Gemeinderat Grafschaft macht den Weg frei

Künftige Goldbärenhöhle soll Sogwirkung entfalten

In einer Sondersitzung wurde der Aufstellungsbeschluss für Bebauungsplan auf dem Weg gebracht

Künftige Goldbärenhöhle
soll Sogwirkung entfalten

Wo derzeit noch Felder und Obstplantagen sind, soll schon im kommenden Jahr das neue Logistikzentrum des Süßwarenherstellers Haribo entstehen. Der Grafschafter Gemeinderat gab den Startschuss für den Bebauungsplan der Bauabschnitte fünf und sechs des Innovationspark Rheinland bei Ringen. Foto: VJ

07.10.2013 - 15:40

Grafschaft. Es war ein deutliches Zeichen auch an die Adresse künftiger Investoren, vor allem aber für das Bonner Goldbärchen-Imperium, dass in der Gemeinde Grafschaft die Uhren schneller und investorenfreundlicher ticken als anderswo. Keine elf Tage, nachdem der Süßwarenhersteller Haribo seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, zunächst sein Logistikzentrum und später auch noch einen Produktionsstandort im Innovationspark Rheinland zu errichten, ebnete der Grafschafter Gemeinderat diesem Vorhaben formal den Weg. In einer eilig einberufenen Sondersitzung brachte das Gremium einstimmig den Bebauungsplan für die künftige „Goldbärenhöhle“ auf den Weg.

„Wenn alles optimal läuft, dann können in sieben Monaten schon die ersten Bagger auf dem Haribo-Gelände im Innovationspark Rheinland anrollen“, erläuterte Fachbereichsleiter Klaus Becker. Doch als ersten Schritt müsse der Rat zunächst einmal den Aufstellungsbeschluss für den entsprechenden Bebauungsplan fassen. Betroffen seien die Bauabschnitte fünf und sechs des Innovationsparks Grafschaft, der sich im Westen an die Unternehmen Frutania, Taglieri und Schnitzler anschließe, etwa da, wo die Umleitungsstrecke jetzt den Knick mache. Das gesamte Gebiet umfasse 27 Hektar und soll als im Flächennutzungsplan festgesetztes Industriegebiet an die Belange von Haribo angepasst werden. Vor dem künftigen Werkstor des Goldbären-Produzenten soll es einen Kreisverkehr geben, während man die Innenerschließung dem künftigen Eigentümer überlassen möchte.


Gewerbesteuer fließt früher


„Jeden Monat, den wir früher mit unserem Part anfangen, sind wir früher fertig“, erläuterte Bürgermeister Achim Juchem. Entsprechend könne Haribo früher anfangen zu bauen, die ersten Beschäftigten nähmen früher die Arbeit auf - „aber das Wichtigste für die Gemeinde Grafschaft: Die Gewerbesteuer fließt früher“, so Juchem. Deshalb setze man alles daran, das Bebauungsplan-Verfahren so viel möglich in Gang zu setzen. Er freue sich sehr, dass auch der Rat voll und ganz mitziehe und sich kurz vor den Herbstferien zu einer außerplanmäßigen Sitzung bereit erklärt habe - dem Anlass entsprechend mit Gummibärchen als Tisch-Snack.

Nachdem das Gremium einstimmig den Startschuss gegeben hat, werde im Laufe des Verfahrens die Planung konkretisiert. Dabei werden auch die Bürger angehört, sowie die Träger öffentlicher Belange zu Wort kommen. Juchem zeigte sich zuversichtlich, dass binnen sieben Monaten die Baureife gegeben sei und die Baugenehmigung für die Erdarbeiten erteilt werden könne. Mit der Erteilung der kompletten Baugenehmigung für das Projekt, in das Haribo angeblich eine halbe Milliarde Euro investieren will, rechnet der Bürgermeister im Juli 2014.


Die Goldbären können kommen


„Die Goldbären können kommen“, rief Thomas Schaaf und sagte als Vorsitzender der CDU-Fraktion die volle Unterstützung zu. „Wir freuen uns über die Entscheidung von Haribo, bei uns in der Grafschaft zu siedeln.“ Der Innovationspark Rheinland könne bei ansiedlungswilligen Firmen insbesondere mit der guten Verkehrsanbindung sowie der räumlichen Nähe zu Mittel- und Oberzentren punkten. Die Haribo-Entscheidung bedeutet den Durchbruch für die zweite große Gewerbesiedlungsfläche in der Gemeinde Grafschaft nach dem etwa 45 Hektar großen Gewerbepark in Gelsdorf mit seinen etwa 1400 Arbeitsplätzen. „Mit der Ansiedlungsentscheidung von Haribo wird sich der Zuzug weiterer Firmen beschleunigen“, glaubt Schaaf. Das künftige Logistikzentrum des Goldbären-Herstellers und die später folgende Produktionserweiterung werde in den kommenden Jahren für eine stetig wachsende Zahl von zusätzlichen Arbeitsplätzen in der Grafschaft sorgen. So sicherten die beiden Gewerbestandorte in Ringen und Gelsdorf der Bevölkerung nachhaltig Arbeit und Einkommen. Mit dem jetzigen Aufstellungsbeschluss gebe der Rat den Startschuss für das größte gewerbliche Einzelprojekt, das jemals auf der Grafschaft geplant worden sei. Er dankte aber besonders der Verwaltung, allen voran Bürgermeister Achim Juchem und seinen engsten Mitarbeitern, für das hohe Engagement dieser Sache: „Mit Geduld und Freundlichkeit haben Sie es geschafft, nicht nur ein großes und renommiertes Unternehmen wie Haribo für die Grafschaft zu begeistern, sondern auch Klein- und Mittelbetrieben mit ihren Arbeitskräften bei uns eine dauerhafte Bleibe zu geben.“


Gewinner in einem harten Wettbewerb


Den Dankesworten schloss sich auch Hubert Münch (SPD) an und erinnerte daran, dass die Sache den Rat schon seit mindestens 17 Jahren beschäftige. Deshalb sei es umso schöner, dass man jetzt zu einem Abschluss gekommen sei. „Wir haben Haribo immer ein sehr gutes und hochkarätiges Angebot unterbreitet und stehen letztlich als Gewinner in einem Wettbewerb mit vielen Konkurrenten da“, konnte er seinen Stolz über den Erfolg nicht verhehlen. Er wies allerdings auch darauf hin, dass die rheinland-pfälzische Landesregierung mit ihrem Engagement wohl den letzten Ausschlag gegeben habe für die Entscheidung zugunsten der Grafschaft. „Und unser heutiger Beschluss ist auch ein Symbol dafür, dass wir alles unternehmen werden, um Haribo froh zu machen.“

FDP-Fraktionschefin Christina Steinheuer (FDP) sah in der Entscheidung des Bonner Süßwarenherstellers auch einen Vertrauensvorschuss für die Kommune, denn es falle wohl keinem Unternehmen leicht, seinen angestammten Heimatort zu verlassen. „Wir sollten alles tun, um das Vertrauen zu rechtfertigen“, wünschte sie sich. Schließlich gehe es auch um das Image der Grafschaft als Wirtschaftsstandort. Sie will übrigens auch erfahren haben, dass nicht zuletzt die weichen Standortfaktoren wie kostenlose Kindertagesstätten-Plätze für die Mitarbeiter eine wesentliche Rolle bei der Standortentscheidung gespielt hätten.


FOC bleibt eine weitere Option


Richard Horn (FWG) wusste: „Ein Erfolg hat viele Väter, und diese Sache wird ein Erfolg für die Grafschaft werden.“ Auch er dankte der Verwaltung um Achim Juchem für ihre hervorragende Arbeit. Und auf Nachfrage von Wilfried Klein bestätigte Juchem auch, dass das geplante, aber umstrittene Factory-Outlet-Center weiterhin eine zusätzliche Option für den Innovationspark Rheinland bleibe: „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Der Unfallverursacher war alkoholisiert auf der A 48 unterwegs

Lkw-Fahrer schwer verletzt in Führerhaus eingeklemmt

Kehig. Ein 37 Jahre alter LKW-Fahrer befuhr am 22.04.2024 gegen 05:00 Uhr die A 8 in Fahrtrichtung Dreieck Vulkaneifel, kommend aus Richtung Koblenz. Zwischen der Anschlussstelle Polch und Mayen kam der Fahrer von der Fahrbahn ab und kollidierte mit der Mittelschutzplanke. Anschließend verließ er die Autobahn an der Raststätte Elztal-Nord, wo er gegen einen am rechten Fahrbahnrand geparkten Sattelzug stieß und diesen auf einen weiteren vor ihm geparkten Sattelzug schob. mehr...

Regional+
 

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Eröffnung des Jugendstützpunktes für Boulesport in Kleinmaischeid

Offenes Training

Kleinmaischeid. Am Freitag, 10. Mai wird der Jugendstützpunkt-Nord des rheinland-pfälzischen Bouleverbands in Kleinmaischeid mit einem offenen Training auf dem Parkplatz am Bürgerhaus eröffnet. Von 15 bis 17 Uhr sind alle interessierten Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 18 Jahren eingeladen, diesen tollen Sport kennenzulernen und sich unter qualifizierter Anleitung im „Legen“ und „Schießen“ der Kugeln zu erproben. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
juergen mueller:
@Amir Samed - Lol. Diese Infos hätten sie auch von mir bekommen können. Aber, danke für Ihre Mühe. Es freut mich immer wieder, dass Sie offenbar zu denen gehören, die zumindest Interesse aufzeigen, was diesen Themenbereich angeht, auch wenn Ihre Meinung hierzu sich in nichts von der unterscheidet, die...
Amir Samed:
Zum Stand der Forschung: Akasofu, Syun Ichi & Tanaka, Hiroshi L. (2021) zeigen in ihrer Arbeit, dass der Temperaturanstieg, der angeblich von Menschen verursacht wurde, tatsächlich auf PDO (Pazifische Dekaden-Oszillation) und AMO (Atlantische Multi-Dekaden Oszillation) zurückzuführen ist. - In diesem...
juergen mueller:
Die KLIMAKRISE ist kein neues Phänomen. Sie gibt es tatsächlich, ist real u. ist ein Begriff für die ökologische, politische u. gesellschaftliche Krise im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung. Seit dem vergangenen Jahrhundert erwärmt sich das Klima. Das globale Mittel der bodennahen Lufttemperatur...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
Amir Samed:
Aufgepast ihr Omas, nicht das sich die "stabile Brandmauer" in ein (geistiges) Gefängnis ohne Entkommen verwandelt....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service