist zurückgekehrt zu seiner beruflichen Passion, ein Soldat schrieb ihm dazu: „Welcome back home“.

Sein Rückblick auf fast vier Jahre in der Kirchengemeinde Bad Neuenahr-Ahrweiler ist vielschichtig. Zunächst die hohe Wertschätzung, die ihm zu Teil wurde, das positive Echo auf seine Arbeit, da ist viel Freude und auch Demut beim Kirchenmann zu spüren. Es sind die vermeintlich kleinen Dinge, die ihm ans Herz gingen. Beispielsweise der letzte Gottesdienst im Altenheim, die Trauung eines Paares aus Kamerun, wo die Hochzeitsgesellschaft gesanglich zu Höchstform auflief oder die stets liebevolle Gottesdienstgestaltung all der vielen Helfer hinter den Kulissen. Überhaupt hat er die Bandbreite seiner Arbeit hier geliebt, die vom Kindergarten über die Jugendarbeit bis zum Friedhof reichte. Und die viel Freiheit und damit Freiraum für Vielfalt bot, nach dem Motto: „Du bist der Pfarrer, mach!“


Ökumenisches Miteinander gelungen


Aber auch andere Ereignisse haben Spuren hinterlassen. Ein Open Air Gottesdienst hoch droben in den Weinbergen, gemeinsam mit dem katholischen Kollegen Jörg Meyrer. Dass er auch in Ahrweiler und den Huten angekommen war, wusste Wächter spätestens, als er in Sankt Laurentius predigen durfte. Das ökumenische Miteinander war und ist ihm immer wichtig. Und das große Reformationsfest zum Lutherjahr war auch für ihn ganz großes Kino.

Gibt es bei all dem positiven Resümee auch etwas, das nicht gelungen ist? Karsten Wächter bleibt ehrlich. Das Gefühl, bei aller Anstrengung nicht genug getan zu haben, oder, anders herum gesagt, dass eben auch noch mehr gegangen wäre, beschleicht ihn. Und es nagt an ihm, dass er es nicht geschafft hat, das liturgische Vakuum zu füllen, Menschen einen Raum zu bieten, die keinen Fuß (mehr) in die Kirche setzen.


Neues kommt, Altes bleibt


Nun freut sich Karsten Wächter, der seinen Wohnort in Bad Neuenahr behält, auf seine neuen beruflichen Aufgaben. Dazu zählt zum einen die Seelsorge für die Soldaten und ihre Familien, regelmäßige Gottesdienste, aber natürlich auch Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen in Absprache mit den Lokalkirchen. Zum zweiten erteilt er „lebenskundlichen Unterricht“. Soldaten wenden Gewalt an, wann ist das erlaubt? Kann man als Christ überhaupt Soldat sein? Wie ist das mit dem Gebot der Feindesliebe vereinbar? Solche und ähnliche Fragen werden besprochen. Aber auch mit der Vor- und Nachbereitung von Einsätzen hat Wächter zu tun, mit dem Umgang bei Tod oder Verwundung. Ein weites Feld in einer, wie er selbst sagt, zunehmend bedrohlichen und bedrohten Welt. Da seinen Platz zu finden, als Mensch, als Christ, das treibt ihn um und an. „Domini Sumus.“ - dieser Sinnspruch steht über der Militärseelsorge. „Wir gehören zum Herrn“, und damit ist nicht der Dienstherr Bundesrepublik gemeint, sondern Gott, der Herr der Welt.

Wenn auch seine klare Stimme nicht mehr in den Kirchen rund um die Kurstadt zu hören sein wird, so ganz müssen die Gläubigen nicht auf sie verzichten. Wächter ist weiterhin für den Südwestrundfunk tätig, seine kleinen Glaubensgeschichten sind regelmäßig um kurz vor Sieben bei den „Anstößen“ im SWR 1 und beim „Morgengruß“ im SWR 4 im Radio zu hören. Ende Februar ist es wieder so weit. Vielleicht geht es dann auch mal um einen Soldaten, wir sind gespannt. SCHÜ

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