TV Jahn Eitelborn - Orientierungslauf
Mit der Karte durch das Gelände
Die Natursportart für Jedermann erfreut sich wachsender Beliebtheit

Eitelborn. Bei der Ankunft haben die knapp 90 Orientierungsläuferinnen und –läufer die erste Orientierungsaufgabe bereits hinter sich, sie haben den Weg nach Eitelborn ins schöne Augst-Stadion gefunden. Für Athletinnen und Athleten aus dem Ort selbst und den umliegenden Gemeinden war dies gar kein Problem und diejenigen, die aus der Gegend um Köln, aus dem Raum Mainz, dem oberen Westerwald und Siegerland anreisten, durften dabei Google Maps oder ihr Navigationsgerät zur Hilfe nehmen.
Beim Orientierungslauf, kurz OL, ist die Nutzung solcher Technik nicht erlaubt. Beim OL geht es darum, die auf einer Laufkarte eingezeichneten Kontrollstellen (bis zu 20 sogenannte OL-Posten) in vorgegebener Reihenfolge und in möglichst kurzer Zeit anzulaufen. Neben der Laufkarte ist einziges erlaubtes Hilfsmittel ein Kompass.
Bei der Laufkarte handelt es sich um eine sehr detaillierte Spezialkarte im Maßstab 1:7.500, das heißt. ein Zentimeter auf der Karte entsprechen 75 Meter im Gelände. Eine solche OL-Karte weist gegenüber einer normalen Wanderkarte deutlich mehr Details auf. Auf diesen fünffarbigen Karten sind neben Straßen, Wegen und Pfaden in unterschiedlicher Art und Stärke eingezeichnet, Vegetationsformen (Hochwald, Feld und Wiese, Dickicht) farblich gekennzeichnet, Geländeformen mit Höhenlinien dargestellt und einzelne Objekte (Häuser, Strommasten, Zäune, Gräben, Erdlöcher, Mulden, Tümpel, etc.) präzise eingezeichnet.
Im Gegensatz zum Volks- und Crosslauf gibt es beim OL keine ausgeschilderte Laufstrecke. Welchen Weg die einzelnen Läufer von OL-Posten zu OL-Posten wählen, bleibt Ihnen selbst überlassen. „Darin“, so Wolfgang Vilz vom ausrichtenden Turnverein Jahn Eitelborn, „liegt der besondere Reiz dieser schönen Sportart, bei der es gilt, innerhalb kürzester Zeit und unter körperlicher Belastung ständig neue Entscheidungen zu treffen: Ist es zum Beispiel sinnvoll, für die Laufstrecken von Kontrollposten zu Kontrollposten gut belaufbare, aber längere Routen über Straßen und feste Wege zu wählen oder ist es schneller, die kürzere aber schwierig zu laufende Variante über schmale Pfade auszusuchen? Laufe ich die lange Strecke um den Hügel herum oder überquere ich den Hügel und wähle damit die kürzere aber kraftraubende Strecke?“ Solche Entscheidungen sind abhängig vom Fitnesszustand, von der Streckenlänge und sogar vom Wetter, zum Beispiel können sich bei starkem Regen feste Feldwege in knöcheltiefe Schlammwege verwandeln und damit äußerst schwer zu belaufende Routen verwandeln (Crossläufer kennen das). Dies zeigt bereits, dass allein läuferische Qualitäten nicht ausreichen, um am Ende auf dem Siegertreppchen zu stehen. Von größerer Bedeutung sind Routenwahl und Orientierungsvermögen, das heißt das Zurechtfinden im Gelände. „Wenn Du in die falsche Richtung läufst, hilft es nicht, das Tempo zu erhöhen“, so Vilz.
Beste Bedingungen für die Läufer
An diesem Samstag war das Wetter mit Sonnenschein und um die 15 Grad warm beinahe ideal und so wagten sich in Eitelborn neben erfahrenen Orientierungsläuferinnen und –läufern auch zahlreiche Neulinge auf die je nach Alter und Leistungsvermögen unterschiedlich langen und schwierigen Lauftrecken. Für die Kleinsten bis neun Jahre gab es eine kleine 900 m-Strecke im umzäunten Stadionbereich. Die Strecken für die größeren Kinder, Jugendlichen und älteren Läuferinnen und Läufer (bis 80 Jahre) führten durch übersichtliches Baumschulgebiet, angrenzende Wiesen und den Eitelborner Ortsrand. Die ca. 7,5 km lange Strecke für die Eliteklasse führte bis hinauf auf den Nörrberg und forderte den Läuferinnen und Läufern einiges ab.
Piep, piep, piep, pieeeeeeeeeeeeep, minütlich ertönt dieses Startsignal und gibt damit die Strecke frei für den nächsten Läufer bzw. die nächste Läuferin. Gestartet wird – wie beim Biathlon – in kurzen Zeitabständen. So soll sichergestellt werden, dass die Sportler nicht einfach nur hinter einander herlaufen, sondern anhand der OL-Karte selbst ihren Weg finden. Die Läufer/-innen nehmen eine Laufkarte und rennen los. Erst jetzt am Start erhalten die Athleten ihre OL-Karte wissen auch erst jetzt, wohin sie zu laufen haben. OL-erfahrene Läufer „lesen“ die Karte während des Laufens, das heißt, sie erfassen mit einem Blick, wo sie sind, wo sie hinzulaufen haben und wie sie am schnellsten dorthin kommen. OL-Neulinge brauchen etwas länger, bevor es losgeht. Am Ende finden alle ihren Weg, wieder zurück ins Stadion und damit zum Ziel. Hier führt sie der Weg ins Wettkampfzentrum zu der sogenannten Auslesestation. Dort wird der von den Läufern während des Wettbewerbes mitgeführte Chip ausgelesen, auf dem die Laufzeit sowie die einzelnen tatsächlich angelaufenen OL-Posten gespeichert wurden. Dies ermöglicht eine Postenkontrolle und Auswertung der unterschiedlichen Laufklassen.
Drei Eitelborner Läufer auf dem Siegertreppchen ganz oben
In den Hauptklassen waren die nationalen Spitzenläufer Florence Jacob vom Kölner OL-Team (D19) und Toby Scott vom OLV Steinberg (H19) nicht zu schlagen. Erfreulicherweise konnten sich in dem insgesamt gut besetzten Teilnehmerfeld auch drei Eitelborner Läuferinnen und Läufer in ihren Laufklassen auf dem Siegertreppchen ganz oben platzieren: Aleah Klein (D10), Leonie Vilz (D18) und Sarka Altenhenne (D35).
Läufer und Ausrichter zeigten sich äußerst zufrieden von der gelungenen Veranstaltung und hoffen auf eine Wiederholung im nächsten Jahr.

Orientierungsläufer von Jung bis Alt stellten sich in Eitelborn der Herausforderung. Fotos: privat

Dieser Orientierungsläufer hat den nächsten OL-Posten fast erreicht.

Mit einer solchen Karte müssen sich die Läufer im Gelände orientieren.