Metropol-Lichtspiele: Dokumentation zum 60. Jahrestag der Eröffnung
Das Alte Kino hat Geburtstag
Hans-Werner Fries recherchiert seit über 15 Monaten - Mithilfe gefragt
Bendorf. In Bendorf ist der Name vom „Alten Kino“ vielen Menschen noch geläufig. Er ist eher haften geblieben als der eigentliche Name „Metropol-Lichtspiele“. Das Kino in der Bendorfer Poststraße war damals eine wirkliche Sensation. Die Gebrüder Sahm (Rastal) aus Höhr-Grenzhausen, heute weltweit in Sachen Glas bekannt, investierten in die Stadt am Mittelrhein. Am Donnerstag, 12. Juli 1956 wurde das Kino eröffnet und brachte „Großstadtflair“ in die Region, denn es war eines der modernsten seiner Zeit. Als Kind ging Hans-Werner Fries in der Wohnung seines Schulfreundes Heinz Gröninger im Obergeschoss ein und aus und war „verzaubert“ vom Flair des Kinobetriebes. Diese Begeisterung hält bis heute an. Nach über 15-monatiger Recherche hat er seltene Unterlagen zusammengetragen und hofft noch auf wichtige Informationen. In einem Filmbetrag möchte er zum sechzigsten Kino-Geburtstag im kommenden Jahr gratulieren: Mit einer Mischung aus Dokumentation, Zeitgeschehen und Blicken bis in die Jetzt-Zeit. Ein ehrgeiziges Projekt, in das Werner Fries sehr viel Zeit und Idealismus mit Liebe zum Detail investiert hat. „Ich bin immer und überall auf sehr viel Gegenliebe gestoßen“, freut er sich. Für die damalige Werbung zeichnete die Designabteilung der Firma Rastal in Höhr-Grenzhausen verantwortlich und oftmals wurden „über Nacht“ Schaukästen und Hinweistafeln umdekoriert. Bei der Suche nach Informationen fand ein Treffen mit Heinz Klauer statt, früherer Rastal-Prokurist, der bis zur Schließung im April 1970 dann auch Geschäftsführer des Kinobetriebes blieb, bevor man das Gebäude an die Gebrüder Nett verkaufte. Architekt Max Christens aus Vallendar hatte eine Meisterleistung vollbracht. Zahlreiche Firmen aus Bendorf und der Region waren damals am Bau beteiligt. Die Fassade mit ihrem Neonschriftzug wirkte imposant und aufstrebend, über dem - heute noch vorhandenen - Schaukasten gab es eine Malerei von „drei Grazien“. Die Wände des Kassenraums waren mit Kunstleder bespannt und auch heute noch ist die indirekte Beleuchtung im Eingangsbereich erkennbar. Fünfhundert Sitzplätze bot das Kino. „Die Sitzreihen waren mit einer enormen Schräge installiert, später mussten diese Einbauten sogar vorsichtig heraus gesprengt werden“, erklärt Werner Fries. Den großen zartgelben Bühnenvorhang zierte ein Motiv von Zugvögeln und einer chinesischen Dschunke und gab eine Leinwand von dreizehn Metern Länge frei. Eine ausgeklügelte Technik begeisterte auch im Bereich der Projektion und Tonwiedergabe. Am 13. Juli 1956 wurde als Eröffnungsprogramm der Film „Desirée“ gezeigt. An der Ecke Hauptstraße/Poststraße war über dem dortigen Kiosk extra eine große Plakattafel angebracht worden, kombiniert mit einem Wegweiser. Der wurde seinerzeit in Höhr-Grenzhausen gefertigt und über Umwege nach Bendorf transportiert. Viele interessante Begegnungen hatte Werner Fries auf dem Wege seiner Suche nach Informationen. Auch, als der Winnetou-Fan für Film- und Fotoaufnahmen die noch vorhandenen Schaukästen im Kino innen und außen mit alten Filmplakaten und Aushangfotos dekorierte. „Da versammelte sich die ganze Nachbarschaft und schwelgte in Erinnerungen“. Daher wäre Werner Fries auch dankbar für Zeitzeugen, die im Kino, oder später bei der Firma Nett dort gearbeitet haben und noch „Geschichten“ zum Filmprojekt beisteuern können. Vielleicht gibt es auch noch Gäste der Premierenfeier, die Detailwissen oder Fotomaterial beitragen können? Kontakt zu Werner Fries ist über Tel. (0 26 22) 13 837 möglich. „Das Kino war eine ganz besondere Einrichtung für Bendorf, es soll nicht in Vergessenheit geraten“, das wäre sein Traum.
PS
Fragen Sie doch mal Heinrich Gröninger nach seinen Erinnerungen, die Familie hatte über Jahre die Wohnung in diesem Haus gemietet.