Der Kultursalon und die Theatermacher der Stadt:

Absolut bühnenreif!

13.12.2016 - 15:12

Koblenz. Dieser Samstag hatte nicht alle verleitet in einen Shopping-Modus zu verfallen. Mancher entschied sich für das Angebot des Kultursalons. Das Schloß lockte magisch mit aufgehendem Vollmond und jeder Menge interessanten Gästen, einer Gesprächsrunde, die es in sich hatte. Eingeladen waren: Astrid Sacher: Leiterin des Knipstheaters Bad Ems, 1. Vorsitzende des Landesverbandes professioneller freier Theater Rheinland-Pfalz. Marcel Rolf Hoffmann: Schauspieler, Sänger am Koblenzer Stadttheater. Frank Eller: freier Regisseur und Schauspieler, 2. Vorsitzender der KoJu (Koblenzer Jugendtheater) Christian Binz: freier Bühnen- und Kostümbildner für Theater, Film und Fernsehen. Markus Dietze: Intendant des Stadttheater Koblenz.


Der Intendant, dein Freund und Helfer


Petra Lötschert startete mit Markus Dietze, der das Koblenzer Stadttheater seit 7 Jahren leitet. Selbst ohne Vorgespräche kam ein origineller Output zustande: Dietze, der in Hamburg Regie studierte, ist ein Intendant, der besonders auf Kreativität achtet. Er selbst inszeniert das ein oder andere Stück. Er sieht sich trotz vieler Verwaltungsaufgaben als Künstler. Auch die gesprächserprobte Salongründerin ist vom Fach, einst studierte sie mit Magisterabschluss Publizistik, Film- und Theaterwissenschaft an der FU Berlin bei Jan Berg, Peter Rischbieter und Hans Neuenfels. Sie weiß, dass die Erstellung von 15 Stücken pro Jahr in einem Spartentheater enorm viel Arbeit bedeutet. Als sie den Koblenzer Intendanten fragt, wie er sich erholt, war seine Antwort: „Bei der Arbeit“. Lötschert schmunzelte. Auch sie weiß um Burn-outs, auch, dass Eustress als Dauerstress seine Quittung fordert.

Sie fragte ihn nach Fördergelder für das Theater. Markus Dietze versuchte, sich um die Frage herum zu schlängeln. Klärt dazu gleich auf, das Wort Subventionierung gäbe es nicht im öffentlichen Bereich, nur für die Privatwirtschaft. Lötschert gab nicht auf. Sie möchte Zahlen hören. Schließlich rückte Dietze damit heraus. Lötschert war zufrieden. Dietze hatte Größe gezeigt. Und fragte ihn erneut, wie er sich denn erhole. Dietze gestand endlich, er schwärme für Frankreich und twittert auch mal ganz gern, was dann bei ihm so los ist. Dann ging er wieder auf Sparflamme. Beide Gesprächspartner beherrschen die Dramaturgie.


Vorhang auf für Christian Binz


Christian Binz ist ein junger Feingeist, so kommt er rüber. Der junge Bühnen- und Kostümbildner ist durch seine Arbeit am Stadttheater Koblenz sowie durch Arbeiten für das Koblenzer Jugendtheater bekannt. Im Filmbereich hat er mittlerweile sogar für Dominik Graf in München Arbeiten verrichtet. Lötschert klopft ihm etwas auf den Zahn – ob der Kostümbildner heute ein Courturier ist oder ein Kopist? Binz ist der Meinung, er sei beides. Seine Entwürfe rekrutieren sich aus Recherche und eigener Kreativität. Als Kostümbildner ist er genauso für Maske, Frisur, Schmuck verantwortlich. Auch er muss sich ans Budget des Stückes halten. Ob das dann so ist, erfährt er weniger. Für alles muss letztendlich der Intendant mit den Kopf hinhalten. Denn nicht immer gehen die Kostenvoranschläge auf. Petra Lötschert möchte wissen wieviele Handwerker im Vier-Sparten-Theater beschäftigt sind. Denn sie sind es, die die Entwürfe realisieren. Binz war überfragt. Dieze übernahm die Antwort: „Für die Bühne sind es ca. 8, für die Kostüme eher 14 Handwerker“. Insgesamt sind ca. 200 Menschen im Stadttheater Koblenz derzeit beschäftigt. Das Koblenzer Jugendtheater kommt bei all den Antworten mit weniger als die Hälfte für Bühnen- und Kostümbildmitarbeiter aus. Gearbeitet wird an Theatern generell nach Bedarf. Bei Christian Binz kann es daher auch mal 22.30 Uhr werden.

Von zuviel digitalem Einsatz für das Bühnenbild hält Christian Binz nichts. Das Medium bleibe virtuell und kann weder Handwerk noch Fleisch und Blut ersetzen. In der dem neuen Stück „Herzogin von Chicago“ kann sein Bühnenbild bewundert werden.


Franzosen küssen besser


Das behauptet Schauspielerin und Tournee-Theater-Besitzerin Astrid Sacher aus Bad Ems. Ihre Stücke schreibt sie hauptsächlich für Kinder und Jugendliche. Die Stücke sind zweisprachig. In Kooperation mit Französisch Lehrern können Jugendliche durch bilinguales Theaterspielen schneller Sprachen lernen. Ihre Stücke sind zeitnah. Selbst schwierige Themen finden hier ihren Platz „Kein Kuss für Onkel Klaus“ kann Kindern helfen, sich gegen übergriffige Erwachsene zur Wehr zu setzen. Astrid Sacher ist 1. Vorsitzende von „laprofth“ (Landesverband professioneller freier Theater“), 40 Theatermacher haben sich zusammengetan, um ihre Interessen zu vertreten. Sie ermöglichen Theater auf dem Land. Denn nicht jede Gemeinde hat das Kleingeld für einen eigenen Theaterbetrieb. Gerade kleine kommerzielle Theater tummeln sich am Überlebenslimit. Sie erhalten Fördergelder für Produktion und Aufführung. Auch Astrid Sacher tat sich anfangs schwer über Zahlen zu sprechen. Doch dann wurde doch noch ein Unterstützungsbetrag samt Rechnungsschlüssel vorgestellt.

Astrid Sacher hat Schauspiel in Berlin erlernt, mehrere Theater mitgegründet und aus Liebe zu ihrem Mann das bilinguale Sprachentheater namens „Knirpstheater“ aufgebaut.

Mit Markus Dietze verbindet die Realisation eines Theatertraums. Freie und feste Theater sind dadurch ein Stück näher gerückt und haben zusammen eine Shakespeare Aufführung im Mai 2016 unter der Regie von Wolf Rahlfs auf die Bühne gestellt.

Auf die Frage, was sie sich für „laprofth“ wünscht, meinte sie: „…das die Journalisten der Tageszeitungen mehr über die Arbeit der freien Theater berichten sollten.“


Überall die Nase drin


Morgens Probe als Kai in der „Schneekönigin“ Nachmittagstalkgast im Kultursalon Koblenz. Abends eine Nebenrolle Lahnstein. Alles fing einmal im Koblenzer Jugendtheater an. Frank Eller ist Quereinsteiger. Aus dem Dienstleistungsgewerbe kommend, ist er damals einfach seinem Instinkt gefolgt – er wollte auf der Bühne stehen, sich mitteilen.

Vom Schauspieler zum Sänger bis hin zum Regisseur ist ihm ein Durchbruch gelungen. Eller ist ein Kind von Fröhlichkeit. Von der Blauen ist er in die Rosa Bütt gesprungen und damit Berti Hahn treu geblieben. Hier sorgt er dafür, dass es bunt zur Karnevalszeit zugeht. Der 2. Vorsitzende der KoJu spielt derzeit bei „Frankie Boy“ in Friedhelm Hahns Inszenierung einen Mafiosi an der Städtischen Bühne Lahnstein.

Lötschert fragt ihn, ob er Spaß daran habe den „Bösen zu spielen“? Frank Eller konterte, „jeder Mensch habe zwei Seiten, auch eine böse … und er könne hier in der Rolle mal das Böse herauslassen, ohne bestraft zu werden“. Kluge Antwort. Als er nach Förderungsgeldern gefragt wurde, passte er. Er sei nur der 2. Vorsitzende. Als gemeinnütziger Verein unterliegt das Koblenzer Jugendtheater eigenen Gesetzen. Bei der KoJu e.V. erhalten die Schauspieler kein Gehalt. Eintrittsgelder werden in die Produktionen gesteckt. Angestellte gibt es nur wenige, dafür an Ehrenamtlern umso mehr.

Reich werden kann man vom Theaterspielen selten. Aber es macht Spaß. Frank Eller ist ein lebendiges Beispiel dafür. Wie er es schafft, immer so gut drauf zu sein, wollte Petra Lötschert wissen. Eller gab zu, es sei nicht immer leicht, einige seiner Kollegen seien Egomanen. Sein Rezept ist: „Tief Luft holen. Lächeln. Und freundlich bleiben. Auch wenn`s schwerfällt, dem Grundsatz treu bleiben“, meinte er und sprang vom Hocker. Er musste in die Maske nach Lahnstein zu seinem Auftritt.


Idealist und Visionist


Marcel Rolf Hoffmann hat sich in seinem Leben immer durchgesetzt. Anfänglich als Geophysikstudent an der Kölner Uni eingeschrieben, entscheidet er sich letztendlich für die Ausbildung als Schauspieler. An der „Bühne 48“ lernte er sprechen, singen, tanzen. Am Landestheater in Sachsenanhalt traf er Markus Dietze als Oberspielleiter. Mit ihm kam er 2009 nach Koblenz. Beide verbindet Kollegialität und Freundschaft. Auf die Frage hin wie Intendant Dietze, der ein Machtamt ausübt, mit seinen Mitarbeitern umgeht, antwortete Hoffmann souverän: „Auf sein Wort ist verlass, er kümmert sich um die Schauspieler, sogar recht familiär, diskutiert gern und behält aber immer den roten Faden im Auge“. Lötschert hatte keine andere Aussage erwartet. Hoffmann ist Tenor. Auf der Festung hat er in einem Musical Jesus von Nazareth verkörpert. Die Salongründerin möchte wissen, wie es ist in eine solche Rolle zu schlüpfen. Hoffmann ist der Meinung: „Wenn man Jesus richtig versteht, hebt man nicht ab. Man ist eher von Liebe und Demut erfüllt.“ Moderatorin Lötschert gab schmunzelnd zu, dass sie ganz stolz sei, dass auch „Jesus“ zu ihr in den Kultursalon gefunden hat. Hoffmann lachte.

Sein Steckenpferd ist der Klimaschutz, schließlich hat er mal Geophysik studiert. Lötschert fraget, wann ein Klimaschutz-Stück in Koblenz zu erwarten sei? Hoffmann sprach von der Schwierigkeit, bereits veröffentlichte Romane wegen des Urheberrechts zum Theaterstück umzuschreiben. Lötschert konterte: „Selbst eins schreiben!“ Petra Lötschert hat gut reden. Was keiner am Tisch wusste, mit 19 Jahren hatte sie über ihre 1. Lesung sofort in den Schriftsteller Verband (VS) gefunden und seit 2006 ist sie zweimal mit Lyrik für Buchkünstlerin Morello in der MOMA New York und auch der Art Collection der Harvard Universität vertreten.

An der Idee selbst ein Theaterstück zu schreiben fand langsam auch Hoffmann Geschmack. Es schien ihm der Autor zu fehlen. Vielleicht saß er bzw. sie ja schon mit ihm an diesem Abend an einem Tisch?


2017 das Sonnenjahr


Im nächsten Jahr präsentiert der Kultursalon Koblenz am 18. Februar KünstlerCafé INTIMUS ein Künstlertreffen mit Dr. Theis-Scholz, Editha Pröbstle u.a. , am 8. April Mensch und Maschine - eine Oldtimershow mit Werkstattgespräch, am 28. Oktober Heimat schmecken – regionale Köstlichkeiten geben sich die Ehre und am 16. Dezember Wunderwerk Technik - vom Charme der Industriedenkmäler - www.kultursalonkoblenz.de

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