Neujahrsempfang der SPD im Sinziger Schloss
Andrea Nahles gab sich kämpferisch
Langjährige Mitglieder wurden geehrt
Sinzig. Beim Neujahrsempfang der SPD im Sinziger Schloss war der Andrang am vergangenen Sonntag groß. Dies mag am positiven „Martin- Schulz-Effekt“ gelegen haben, aber wohl auch an der Rednerin. Denn Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles war in die gute Stube Sinzigs gekommen, um die Genossen auf den Bundestagswahlkampf einzuschwören. Zu ihrem Neujahrsempfang hatten gemeinsam die SPD Ortsvereine aus Sinzig und Bad Bodendorf, die Kreis-SPD und die Kreistagsfraktion der Sozialdemokraten eingeladen. Für Andrea Nahles selbst war es die letzte Veranstaltung auf ihrer „Neujahrsempfangs-Tournee“. An der Wand im Sinziger Kultursaal hing übrigens ein altes Stück Stoff mit großer symbolischer Bedeutung. Denn diese Parteifahne hatten die Sinziger Sozialdemokraten mit List und Tücke und hohem Risiko im Jahr 1933 vor den Nazis versteckt. Die Sozialdemokraten riefen bei dieser Gelegenheit zum starken Engagement für die Demokratie auf und dies über die Parteigrenzen hinweg. Der SPD Kreisvorsitzender Marcel Hürter meinte launig. „Engagieren Sie sich für die Demokratie, wenn es sein muss auch in der CDU aber natürlich besser bei der SPD“. Hürter machte dezent auf die neuen Umfragewerte aufmerksam. „Am 24. September ist vieles und fast alles möglich. Jede Stimme zählt“ machte er klar. Andrea Nahles selbst hielt eine Rede in Moll und in Dur. Die Molltöne kamen durch die allgemeine Weltlage. Nahles erwähnte die Besetzungsliste der Ministerposten der neuen Regierung Trump, den Vormarsch autokratische Systeme wie etwa in der Türkei oder den drohenden Rechtsruck in Frankreich. Sie zitierte ein altes chinesisches Sprichwort: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern die anderen Windmühlen. Damit deutet sie an, dass sie ihre Genossen als Windmühlenbauer sieht und die Menschen ihre demokratischen Rechte mit aller Konsequenz wahrnehmen sollten. Sie brachte aber auch ein Beispiel, wie es nicht funktioniert. „Von den jungen Leuten die nach der Abstimmung der Briten gegen den bereits entschiedenen Brexit demonstriert haben, sind nur 30 Prozent zur Wahl gegangen. Das war zu wenig. Nahles machte deutlich, dass es für die Demokraten es nicht an der Zeit sei, sich auszuruhen. Das hat sie sich auch als Arbeitsministerin selbst zum Ziel gesetzt. Im Kreis Ahrweiler hätten im vergangenen Jahr 20.000 Menschen vom Mindestlohn profitiert und 500 Bürger die Rente mit 63 in Anspruch genommen. Nahles sprach auch ein bundespolitisches Thema an. Sie wolle alles tun, damit junge gut ausgebildete Menschen mit Ausbildung oder Studium nicht länger nur mit befristeten Arbeitsverträge abgespeist werden. Auf die Basis der Sozialdemokraten wird viel Arbeit zukommen. Bis zur Bundestagswahl am 24. September gilt es viel anzupacken. An diesem Termin wird auch in Sinzig ein neuer Bürgermeister gewählt. Hartmut Tann, SPD-Fraktionssprecher im Sinziger Rat, sprach bei dem Empfang gleich drei heikle kommunalpolitische Themen in Sinzig an: Das Nahversorgungszentrum, ein geplantes Inklusions-Hotel auf der Jahnwiese und der Neubau des Feuerwehrgeräteshauses werden vor Ort wohl viel politische Kraft kosten. Zum Ende der Veranstaltung ehrte Andrea Nahles langjährige und engagierte Genossen. So gab es Urkunden für die 40-jährige Mitgliedschaft von Beate Eggert, Dieter Michalewski-Legran und Kurt Kleemann. Seit 30 Jahren SPD Mitglied sind Walter Wind und Erwin Terschanski. Seit 20 Jahren ist Kathrin Mies dabei und seit zehn Jahren in Ingo Bell
Beim Neujahrsempfang der SPD im Sinziger Schloss war Andrea Nahles in dem vergangenen Jahrzehnt fast schon so etwas wie ein Stammgast. Auch in ihrer Rolle als Generalsekretärin der SPD und jetzt als Bundesarbeitsministerin kam sie in die Barbarossastadt. So gut besucht und von so viel positiver Aufbruchstimmung geprägt war der Jahresauftakt der Genossen an der Rheinschiene und im Kreis Ahrweiler aber selten. BL