Allgemeine Berichte | 08.10.2013

Kasbacher Obst- und Gartenbauverein hat die Kelteranlage am Ortseingang komplettiert

Alter Kelter wieder hergestellt

Die Wein- und Obstpresse erinnert an die Zeit, als im Ort noch Rebensaft und Apfel-Fietz produziert wurden

Nach erfolgreicher Montage der rekonstruierten Kelterbehälter lud der Obst- und Gartenbauverein zu einem ersten Kelterfest ein.  DL

Kasbach-Ohlenberg. Zu einer kleinen Feierstunde hatte der Obst- und Gartenbauverein Kasbach um seinen Vorsitzenden Peter Hausen am Freitagnachmittag an die Ortseinfahrt kurz hinter der Bahnunterführung eingeladen. Seit den 60er Jahren steht dort auf dem kleinen Rasenplatz zwischen der Kasbachtalstraße und der Straße „In der Stehle“ ein alter Kelter, der allerdings die beiden Holzkörbe fehlten, in denen die Trauben gepresst wurden. Diese haben nun Aktivisten des Obst- und Gartenbauvereins, neben Peter Hausen vor allem Stefan Hecker und Horst Schneider wiederhergestellt. „Die Familie Wienhusen hat die Kelter nach dem Verkauf ihrer Weinberge dankenswerterweise der Gemeinde überlassen, sodass wir künftige Generationen mit der alten Anlage zum Weinpressen an die alte Tradition hier im Ort erinnern können“, so Theo Honnef von den Grünen Daumen. Wie etliche andere Mitglieder des Vereins kann er sich noch gut an die Zeiten erinnern, als nicht nur die Hänge über den Gleisen der Kasbachtalbahn als Weinberge angelegt waren. Auch oberhalb der Eisenbahnlinie zogen sich am Rhein Reben Richtung Erpel und Linz. Neben 20.000 Kilogramm Kartoffeln würden die fleißigen, aber armen Kasbacher auf 51 Morgen großen Weinbergen vor allem 150 Ohmen Wein produzieren, also rund 23.000 bis 24.000 Liter, berichtete der Linzer Bürgermeister 1829 dem Landrat zu Neuwied. Vor dem Auftreten der Reblaus um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sollen in Kasbach bei guten Jahrgängen sogar bis zu 50 Fuder, also etwa 50.000 Liter Wein gekeltert worden sein. Danach entstanden durch Rodungen viele Brachflächen, so genannte „Driesche“, die mit Apfel-, Birn- und Pflaumenbäumen bepflanzt werden sollten. Das war 1899 die Geburtsstunde des Obst- und Gartenbauvereins. Bis zum Ersten Weltkrieg soll er sich neben dem Obstanbau aber auch intensiv um den Weinbau gekümmert haben. So ist etwa in der Chronik aus dem Jahr 1935 ist zu lesen, dass die Gemüse- und Kartoffelernte wegen der außergewöhnlichen Hitze im Juli und August zwar mäßig ausgefallen sei und dass die Landwirte sogar mangels Futter ihren Viehbestand hätten verringern müssen. Gut abgeschnitten hatten damals nur die Winzer bei vollen Rebstöcken und einem Mostgewicht der Trauben von 90 bis 95 Grad. Ganz anders ein Jahr später. „Die Traubenernte entsprach nicht den Erwartungen der Winzer, Qualität und Quantität waren gering, die Winzer mussten tüchtig zuckern“, ist dort in der handschriftlichen Chronik zu lesen. Nur in günstigen Lagen erzielte man angesichts weniger Sonnentage 75 bis 85 Grad Mostgewicht.

„Die Ernte tat dem Winzerfest am 11. Oktober jedoch keinen Abbruch“, heißt es weiter. Die ganze Gemeinde beteiligte sich an dem Winzerfestzug, für den die Schule Kindergruppen stellte. Der Festzug, dem der Gedanke zugrunde lag: „Von der Rebe bis zum fertigen Wein!“ soll sogar viele Fremde aus Linz und den Nachbarorten angelockt haben. „Aus dem Industriegebiet weilte etwa 1.000 Personen in Linz; die kamen fast alle nach Kasbach und feiert das Winzerfest mit. Man sprach dem Wein gut zu und schied gegen Abend mit dem Versprechen, zum nächstjährigen Winzerfest wieder zu kommen. Der Kasbacher Wein erlangte in diesem Jahr Berühmtheit. Die Winzergenossenschaft konnte viel Wein an auswärtige Kunden liefern“, berichtet die Chronik. „In der ist auch vom Appelfietz die Rede, der ebenfalls mit Hilfe einer solchen Kelter produziert wurde“, erinnerte Theo Honnef.

Die ersten mechanischen Keltern erzeugten den zum Pressen nötigen Druck mithilfe einer Spindel und benötigten erheblich weniger Platz als die frühen Baumkeltern. „Bei dieser Kelter hier wurde in der Mitte der Anlage der Boden durch Öldruck in dem einem Behälter hochgedrückt, während man den anderen bereits füllen konnte“, so Horst Schneider. In schlechten Jahren habe man die Maische nach dem ersten Pressen noch mal aus dem Holzkorb geholt und aufgelockert, um einen zweiten Druck vornehmen zu können. „Uns war es nur möglich, die Kelter in gut 70 Stunden wiederherzustellen, dank der großzügigen Spende von Holz Bahles.

Wir haben nicht nur die Eichenhölzer bekommen. Die waren auch schon entsprechend so bearbeitet, dass sich die Abstände originalgetreu zwischen den Stäben nach innen verjüngen“, betonte Peter Hausen auf der kleinen Feier, an der natürlich auch Bürgermeister Dieter Sander teilnahm. „Es ist immer gut, wenn Leute sich in der Gemeinde engagieren und etwas für die Allgemeinheit machen“, hob er hervor. Gerade die „Rentner-Gang“ des Kasbacher Obst- und Gartenbauvereins habe im Ort schon einiges bewegt und für die Zukunft noch mehr in Aussicht gestellt, lobte der Dorf-Chef die Aktivisten der örtlichen grünen Daumen.

Nach erfolgreicher Montage der rekonstruierten Kelterbehälter lud der Obst- und Gartenbauverein zu einem ersten Kelterfest ein. Foto: DL

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Michael59: Mir ist aufgefallen, dass in der Sebastianusstrasse, in Höhe des alten Friedhofs, sich die wenigsten Autofahrer an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten und dieses Messgerät komplett ignorieren.

Mittelalterliche Stadtmauer in Mayen neu entdeckt

  • Rainer Hohn: Man ganz davon ab: die alten Basaltsteine herauszuholen, um später eine dünne Betonmauer einzuziehen, wirkt nicht nur äußerst unprofessionell, sondern auch so, als wolle man sich über Jahrzehnte hinweg...
  • Gabriele Friedrich: Fein, im Drumherum bauen sind Mayener einfach Spitze. Kenne keine Stadt, wo so viel drumherum gebaut wurde. Dennoch- Mayen, my love !

13.09.: Keine Beweise für Beutegreifer

  • Silke Roth: Es gibt ja glücklicherweise B-Proben vom Körper des getöteten Schafes! Von Fachleuten mit der entsprechenden Ausbildung. Nunmehr mal abwarten was in einem Spurenlabor herauskommt.
Kreishandwerkerschaft
Anzeige Haushaltsauflösungen und Ankauf
DA bis auf Widerruf
Stellenanzeige Fahrer
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, Oktober 2025
Kreishandwerkerschaft - Anzeige Heizung
Stellenanzeige
Rund ums Haus
Anzeige KW 42
Anzeige Tag der offenen Tür
Empfohlene Artikel

Vettelschoß. Auch nach vierzig Jahren ist es ihnen am 4. Oktober wieder gelungen: Der Chor Regenbogen konnte einmal mehr vor einem übervollen Kirchensaal der St. Michaelkirche konzertieren. Über 350 Gäste ließen sich das Jubiläumskonzert nicht entgehen und überschütteten den Chor am Ende mit verdientem Beifall.

Weiterlesen

Linz. Beim diesjährigen Kreispokalschießen am 12. Oktober 2025, ausgerichtet von der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Rothe Kreuz, konnte der amtierende Schützenkönig der St. Sebastianer Schützenbruderschaft Linz e.V., Jörg Kahlert, einen besonderen Erfolg feiern: Mit einem sicheren Schuss und großem Können errang er die Würde des Kreiskönigs. Der Wettbewerb, an dem zahlreiche Schützen aus dem...

Weiterlesen

Linz. Der Kunstverein Linz am Rhein lädt zur Vernissage seiner letzten Ausstellung des Jahres 2025 für den 01.11.2025 um 17 Uhr in Markt9 ein. Die Ausstellung von Rita Rohlfing trägt den Titel „Reflections“. Die Einführung wird die Kunsthistorikerin Gabriele Uelsberg halten.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Der Führerschein des Fahrers wurde beschlagnahmt.

19.10.: Neuwied: Falschfahrer auf der B256

Neuwied. Am Sonntag, den 19.10.2025, gegen 13:40 Uhr, wurde der Polizei Neuwied ein Falschfahrer auf der B 256 in Fahrtrichtung Rengsdorf gemeldet. Zum Zeitpunkt der Mitteilung hatte der Fahrer die Bundesstraße an der Anschlussstelle Niederbieber bereits wieder verlassen. Durch die Falschfahrt sowie ein nachfolgendes Wendemanöver kam es zu Gefährdungen des fließenden Verkehrs.

Weiterlesen

Hinweis der Gemeindeverwaltung und der Entsorger

Brandgefahr durch falsch entsorgte Akkus

Swisttal. Die Gemeindeverwaltung weist darauf hin, dass durch falsch entsorgte Akkus eine erhebliche Brandgefahr ausgeht. Erst kürzlich kam es im Mai, Juli, August und September zu Brandereignissen an den Entsorgungsanlagen der RSAG in Troisdorf und bei Hündgen Entsorgung in Ollheim, bei denen als Brandursache Lithium-Akkus festgestellt wurden beziehungsweise. vermutet werden. Neben den enormen Sachschäden...

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Kreishandwerkerschaft
Illustration-Anzeige
Imageanzeige
Daueranzeige
Anzeige Andernach
Titel
Mülltonnenreinigung
Stellenanzeige
Angebotsanzeige (August)
Imageanzeige Schilddrüse und Gelenke
Ganze Seite Remagen
Doppelseite Herbstbunt
Herbstbunt Bad Neuenahr-Ahrweiler
Anzeige Jubiläum 5 Jahre Bad Neuenahr-Ahrweiler