Lokalredakteur besuchte die ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ im alten Pulheimer Walzwerk

Bad Breisig hat eine ganz besondere Beziehung zum Quotenhit „Bares für Rares“

12.03.2019 - 13:14

Bad Breisig/Pulheim. Wer am 8. März nachmittags als Bad Breisiger seinen Fernseher eingeschaltet hatte, um „Bares für Rares“ anzuschauen, dachte vielleicht: Den kenn ich doch. Ja, der arbeitet doch für den BLICK aktuell. Richtig, unser Bad Breisiger Lokalredakteur besuchte die Trödelshow, nicht als Reporter, sondern als ganz normaler Anbieter einer Antiquität. Ob er seinen „Schatz“ verkaufen konnte und was er zu berichten hat, lesen Sie hier:

„Soll sie weg? Ja sie soll endlich weg“, beschließe ich. „Sie“ ist eine kleine Bronzefigur auf einem rotbraunen Marmorsockel, die seit vielen Jahrzehnten ein trauriges Dasein in den hintersten und dunkelsten Schrankecken fristet. Also gehe ich ins Internet auf die Seite, die Horst Lichter, Frontmann der ZDF-Serie am Ende der Sendung für die Bewerbung nennt. Horst Lichter ist nicht nur der Moderator, er ist die Seele der Sendung. Er hat keinen Vertreter, moderiert die Sendung, die täglich ein Millionenpublikum erreicht, stets selbst. Der lebende Beweis, dass die These „niemand ist unersetzlich“ irgendwann doch an ihre Grenzen stößt.

Zurück zu meiner Bewerbung bei „Bares für Rares“. Ich beschreibe die Bronzefigur als Jungen mit Reif, Größe 23 cm. Gibt es eine besondere Geschichte dazu, wird abgefragt. Ja die gibt es tatsächlich. Die Bronze stammt noch von meinem Berliner Großvater, den ich aber nie kennenlernen durfte, weil er bei meiner Geburt schon verstorben war. Mit meinen Eltern und mir verzog sie Anfang der 50ger Jahre von Berlin nach Bonn und vor ein paar Jahren schließlich mit meiner Frau und mir nach Bad Breisig. Eigentlich wäre sie gar nicht mehr in meinem Besitz, hatte sie doch meine Mutter Anfang der Sechziger zum Sperrmüll gestellt. Jugendstil und Gründerzeit waren damals mehr als passé. Als ich das gehört hatte, war ich sofort zur Straße gerannt und hatte das Figürchen aus dem Sperrmüllgut am Straßenrand gerettet - hatte es aber ab da auch ständig am Hals.

Hat die Antiquität eine Punze oder Signatur wird im Bewerbungsbogen weiter gefragt. Ich kann keine entdecken, leider, denn beides würde wohl den Wert steigern. Es ist ein heller, sehr sonniger Tag und ich nehme die Bronze - bewaffnet mit einer riesigen Lupe - mit auf dem Balkon ins grelle Tageslicht. Ja, da ist etwas. L. Kley entziffere ich die Signatur am Sockel. Also ins Internet, wer ist L. Kley? Ein französischer Jugendstil-Künstler, gestorben 1911. Die Antiquität ist also über 100 Jahre alt. Nach dem Konsum vieler „Bares für Rares“-Folgen weiß man, was noch zu recherchieren ist. Hat der Künstler Ausstellungen gehabt? Ja, sagt das liebe Internet, alljährlich im berühmten Salon de Paris. Das klingt schon einmal gut. Sind seine Werke in Versteigerungen aufgetaucht? Auch hier ein klares Ja, weiß das schlaue Internet. In rund 180 Versteigerungen und sogar bei Sotheby’s. Klingt gut. Mit einem guten Gefühl wird die Bewerbung abgeschickt.

Einige Zeit später denke ich gar nicht mehr dran, bis mein Handy einen Anruf aus Köln anzeigt, als ich gerade mit meiner Frau in Kitzbühel Urlaub mache. Köln? Ach ja, Bares für Rares! Eine freundliche Damenstimme von Warner Bros. in Köln meldet sich und teilt mir mit, dass es mit der Bewerbung geklappt hat. Ja!! Nach außen gebe ich mich cool und sachlich, im Innern jubelt es. Warner Bros. International Television Production produziert „Bares für Rares“ für das ZDF. Und vom Warner Bros-Team werde ich auch betreut, als dann mein Drehtag gekommen ist. Im alten Pulheimer Walzwerk ist man beim Dreh nie auf sich allein gestellt und wird von netten, lockeren jungen Leuten von Station zu Station begleitet und auf alles vorbereitet. Es macht Spaß. Mehrere Interviews werden gedreht. Eines zu Beginn, weitere nach der Expertise und nach dem Termin bei den Händlern, wo die persönlichen Eindrücke abgefragt werden.

Es wird spannend, ich werde zur Expertise geführt. Mein Experte ist heute Colmar Schulte-Goltz. Ich stelle mich zu ihm und Horst Lichter eilt herbei. Weil er seine Gäste gerne beim Vornamen anredet, stelle ich mich als „Klaus“ vor und biete ihm das Du an (bei meinem ausgefallenen Nachnamen ohnehin die beste Lösung). Horst stellt mir ein paar Fragen und verschafft dem Experten etwas Zeit, sich mein Jugendstil-Mitbringsel genau anzuschauen. Jetzt werde ich noch einen Satz los, der mir am Herzen liegt. Viele Leute erklären an dieser Stelle salbungsvoll, dass es ihnen wichtig ist, ihr Rares oder Antikes in „gute Hände“ abzugeben. Da bin ich ehrlicher und verkünde, dass ich die Jugendstil-Bronze lieber für gutes Geld in schlechte, als für schlechtes Geld in gute Hände abgebe. Das Händlerkärtchen (oder datt Händlerkärrtschen, wie es bei Horst Lichter heißt) bekomme ich auch. Die Hürde ist genommen. Es geht in den Händlerraum.

Jetzt wird es spannend, denn Bad Breisig hat eine besondere Verbindung zu Bares für Rares. Einer der Händler in der Sendung ist Julian Schmitz-Avila - mein Nachbar in Bad Breisig sowohl mit der so genannten „Schmitze Villa“ als auch mit dem „Rheinland Antik“-Laden. Ist er heute im Händlerteam, gibt es eine Überraschung in Richtung: „Huch, Klaus, was machst Du denn hier?“. Aber dazu kommt es leider nicht, denn er ist an diesem Drehtag leider nicht im Einsatz. Ich stelle, so wie es in den Sendungen immer zu sehen ist, den Bronzejungen, der mit einem Stöckchen eine großen Reif antreibt, brav auf die Händlertheke und trete ein paar Schritte zurück. Der Experte hatte festgestellt, dass das Söckchen des Figürchens etwas verbogen war. Händler Wolfgang Pauritsch bestätigt das und biegt das Stöckchen kurzerhand wieder gerade. Er erklärt, dass er die Bronzefigur gerne haben möchte. Aber auch der Eifeler „Waldi“ zeigt Interesse. Prima, denn am Ende bieten diese beiden Händler gegeneinander - der Idealfall. Waldi schaut sich die Figur noch einmal genau an - besonders die Verschraubung der Bronze auf dem Marmorsockel: „Datt is’n Orrijinalverschraubung“ lautet das Expertenurteil und mit 460 Euro gewinnt er das Duell gegen Wolfgang Pauritsch. Ich bin mehr als zufrieden, 460 Euro in die Reisekasse für ein Teil, das in dunklen Schrankecken dahin vegetierte. KMI

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