Neujahrsempfang von Hospiz-Verein Rhein-Ahr und stationärem Hospiz im Ahrtal

Dem Tabuthema Tod ins Auge blicken

Begegnungen zwischen Himmel und Erde waren das Thema

29.01.2017 - 09:00

Sinzig. Da, wo der Hospiz-Verein Rhein-Ahr vor 25 Jahren gegründet wurde, ist er zum Auftakt seines Jubiläumsjahrs auch zum Neujahrsempfang zusammen gekommen. Gemeinsam mit dem stationären Hospiz im Ahrtal, das zugleich auf sein erstes Jahr zurückblicken konnte, hatte er ins Sinziger Schloss geladen. Die große Resonanz freute nicht nur den Hausherrn, Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger, der die Mitarbeiter der Hospizbewegung auch als „stille Engel ohne Flügel“ bezeichnete.

Im Jahr 2016 hätten 45 ehrenamtliche Hospizbegleiter dem Verein in seiner Arbeit mit Sterbenden und deren Angehörigen 4728 Stunden ihrer Zeit geschenkt, erklärte die Vereinsvorsitzende Ulrike Dobrowolny. Im stationären Hospiz leisteten 14 ehrenamtliche Hospizbegleiter 724 Stunden. 358 Menschen im Kreis Ahrweiler seien im Jahr 2016 durch den Hospiz-Verein Rhein-Ahr begleitet worden. 146 davon starben Zuhause oder in Altenpflegeeinrichtungen, 27 im Hospiz im Ahrtal, 38 auf der Palliativstation Remagen und 31 Menschen im Krankenhaus.


45 ehrenamtliche Hospizbegleiter


Dobrowolny drückte Dank aus allen, die in der Hospizbewegung im Kreis engagiert sind und durch ihre Unterstützung „dem Tabtuthema Tod ins Auge blicken“, weil diese einen Gegenkultur in einer Gesellschaft bilde, in der immer mehr Ellbogen, Selbstoptimierung und wirtschaftliche Interessen und immer weniger Empathie zählten. Gerade „in einer Zeit, in der die Ökonomie die Macht übernommen hat und weiter ausbaut, in der der Staat immer mehr zum Handlanger der Ökonomie geworden ist, ist Solidarität ein schweres Unterfangen geworden“, sagte Dobrowolny: „Die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod gibt Impulse für die Selbstsorgepraxis, die nicht nur an der Ökonomie ausgerichtet ist, sondern gerade durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben zu einer Entwicklung zu einem autonomen Leben führt.“


Ein Hospiz zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle


Auch das stationäre Hospiz in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde kurz nach seinem ersten Geburtstag gewürdigt. „Nach vielen Jahren des Wartens und einem langen, manchmal steinigen Weg ging für alle Beteiligten ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, und man kann jetzt schon sagen, dass sich das Warten gelohnt hat“, konstatierte der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch, der damit auch eine „Versorgungslücke“ im nördlichen Rheinland-Pfalz geschlossen sah. Und der kreisstädtische Beigeordnete Hans-Jürgen Juchem fand: „Mit dem stationären Hospiz ist es gelungen, einen wesentlichen Baustein der hospizlichen Versorgung in unserer Region zu verankern.“

„Wir haben das Hospiz zur richtigen Zeit, an der richtigen Stelle und in der richtigen Art und Weise errichtet“, bilanzierte Christoph Drolshagen, Geschäftsführer der Hospiz im Ahrtal gGmbH. Habe man vorsichtigerweise ursprünglich nur mit einer Dreiviertel-Auslastung im stationären Hospiz geplant, sei das Haus mit seinen zehn Plätzen gleichsam vom ersten Tag an fast voll belegt gewesen. 98 Menschen seien bis im Hospiz aufgenommen worden, fügte Hospiz- und Pflegedienstleiterin Yasmin Brost an und dankte „ihrem“ Team und unter anderem auch den „zehn unverzichtbaren ehrenamtlichen Helfern“. Ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter der Hospizbewegung haben sich auch zum neuen Hospiz-Chor zusammengetan, der sich ein Mal im Monat im Mehrzweckraum des stationären Hospizes trifft und der den Neujahrsempfang im Sinziger Schloss musikalisch mitgestaltete. Unter der ebenfalls ehrenamtlichen Leitung von Ekaterina Londarenko am Klavier sangen sie zur Melodie von Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ unter anderem „Freu dich über jede Stunde, die du lebst auf dieser Welt. Freu‘ dich, dass die Sonne aufgeht und auch, dass der Regen fällt“ und auch von der Berührung zwischen Himmel und Erde da, „wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen, ganz neu“. Das wiederum griff der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch auf und fand, dass die Hospizbegleiter eine wichtige und erfüllende Aufgabe übernähmen mit Begegnungen eben zwischen Himmel und Erde.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

„Von der Wiege bis zur Bahre“

S. Bull:
Die Nordart ist eine absolut empfehlenswerte und grandiose internationale Ausstellung von hohem Niveau! Wer in der Region Urlaub macht oder aus sonstigen Gründen in den Norden reist, sollte sich für einen Besuch der Nordart unbedingt Zeit nehmen! Oder auch nur deswegen dorthin fahren - es lohnt sic...

Er träumte von einer Künstlerkolonie in Mendig

ämge:
Peter Mittler war ein großer Träumer mit großen Träumen. Er war ein Getriebener, ein Schaffer ein Erschaffer. Ich sehe ihn immer noch vor mir, in seiner Werkstatt, egal ob an heißen Sommertagen oder im tiefsten Winter bei minus Graden, fortwährend an irgendwelchen Objekten modelierend oder mit dem Schweißgerät...
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service