Exkursion der SPD Arenberg-Immendorf

Essbare Stadt Andernach - Blaupause für Koblenz?

Essbare Stadt Andernach -
Blaupause für Koblenz?

Der Andernacher Oberbürgermeister Achim Hütten begrüßte sichtlich stolz die Koblenzer Delegation aus dem Höhenstadtteil.Foto: Privat

04.09.2013 - 12:57

Koblenz/Andernach. “Wir erleben in vielen Bereichen, dass Bürgerinnen und Bürger mehr Verantwortung für und in ihrer Stadt übernehmen möchten. Das Konzept einer ‘essbaren Stadt’ ist hierbei ein tolles Projekt, mit dem Bürger nicht nur Verantwortung für etwas Konkretes übernehmen”, so Christoph Kretschmer, stellvertretender Vorsitzender der SPD Arenberg-Immendorf. Die ‘essbare Stadt’ leiste hierbei auch einen wichtigen Beitrag für ein Bewusstsein einer gesunden Ernährung in Zeiten von Fast Food. “Für Schulklassen und Kindergartengruppen ist ein Besuch der ‘essbaren Stadt’ anschaulicher Unterricht und macht Ernährung und Nahrung direkt ‘fass-’ und ‘spürbar”, so Kretschmer weiter. Der Andernacher Oberbürgermeister Achim Hütten begrüßte sichtlich stolz die Koblenzer Delegation aus dem Höhenstadtteil. Ihm zur Seite stand die bekannte Gartenfachmoderatorin des SWR4, Heike Boomgarten sowie der Diplom-Geoökologe der Stadt Andernach Lutz Kosack. Da die essbare Stadt Andernach auch viel mit Arbeitsmarktförderung zu tun hat, wurde das Trio von Karl Werf, Geschäftsführer der kommunalen Beschäftigungsgesellschaft perspektive begleitet.


Kollektive Scholle?


Die Besucher staunten nicht schlecht, wie vielseitig und raffiniert das Konzept hinter der essbaren Stadt ist: Am Rathaus wachsen Trauben zum Pflücken, während die Blätter helfen, Hitze in der Innenstadt zu reduzieren. Salat und Bohnen umrunden die Burgruine. Orangen und Mandelbäume schmiegen sich an die Südseite der Stadtmauer. Die Stadt Andernach hatte bereits 2010 beschlossen, sich mit dem Konzept „Die essbare Stadt“, neu zu erfinden. Den Anfang machten 101 Tomatensorten, die gepflanzt wurden - und zwar in die öffentlichen Beete, an die Stadtmauer, in den Burggraben. Als Nächstes wurde Salat und Kartoffeln ausgesät: Mithilfe erwünscht - Pflücken erlaubt. Das ist das Motto. “Die Idee ist schon fast zu einer sozialen Bewegung geworden”, so Kretschmer am Rande der Exkursion. In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter MYK entstand für langzeitarbeitslose Menschen ein tolles Projekt, das neben Qualifizierung auch viel Selbstwert den Mitarbeitern beschert. Nicht selten kommt es vor, dass sie spontan von Passanten gelobt werden.


Gegen Widerstände durchgesetzt


Die Idee, die erst so ungewöhnlich begann, ist heute niemandem mehr fremd. Dabei wirkte es wie ein Aprilscherz, als der Oberbürgermeister 2010 verkündete, Andernach in eine „essbare Stadt“ zu verwandeln. Kritiker gaben zu bedenken, dass Hunde auf das Gemüse pinkeln würden. Vandalismus sei zu erwarten. Weiterhin wurde befürchtet, dass die angepflanzten Tomaten als Wurfgeschosse missbraucht werden. Der Stadtrat brachte das Wort „Steuerverschwendung“ ins Spiel. Nichts bewahrheitete sich. Vielmehr erkennen die Andernacher Bürger den Mehrwert. Es geht darum, „Betreten verboten“ mit „Pflücken erlaubt“ zu ersetzen. Das Gemeinschaftserlebnis zu stärken. „Wir geben den öffentlichen Raum den Bürgern zurück“, sagt Kosack. Der Diplom-Geoökologe rechnet vor, dass in Andernach ein Potenzial von 30ha Urbaner Landwirtschaft möglich sei. Kosacks Ehrgeiz als Botaniker war geweckt, jeder Platz rief nach seiner speziellen Bepflanzung.


Seltene Sträucher, Beerenobst und Hühner


Er hat die Möglichkeit in Andernach seltene Gehölze zu setzen - dieses Frühjahr 800 Sträucher und Beerenobst. Es gibt nun Kaki, Granatapfel, Feige, Bitterorange, Mispel, Quitte, Esskastanien und Knackmandeln aus der Pfalz. Zurzeit werden etwa 5.000 Quadratmeter bewirtschaftet. Neuste Attraktion sind die Hühner im Burggraben. Die Teilnehmer staunten nicht schlecht als der Oberbürgermeister verkündete im nächsten Jahr Schweine in die Stadt zu holen. Alle sind sich nach der Führung einig. Hier traut sich eine Kommune etwas und sie wird belohnt. Am Ende konnte Kretschmer daher ein rundweg positives Fazit ziehen: “Wir nehmen heute viele Anregungen mit nach Hause. Wenn so etwas in Andernach erfolgreich klappt, warum nicht auch bei uns in Koblenz?”

Pressemitteilung SPD

Koblenz Arenberg-Immendorf

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Der Unfallverursacher war alkoholisiert auf der A 48 unterwegs

Lkw-Fahrer schwer verletzt in Führerhaus eingeklemmt

Kehig. Ein 37 Jahre alter LKW-Fahrer befuhr am 22.04.2024 gegen 05:00 Uhr die A 8 in Fahrtrichtung Dreieck Vulkaneifel, kommend aus Richtung Koblenz. Zwischen der Anschlussstelle Polch und Mayen kam der Fahrer von der Fahrbahn ab und kollidierte mit der Mittelschutzplanke. Anschließend verließ er die Autobahn an der Raststätte Elztal-Nord, wo er gegen einen am rechten Fahrbahnrand geparkten Sattelzug stieß und diesen auf einen weiteren vor ihm geparkten Sattelzug schob. mehr...

Regional+
 

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Eröffnung des Jugendstützpunktes für Boulesport in Kleinmaischeid

Offenes Training

Kleinmaischeid. Am Freitag, 10. Mai wird der Jugendstützpunkt-Nord des rheinland-pfälzischen Bouleverbands in Kleinmaischeid mit einem offenen Training auf dem Parkplatz am Bürgerhaus eröffnet. Von 15 bis 17 Uhr sind alle interessierten Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 18 Jahren eingeladen, diesen tollen Sport kennenzulernen und sich unter qualifizierter Anleitung im „Legen“ und „Schießen“ der Kugeln zu erproben. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
juergen mueller:
@Amir Samed - Lol. Diese Infos hätten sie auch von mir bekommen können. Aber, danke für Ihre Mühe. Es freut mich immer wieder, dass Sie offenbar zu denen gehören, die zumindest Interesse aufzeigen, was diesen Themenbereich angeht, auch wenn Ihre Meinung hierzu sich in nichts von der unterscheidet, die...
Amir Samed:
Zum Stand der Forschung: Akasofu, Syun Ichi & Tanaka, Hiroshi L. (2021) zeigen in ihrer Arbeit, dass der Temperaturanstieg, der angeblich von Menschen verursacht wurde, tatsächlich auf PDO (Pazifische Dekaden-Oszillation) und AMO (Atlantische Multi-Dekaden Oszillation) zurückzuführen ist. - In diesem...
juergen mueller:
Die KLIMAKRISE ist kein neues Phänomen. Sie gibt es tatsächlich, ist real u. ist ein Begriff für die ökologische, politische u. gesellschaftliche Krise im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung. Seit dem vergangenen Jahrhundert erwärmt sich das Klima. Das globale Mittel der bodennahen Lufttemperatur...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
Amir Samed:
Aufgepast ihr Omas, nicht das sich die "stabile Brandmauer" in ein (geistiges) Gefängnis ohne Entkommen verwandelt....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service