Allgemeine Berichte | 22.06.2015

Bedeutsame Gebäude des gesellschaftlichen Lebens in Sinzig

Hotel Kaiserhof und Kaisersaal

Von Hans Josef Moeren

Für Hotelgäste standen getrennt ein Frühstücks- und ein Speisezimmer zur Verfügung.

Sinzig. Wer in lokalen Zeitungen aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg blättert, findet bei den Nachrichten über Sinzig und in Veranstaltungshinweisen die Namen „Kaiserhof“ und „Kaisersaal“. Es handelte sich um ein Hotel und einen Saal, die sich auf der Nordseite der Barbarossastraße auf dem westlichen Eckgrundstück Barbarossastraße/Lindenstraße befanden und im Krieg fast völlig zerstört wurden. Die Größe des Kaisersaales wurde in einem Hausprospekt mit einem Fassungsvermögen von 400 Sitzplätzen angegeben. Erbaut wurden Hotel und Saal von den Eheleuten Andreas Krämer Ende des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1906 1.) erfolgte eine Betriebserweiterung um einen Anbau, in dem sich vor allem eine neue Küche befand und 1927 2.) wurde ein Dachaufbau durchgeführt. Mit dem Bau des Tanzsaales als frei stehendes Gebäude entsprach Andreas Krämer als erster in Sinzig einer neuen Erscheinung in der Zeit des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts in unserer Gegend 3.). Bis dahin gab es allgemein nur in den Obergeschossen der Gastwirtschaften Tanzräume, wie zum Beispiel in Sinzig in der Gaststätte Büntgen an der Ausdorferstraße. Der auch frei stehende Helenensaal wurde später, erst 1910 gebaut.

Maßgeblich für den Hotelbau auf diesem Standort war sicherlich der ab 5. November 1858 begonnene planmäßige Verkehr auf der gesamten Bahnstrecke Köln - Koblenz mit Halt in Sinzig. Wie vielerorts bot sich damit auch in Sinzig an, in der Nähe des neuen Bahnhofs ein Hotel zu errichten, um den mit der Bahn ankommenden und abfahrenden Reisenden eine Unterkunftsmöglichkeit zu bieten. Diese Chance nahm der Gastwirt Andreas Krämer wahr. Jedoch gab er dem Hotel nicht wie vielfach geschehen den Namen „Bahnhofshotel“, sondern den Namen „Kaiserhof“, der im Giebel des Hauses gut sichtbar angebracht war. Nachdem Andreas Krämer verstorben war, führte seine Witwe den Betrieb zunächst weiter. 1935 wurde der Betrieb dann an Jakob Cloesges verkauft, der als gelernter Koch und langjähriger Oekonom des Hotel-Restaurants Winzerverein Rech/Ahr die besten Voraussetzungen mitbrachte, um den Betrieb erfolgreich weiterzuführen.

Bei einem Bombenangriff am 2. März 1945 wurden das Hotelgebäude an der Ostseite teilweise und der Saal vollständig zerstört. Nach einer provisorischen Herrichtung wurde nach dem Kriege in dem Restgebäude die Schankwirtschaft von Jakob Cloesges bis zu der altersbedingten Beendigung seiner Tätigkeit in den 1960er-Jahre weitergeführt, dann wurde das Gebäude abgerissen und an seiner Stelle das heutige Bauwerk errichtet.

Räumlichkeiten des Hauses

Ein Blick in das Innere des Hotels vermittelt einen Eindruck von dem Standard und der Atmosphäre eines Landgasthofes der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts, „einem Haus der gut bürgerlichen Ansprüche“, so das Hausprospekt.

Ein Bad in jedem Fremdenzimmer gab es noch nicht; ein Waschbecken mit fließendem Wasser genügte noch den Ansprüchen der Gäste. Ein Badezimmer und eine Toilette für alle Fremdenzimmer befanden sich separat auf der Etage. Gemessen an den heutigen Ansprüchen an ein Fremdenzimmer in einem Hotel war die damalige Ausstattung des Zimmers spartanisch

Werbung

Interessant auch die Werbung im Hausprospekt. Da wird Sinzig als „Luftkurort mit heilkräftigen, kohlensauren Mineralbädern gegen Gicht, Rheuma, Zucker-, Nieren-, Leber- und Frauenleiden“ angepriesen.

Dies hatte zur damaligen Zeit seine Berechtigung, denn in Sinzig bestand einmal ein Badehaus, in dem Trink- und Badekuren angeboten wurden. Es war in dem Park westlich der alten B 9 in Höhe der Einmündung Kripper Straße vorhanden, ist jedoch heute vollständig abgerissen 4.). Erwähnt wird in der Werbung auch das „moderne Strandbad im Rhein“. Welch ein Wandel bis heute, wo in Sinzig noch nicht einmal am Rhein geparkt werden darf.

Feste

Der Kaiserhof war über Jahrzehnte Stammlokal der St. Hubertus-Schützengesellschaft e.V. Sinzig.

Deshalb fand auch im Kaisersaal jährlich an Rosenmontag ein großer Preis-Maskenball, an Pfingstmontag der große Schützeball und an Sinziger Kirmes ein Konzert und der Königsball statt, wie eine Ankündigung aus dem Jahre 1937 belegt.

Mit der kriegerischen Zerstörung des Kaisersaales und eines Teils des Hotels und dem späteren Abriss des noch verbliebenen Hotelteils endete leider die Geschichte eines angesehenen Hotels und eines das gesellschaftliche Leben in Sinzig über Jahrzehnte einmal prägenden repräsentativen Saales.

Quellenhinweis

1.) Bauerlaubnis vom 07.04.1906 für Andreas Krämer - Stadtarchiv Sinzig.

2.) Bauerlaubnis vom 13.04.1927 für Witwe Andreas Krämer - Stadtarchiv Sinzig.

3.) Prothmann Ottmar „Von Ziegelfeldern und Backsteinbauten in der Grafschaft“ in Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2002, S. 104 v

4.) siehe dazu Hans Werner Adams „Die Barbarossastadt Sinzig war zeitweise ein Kurbad“ im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2014, S. 119

Für Hotelgäste standen getrennt ein Frühstücks- und ein Speisezimmer zur Verfügung.
Ein Bad in jedem Fremdenzimmer gab es noch nicht; ein Waschbecken mit fließendem Wasser genügte noch den Ansprüchen der Gäste.

Ein Bad in jedem Fremdenzimmer gab es noch nicht; ein Waschbecken mit fließendem Wasser genügte noch den Ansprüchen der Gäste.

Im Kaisersaal wurde auch noch von anderen Vereinen gefeiert, zum Beispiel bei Sitzungen, Maskenbällen und Prinzenproklamationen.

Im Kaisersaal wurde auch noch von anderen Vereinen gefeiert, zum Beispiel bei Sitzungen, Maskenbällen und Prinzenproklamationen.

Neben dem Kaisersaal war auch noch ein kleiner Gesellschaftssaal vorhanden.

Neben dem Kaisersaal war auch noch ein kleiner Gesellschaftssaal vorhanden.

Für Hotelgäste standen getrennt ein Frühstücks- und ein Speisezimmer zur Verfügung.

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