Lachen ohne Pause beim ersten Melsbacher Comedy-Abend
Die Kanzlerin als Teflon-Botschafter
Drei weitere Events im Kulturmonat April

Melsbach. Die Melsbacher hatten gut lachen beim Comedy-Abend mit Roberto Capitoni: Vor über 100 Zuschauern spulten drei aus Funk und Fernsehen bekannte Comedians professionell ihr Humorprogramm ab, sodass das begeisterte Publikum aus dem Lachen nicht mehr herauskam. Muskelkater im Zwerchfellbereich am nächsten Tag dürfte vorprogrammiert gewesen sein. Capitoni, der auf 30 Jahre Bühnenerfahrung im Koblenzer Cafe Hahn zurückblicken kann, zog vom Leder gegen bürgerliche Klischee-Idyllen wie Kinder großziehen und verheiratet sein. Da werden Ehemänner zu Zombies und süße Babys zu kleinen und später großen Monstern. Er selbst fühlte sich neun Monate im Bauch seiner Mutter sehr wohl und sah gar keine Veranlassung, dort herauszukommen. Man lockte ihn, den halben Schwaben, mit allem Möglichen. Erst die Aussicht auf einen Bausparvertrag führte zum Erfolg. Die italienische Hälfte seiner Herkunft verschaffte ihm Probleme bei der Taufe: Aufgrund der vielen Zweitnamen dauerte die Zeremonie am Taufbecken so lange, dass Klein-Roberto die Zeit gezwungenermaßen nutzen musste, die Seepferdchen-Prüfung zu bestehen.
Dann schilderte Capitoni einen Spaziergang mit seiner Großmutter, die an der Fußgängerampel einen Skinhead anstarrte. Roberto wollte die alte Dame schon wegziehen und in Sicherheit bringen, da sagte sie noch mitleidsvoll zu dem Skin: „Armer Kerl, erst die Chemotherapie, und dann auch noch orthopädische Schuhe tragen müssen!“
Richtig politisch wurde die Show dann mit Götz Frittrang, dem scharfzüngigen Analysten aus Bamberg im Frankenland. Frittrang macht sich Gedanken über die Zweitverwertung abgehalfterter Spitzenpolitiker. Ist der ehemalige Entwicklungshilfe-Minister Dirk Niebel bei dem Rüstungskonzern Rheinmetal wirklich gut aufgehoben? Den rheinland-pfälzischen Ex-Ministerpräsidenten Kurt Beck - den nimmt doch keiner mehr! Oder hat ihn Boehringer-Ingelheim mit Diät-Drogen gelockt? Sigmar Gabriel bräuchte dringend Hilfe. Zum Beispiel drei Begleiter, die ihm hinterherlaufen und bei jedem Empfang das Essen aus der Hand schlagen. Am schlimmsten sei Angela Merkel dran: Jedes Jahr nach Bayreuth und acht Stunden Wagner hören, das Gejaule. Da müsse man ja verrückt werden! Allerdings fällt bei Merkel später die Zweitverwertung leicht. Götz Frittrang empfiehlt einen Werbevertrag für Teflon: Denn an dieser Frau gleitet alles ab! Tja, und die Bundeswehr! Wie sollen die Auslandseinsätze überstehen, wenn man demnächst feststellt, dass die Panzer die Abgasuntersuchung nicht bestanden haben? Ein Gutes gewinnt Frittrang der Tatsache ab, dass die Truppen des Islamischen Staates auch Zulauf aus Deutschland haben: Das entlastet die Hauptschulen!
Nicht weniger wortreich, aber zusätzlich von südeuropäischem Musiktemperament unterstützt, begeisterte Helmut Sanftenschneider, der leidenschaftliche, heißblütige Flamenco-Gitarrist aus Herne im Ruhrpott, das Publikum. Er fühlte sich schon auf der Anreise nach Melsbach wohl, als er den Förderturm - der Grube Georg - sah, allerdings mit schönerer Landschaft drum herum als bei im zuhause. Bevor er zur Gitarre griff, berichtete Sanftenschneider, dass er Sammler von positiven Schlagzeilen sei. So habe er sich gefreut, als er neulich in der Apotheken-Umschau gelesen habe: „Alzheimer - bald können Sie die Angst davor vergessen!“ Sanftenschneider spielt virtuos auf seinem Instrument. Mit Leichtigkeit könnte er jeden beliebigen Chart-Hit originalgetreu zu Gehör bringen. Doch der Komödiant mag es lieber, Titel nach wenigen Takten auf seine verrückte Art zu interpretieren. So bleibt auch Lady Gaga nicht verunglimpft. Als die Melsbacher nach seinem sensationellen Zusammenspiel von Gitarre und Kastagnette - wie man das macht, wissen alle, die an dem Abend dabei waren - in Begeisterungsstürme ausbrachen, lobte Sanftenschneider sein Publikum und attestierte ihm „latent spanisches Temperament“.
Leute aus dem Fernsehen im eigenen Ort
Zustande gekommen ist der tolle Abend in Melsbach durch die Bekanntschaft von Roberto Capitoni und Daniel Koch. „Daniel hat mich gefragt und ich habe gesagt ja, kein Problem, organisiere du das mal, dann bringe ich zwei Kollegen mit und moderiere. Die Akzeptanz ist super. Etwas Ähnliches habe ich mal in Kaltenengers angefangen, da waren es beim ersten Mal 30 Leute, jetzt kommen jedes Jahr 250 Zuschauer. Hier in Melsbach haben wir ein tolles Publikum angetroffen. Die Menschen sind regelrecht heiß drauf. Die freuen sich, dass wir zu ihnen kommen. Hier sehen sie Leute, die aus dem Fernsehen bekannt sind, in ihrem eigenen Ort. Und das Beste: Sie müssen nicht fahren, sie können auch was trinken!“ Über die Show sagte Capitoni: „Ich versuche immer, die Vielfalt von Comedy abzudecken.“ Die Comedians dieses Abends bestritten bereits Auftritte in bekannten Comedy-Häusern Deutschlands: „Quatsch Comedy Club“ in Hamburg und Berlin und natürlich in der TV-Sendung „Quatsch Comedy Club“. Zudem sind sie bekannt aus „Night Wash“ (WDR), „TV Total“ (Pro7), „Ottis Schlachthof“, Zusammenarbeit mit „Den Wühlmäusen“, Mario Barth und vielen anderen mehr.
Der Comedy-Abend im Melsbacher Bürgerhaus war eine gut gelungene Premiere, die aber keine bleiben soll. Die gute Resonanz bestärkt die Gemeinde mit Ortsbürgermeister Klein und den Initiatoren der Veranstaltung, Marius Anhäuser und Daniel Koch, darin, Comedy zu einem festen Bestandteil des Kulturangebots der Gemeinde zu machen. Eine Wiederholung im kommenden Jahr ist also durchaus wahrscheinlich. Den April hat die Gemeinde dieses Jahr zum Kulturmonat erkoren: Dem Comedy-Abend folgen ein Konzert des Männergesangvereins „Die Romeos“ am 16. April sowie ein Kinderfest am selben Tag und eine Street-Ball-Night am 29. April.

Der „Spanier“ aus Herne im Ruhrpott: Helmut Sanftenschneider kann, was keiner sonst schafft: Gitarre spielen und dabei gleichzeitig die Kastagnetten schütteln.

Götz Frittrang hat einen Tipp für Angela Merkel nach der Kanzlerzeit: Teflon-Botschafterin!