Brohler Kulturverein „Aalschokker Katharina e. V.“ lud zum Döppekoche essen ein

Mundart und Geschichten

Mundart und Geschichten

Es war ein Abend voller Anekdoten, informativer Vorträge und kulinarischer Genüsse. Foto: privat

12.11.2019 - 12:38

Brohl. Der Brohler Kulturverein hatte zum XI. Abend „Mundart und Geschichten“ geladen. Der Vorsitzende Helmut Rosenbaum begrüßte die Gäste und Doris Ohm moderierte routiniert durch das von ihr zusammengestellte Programm. Hätte man geahnt, dass neben dem traditionellen Döppekoche auch Wein aus Brohl kredenzt wurde, wären sicher auch die letzten noch freien Plätze besetzt gewesen. Doch der Reihe nach: Als guter Eisbrecher erwies sich Heino Peters, ein Brohl-Nippeser, der locker aus seiner Kindheit plauderte, die er überwiegend mit seiner Clique am Rhein und am Hafen verbrachte. Heino wusste zu erzählen, dass die Schiffe – noch ohne Radar – vor der Dunkelheit Zuflucht im Hafen suchten. Im Winter wurde Koks von den Schiffen gegen Frischwasser von den Einwohnern getauscht. Mannheims Häns brachte morgens die frische Milch und von Stills kamen die Brötchen. In guter Erinnerung war auch die Limonade vom Brohler Brunnen geblieben, die es für die Kinder an der Pforte gab, damals unter dem Namen Raspa. Doris Ohm lud wieder zum Dia-Abend und erzählte gewohnt witzig und gekonnt über ihre Reise nach China und Hongkong. Das alles in Mundart, aber Gott sei Dank war es „Bröhlsche Platt“ und nicht Chinesisch. Verwundert war sie, dass sich viele Einheimische mit ihr fotografieren lassen wollten, was sie darauf zurückführte, dass Sie ein Enten-T-Shirt trug, bis ihr jemand sagte, dass es wohl eher an ihren blonden Haaren liegen würde. Hatte Heino Peters noch zuvor vom Angeln mit der „Trätsch“ im Brohler Hafen berichtet, stellte Doris Ohm die Angelmethode der Chinesen vor. Sie hatten Kormorane mit einer Leine an die Boote gebunden. Den Tieren war der Schlund zugebunden und die Beute der Kormorane konnte so wieder aus dem Schlund gezogen werden. Andere Länder, andere Sitten!


Basaltabbau im 19. Jahrhundert


Jetzt wurde es Zeit für den Döppekoche mit Apfelmus, bevor die Aufmerksamkeit für Achim Schmitz gebraucht wurde. Seine bewährte Methode ist es, Bilder Geschichten erzählen zu lassen – dieses Mal über den Basaltabbau im 19. Jahrhundert am Steinbergskopf, unter den Einheimischen nur als „Kappe Kaul“ bekannt. Der Steinbruch wurde später zur Kreismülldeponie umfunktioniert und ist heute mit einer „Kapp“ verschlossen und renaturiert worden. Achim Schmitz ist es wirklich gelungen die Bilder erzählen zu lassen. Durch geschickte Bildausschnitte, hervorgeholt mit neuer Technik aus alten Fotos, gelang es die damaligen mühsamen Methoden des Basaltabbaus zu erkennen. Der Abtransport erfolgte mit einer Drahtseilbahn durch das Nattental und im Verlauf über Schienen mit Loren zum Rhein gebracht. Das geschah anfangs mit Pferdestärken, ehe später die Loren mit dem „Däller Füppche“ befördert wurden. An Heiligabend 1929 beendete ein dramatischer Hangrutsch in der Basaltgrube die Tätigkeit im Steinbruch. Viele Menschen wurden in einer ohnehin schlechten Zeit arbeitslos. Ein sehr informativer Vortrag mit toll herausgearbeiteten Details. Als Nächstes gab es Moselfränkisches zu hören. Natürlich konnte dieser Dialekt nur von Erich Melcher vorgetragen werden. Der Ürziger nahm die Anwesenden ebenfalls auf eine Urlaubsreise mit und zwar im Jahre 1964 mit dem „Kadett“ in die Schweiz nach Küssnacht am Vierwaldstätter See. Hier wurde im Hotel auch sein Geburtstag gefeiert. Die Feier war so teuer ausgefallen, dass man nach einem Kassensturz beschloss, die zweite Urlaubswoche in einer Pension in Österreich zu verbringen. Untermalt wurde der Vortrag durch zwei Gesangseinlagen, unter anderem wurde auf der Rückreise am Bodensee die Fischerin besungen.


Der Höhepunkt des Abends


Man tritt niemandem zu nahe, wenn man den anschließenden Vortrag als Höhepunkt des Abends bezeichnet. Stefan Vogt hatte einen tollen Vortrag arrangiert. Er wollte mit diesem Beitrag, der unter dem Motto „In Vino Brohltaliensis“ stand, an Ulrich (Ulli) Liebsch erinnern. Der Wein war das Thema des Vortrages und passend dazu trat er im Outfit eines Winzers auf. Er erinnerte an die Zeit, als die kultivierten Römer den Wein an den Rhein brachten. Erstaunlich, wie viel Wein vom Rhein über das gesamte Brohltal sogar bis hinauf nach Wehr angebaut wurde. Ab 1861 nahmen der Weinanbau und auch der Weingenuss aber stetig ab, das Bier kam auf, während sich gleichzeitig die Weinbaulandschaft im Brohltal in eine Traßlandschaft gewandelt hatte. 1874 brachte die Reblaus dann dem Weinanbau das aus. Burgherr Ulrich Liebsch war es, der sich durch alte Bilder von der Burg angeregt fühlte und den dortigen Weinberg wieder anlegte. Sein früher Tod bedeutete zunächst das Aus, doch ein Freundeskreis verhinderte, dass der Weinberg verfallen sollte. Nach einigen Rückschlägen brachte die 2018er Ernte sensationelle 98 Öchsle auf die gleichnamige Waage. Über 200 Flaschen Brohler Rotwein konnten abgefüllt werden. Stefan Vogt hatte acht Flaschen 14,5 Prozent aus seinem Bestand für die Zuhörer mitgebracht und krönte damit seinen pointierten Vortrag. Als letzter Redner in der Reihe konnte man sich auf Eugen Laux freuen.

„De Euch“ wusste wieder witziges über den „Kanone Jupp“ und die „Böllerbuben“ zu berichten. Anekdoten um die Einsätze als Kanoniere, Feuerwerker und Sprengmeister wurden in seiner ihm eigenen lockeren und trockenen Erzählart zur Belustigung des Publikums preisgegeben. Es war der kürzeste Vortrag des Abends, der mit folgenden Worten schloss „Ich könnt noch stonnelang verzähle“. Den Schlusspunkt machte wieder Heino Peters mit seiner Orgel. Neben dem Brohltallied hatte er noch Kölsche Mundart mitgebracht. So endete ein schöner Abend mit dem Muhrelied von den „Räubern“.

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