Kunst-Ausstellung am Universitätsklinikum Bonn

Beim Malen vergisst er seine Schmerzen

Dr. Norbert Engelhard stellt aus

28.01.2016 - 10:42

Bonn. In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn finden regelmäßig wechselnde Kunstausstellungen statt. Diesmal stellt die Kunsttherapie Werke von Dr. Norbert Engelhard aus. Für den 86-Jährigen ist der Malprozess eine Hilfe bei Altersbeschwerden. Denn das Eintauchen in die Welt der Farben böte den überraschenden Effekt, Distanz zu den Problemen im Alter zu gewinnen. Die Ausstellung „Von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion - ein bildnerisches Experiment“ ist bis 20. April im Erdgeschoss der Klinik auf dem Venusberg-Campus Süd zu sehen. Bereits seit seiner frühesten Jugend malt Engelhard. Als promovierter Chemiker ohnehin in der Zeichensprache seines Fachs abstrakt denkend, fasziniert ihn der Umbruch vom Gegenständlichen zum Abstrakten. Inspiriert von seinen Reisen in die Arktis wagte er ein bildnerisches Experiment. „Dort geht die Natur bereits fließend in abstrakte Formen über“, beschreibt Engelhard seine Eindrücke. Innerhalb der beiden ausgestellten Bildfolgen lässt der Maler daher zwei gegenständliche Motive - ein für die Ostseeküste charakteristischer Baum sowie eine arktische Landschaft - schrittweise in abstrakte Elemente und Formen übergehen.


Das Malen hat für mich etwas Befreiendes


„Ich ging ganz in dem Schwung des Pinselstriches auf und tauchte in die Welt der Farben voll ein“, sagt Engelhard. Dabei trat für ihn ein überraschender Effekt ein. Die durch Arthrose in seinem Knie verursachten Schmerzen verschwanden fast völlig. Das Aufgehen in einen schöpferischen Prozess bietet sich daher für ihn allgemein als eine Möglichkeit an, um durch Altersbeschwerden verursachte Beschwerden zu lindern oder zumindest eine Distanz zu gewinnen. Doch dazu muss ein gewisser Rahmen gegeben sein. Diesen fand Engelhard unverhofft in der Kunsttherapie am Universitätsklinikum Bonn. Vor etwa drei Jahren zeigte der 86-Jährige der Zufallsbekanntschaft Dr. Kathrin Seifert ein paar Bilder, in denen sie viel Potential sah. So bot die Kunsttherapeutin Engelhard an, bei ihr in der Klinik zu malen: „Für mich ist es eine sehr fruchtbare Gastrolle, denn Frau Seifert und ich sprechen dieselbe Sprache über Kunst und Abstraktion.“


Das Bild ist eine Brücke


Die Erfahrung, dass jemand beim Malen eines Bildes sich von Problemen lösen und sogar vergessen kann, kennt Seifert von ihrer langjährigen Arbeit als Kunsttherapeutin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikum Bonn. Dort malt sie mit Patienten und diskutiert mit ihnen über ihre Bilder. „Am Anfang müssen die Patienten oft eine Hürde überspringen, denn viele haben schon lange keinen Pinsel mehr in der Hand gehabt“, sagt Seifert. So führt die Therapeutin die Patienten in kleinen Schritten an das Erstellen eigener Bilder heran. „Das Malen selbst ist ein kommunikativer Prozess, der sich mit Erinnerung und Erfahrung, aber auch Neugierde beschäftigt“, erklärt Seifert. Dabei geht die Therapeutin behutsam vor. Erst sucht sie die Stärken jedes einzelnen Patienten und reflektiert auf der anderen Seite, wo das Problem liegt. „Gerade bei schwerwiegenden Erkrankungen muss alles sehr fein abgestimmt sein. Dabei ist das Bild eine Brücke, die dem Patienten einen geschützten Raum bietet“, sagt Seifert.

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