Sachverständiger übergibt Gutachten dem Kirchwalder Gemeinderat
Naturdenkmal Dicke Eiche bleibt erhalten

Kirchwald. Mit einem geschätzten Alter von über 500 Jahren steht mit der „Dicken Eiche“ unterhalb von Kirchwald und oberhalb des Netteufers gelegen eines der imposantesten Naturdenkmäler des Kreises Mayen-Koblenz. Seit 1935 steht die Eiche unter Denkmalschutz. Eigentümer des Baumes ist die Gemeinde Kirchwald, die aber ohne Zustimmung des Kreises handlungsunfähig ist - eben wegen des bestehenden Denkmalschutzes. Und Handlungsfähigkeit war gefragt, als vor einigen Jahren, für Wanderer gut sichtbar etwa ein Meter über dem Erdboden eine große Stelle Braunfäule durch Befall mit dem Pilz Schwefelporling festgestellt wurde. Schon im Jahr 2012 untersuchten Fachleute den Baum, um Aussagen treffen zu können zur Verkehrssicherheit und um Maßnahmen zur Lebensverlängerung zu empfehlen. Aufzuhalten ist der schleichende Tod dieses mächtigen Baumes nämlich nicht.
Nach der Untersuchung des vermuteten früheren Grenzbaumes, die beim Menschen in etwa einer Computertomographie vergleichbar ist, schätzten die Baumexperten seinerzeit noch zwischen 5 und 30 Jahren Lebenszeit, vielleicht noch ein paar mehr, wenn es zahlreiche feuchte Frühjahre und Sommer geben würde.
Weil vermutlich Wanderer im vergangenen Jahr weitere Rindenteile über den faulen Baumteilen entfernt hatten und die Schadstelle dadurch einen vermeintlich viel größeren Eindruck machte, entschloss sich die Gemeinde Kirchwald eine erneute Untersuchung durch Fachleute in Auftrag zu geben. Vorgenommen hat die Untersuchung Ende vergangenen Jahres Peter Wirges aus Bendorf. Dem Sachverständigen für Baumpflege, Baumstatik und Baum-Habitusstrukturen kurz vor dem Abschluss zum Gerichtsgutachter ist die Dicke Eiche mittlerweile „ans Herz gewachsen“. Immer wenn er beruflich in unserer Region unterwegs ist, stattet er „seinem Liebling“ einen kurzen Besuch ab.
Erstaunliche Vitalität
Anlässlich einer Sitzung des Kirchwalder Gemeinderates hat der Baumfachmann Wirges jetzt Ortsbürgermeister Erich Pung und dem Gemeinderat das erstellte Gutachten übergeben. Die computertomografische Untersuchung, bei der etwa 1 Meter über dem Erdboden mit einem Laptop verbundene Sensoren an der Ei-che befestigt wurden, ergab eine erstaunliche Vitalität des Baumes. Mit kleinen Hammerschlägen auf die Sensoren wurden Schallwellen erzeugt, die in gesundem oder krankem Holz sowie möglichen Hohlräumen unterschiedliche Laufzeiten aufweisen und im Laptop gesammelt wurden. Der fertigte anschließend in unterschiedlichen Farben ein Bild daraus, das den Krankheitsfortschritt doku-mentiert. Später wurde die Prozedur in größerer Höhe in gleicher Form wieder-holt. Die Messergebnisse lassen sich in etwa so zusammenfassen: Die Faulstelle hat zwar unaufhörlich zugenommen, gleichzeitig hat der Baum aber mit Jahres-ringen auch neues Stammholz gebildet. „Wir möchten den Baum unbedingt noch für unsere Kinder erhalten“ so Ortsbürgermeister Pung, der sich über die neuerlichen Ergebnisse sehr erfreut zeigte.
Nach dem Motto „Wie hohl darf ein Baum sein“ wurde von Peter Wirges und seinem Team auch ein Zugversuch an der Eiche unternommen, der die Windstärke 12 simulierte und in dem dicht bewaldeten Gebiet als sehr unwahrschein-lich gilt. Dabei stellte sich heraus, dass die geforderte 1,5-fache Standsicherheit der Dicken Eiche auf jeden Fall noch für lange Zeit gegeben sein wird. Baum-fachmann Wirges empfiehlt jedoch noch jetzt direkt vor dem Austrieb einen ha-bituserhaltenden Rückschnitt der Krone, bei dem etwa 60 m² der über 300 m² Kronenfläche entfernt werden und damit bei stärkerem Wind etwa 200 Tonnen Last vom Wurzelhals.
Über die Kosten wird man sich noch einige Gedanken machen müssen. Der denkmalgeschützte Baum „gehört“ nämlich der Gemeinde Kirchwald vertreten durch Ortsbürgermeister Erich Pung, der damit eigentlich die Kosten tragen muss. Herr Pung kann aber ohne die Einwilligung der Unteren Naturschutzbe-hörde des Landkreises nichts entscheiden. Zum Nutzen des imposanten Natur-denkmals Dicke Eiche wird hier aber sicher in Kürze eine einvernehmliche Regelung getroffen werden.
WE

Computertomografische Untersuchung an der Dicken Eiche. Die mit leichten Hammerschlägen erzeugten Schallwellen werden im Laptop zu einem aktuellen Krankheitsbild zusammengefasst.

Die Dicke Eiche im Jahr 2012.