Bundesministerin Andrea Nahles auf Sommertour im Wahlkreis

„Holzwürmer“ diskutierten mit der Ministerin über den Fachkräftemangel

Gut aufgelegte Sozialdemokratin besuchte Schreinerei Rönnefarth in Dernau

25.07.2014 - 16:00

Dernau. Sie sah aus wie der Anlass. Sommerlich. Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, am Rednerpult im Bundestag auch mal verkniffen oder singend, spazierte auf flachen Hacken einher, trug eine mittelblaue sportliche Hose, dazu eine weiße Bluse und ein schickes hellblau-dunkelblau gestreiftes Jackett. Gut gelaunt und flott absolvierte die hiesige Bundestagsabgeordnete der SPD ihr Programm der Sommertour in ihrem Wahlkreis, besuchte verschiedene Unternehmen. So flachste sie auch schon mal, während man sie im Fernsehen jüngst bei den Diskussionen eher kämpferisch und so gar nicht fröhlich sah. Bei der Schreinerei Rönnefarth in Dernau, eher bekannt unter „Die Holzwürmer“, hatte sie mit den Firmeninhabern Maik Rönnefarth und Boris Ulmann Jungunternehmer vor sich, die bereits auf viele Erfolge und renommierte Auszeichnungen blicken können. Doch damit nicht genug. Wie sie berichteten, war jüngst eine chinesische Fach-Delegation im Betrieb, um sich umzusehen. Aber nicht, um die ausgezeichneten Produkte „Made in Dernau“ zu Hause zu kopieren. Nein, man denkt gemeinsam über eine Kooperation nach, Mitarbeiter könnten ausgetauscht werden, man könnte voneinander lernen und auf Augenhöhe zusammen Neues entwickeln.


Vorbildfunktion für Mittelstand


Überhaupt spielen die Worte „gemeinsam“ und „auf Augenhöhe“ eine große Rolle in dem Betrieb, der so ganz anders ist als viele andere mittelständische Unternehmen. Das war auch ein Grund, warum Andrea Nahles in die modernen Hallen im Gewerbegebiet an der Dernauer Bundesstraße gekommen war. Sie hatte bei der Lossprechungsfeier der Schreinerinnung festgestellt, dass die „Holzwürmer“ die jahrgangsbeste Auszubildende gestellt hatten und schon häufig in erster Linie standen. „Da wollte ich gratulieren und hinterfragen, welche Philosophie hinter dem Betrieb steht“, erläuterte die 44-jährige Sozialdemokratin. Vor zehn Jahren gegründet, haben die beiden Freunde an der Spitze der „Holzwürmer“ etwas auf die Beine gestellt, was beispielhaft für Andrea Nahles ist. „Wir haben sehr hart gearbeitet, keinen Cent aus dem Betrieb abgezweigt und alles wieder refinanziert. Und wir haben für eine gute Ausbildung gesorgt, teilweise waren sechs Mitarbeiter gleichzeitig auf Schulungen. Das war eng, aber mit einem tollen Team, das immer bestens ausgebildet war, haben wir Viel erreicht“, erklärten Maik Rönnefarth und Boris Ulmann.


Miteinander: Simpel und genial


Die Firmenausrichtung der „Holzwürmer“ ist klar umrissen: „Wir schreiben unsere Philosophie nicht nur nieder, wir leben sie auch. Sie ist so simpel wie auch genial. Unsere Firmenphilosophie beinhaltet im Wesentlichen nur ein Wort: Miteinander. In der Ausführung bedeutet das, ob Führung oder Mitarbeiter - in unserem Unternehmen entscheiden wir alle relevanten Dinge in letzter Instanz gemeinsam. Das führt dazu, dass sich jeder verantwortlich fühlt und seine ganze Kreativität sowie volles Engagement mit einbringt, was wiederum unserem Firmenstil sowie jedem einzelnen Möbelstück die einzigartige Handschrift der Holzwürmer verleiht.“ Rönnefarth und Ulmann zeigten es an vielen Beispielen im Betrieb. Beeindruckt zeigte sich die Ministerin von einer Maschine im Wert eines Einfamilienhauses, die gleichzeitig 50 Arbeitsschritte ausführen kann. Doch Rönnefarth nahm einen möglichen Einwand der Sozialpolitikerin gleich vorweg: „Diese Maschine hat keine Arbeitsplätze vernichtet, sie hat zwei neue geschaffen.“ Geschaffen haben die Unternehmen für die Mitarbeiter viele innovative Arbeitsbereiche, um die Beschäftigung gesunder, abwechslungsreicher und angenehmer zu gestalten. Gute Ausbildung ist das A und O im Unternehmen, das bis zu sieben Lehrlinge beschäftigt, Schreiner, Lackierer und Bürokräfte treten als Auszubildende ein. Mit der erfolgreichen Gesellenprüfung, die auch schon einige Mädchen absolvierten, bekommen die jungen Menschen die Gelegenheit, sich umzuorientieren oder im Betrieb zu bleiben. Frauen sind im Schreinerhandwerk rar, warf Andrea Nahles ein. Boris Ulmann meinte nur: „Schade, aber die Frauen gehen eher in Richtung Architektur, bisher gibt es kaum Meisterinnen in Deutschland. Die zu halten, ist fast unmöglich.“ Und Maik Rönnefarth sprach ein großes Problem der Branche und besonders der „Holzwürmer“ an: „Uns fehlen Fachkräfte. Vor Kurzem hat ja die Bundesregierung Lehrlinge und Fachkräfte in Spanien gesucht. Da waren wir dabei. Schreiben notgedrungen unsere Stellen europaweit aus. Denn zurzeit haben wir 18 Mitarbeiter, müssen aber dringend vier Gesellenstellen besetzen. In Deutschland gibt es wenige Interessenten.“ Und wo schon eine leibhaftige Ministerin zuhörte, appellierte der Unternehmer: „Die deutschen Behörden, hier die Kreisverwaltung, verderben uns mit teilweise zu langsamen Baugenehmigungen die Chancen. Deutsche Vorschriften sind unternehmerfeindlich. Wenn ein Betrieb sich ansiedeln, oder ein bestehender einfach nur erweitern will, und muss zu lange warten, geht er in einen anderen Kreis, ein anderes Bundesland. Oder gleich nach Holland, Luxemburg oder Belgien, da funktioniert das meist deutlich schneller.“ Eine gute Anregung für Andrea Nahles, die das Problem natürlich kannte, aber es „noch einmal mitnahm“, um sich in Berlin für den Mittelstand einzusetzen.

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28.07.2014 15:04 Uhr
Paula

Ich würde Peter H. danken, wenn er sein Kommentar untermauert. Ist ein bisschen mager so eine Aussage. Könnte man sich schon fast schenken. Sind etwa alle Fachkräfte bei ihm???



28.07.2014 11:00 Uhr
Peter H.

Es gibt kein Fachkräftemangel, immer die selbe Leier..



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