Bei einer Versammlung von 100 Bürgern wurde beraten, wie die Inbetriebnahme verhindert werden kann
Gülser protestieren gegen Funkmast
Es wird befürchtet, dass von der Anlage eine Gesundheitsgefährdung ausgeht
Koblenz-Güls. Schaden die Wellen eines Mobilfunkmastes der Gesundheit? Manche Experten sagen nein, andere wollen Gesundheitsschäden nicht ausschließen, da es noch keine Langzeitstudien gibt. Fest steht aber, dass Bewohner von Güls wegen des Sendemastes auf dem Haus in der Lubentiusstraße 1 in Sorge sind und manche sogar Angst haben. So bildete sich schnell eine Bürgerinitiative, die gemeinsam mit Ortsvorsteher Hermann-Josef Schmidt eine Versammlung einberief, zu der mehr als 100 Bürger erschienen. Man befürchtete, dass die von Vodafone installierte Anlage in wenigen Tagen in Betrieb geht.
Betrieb ab Mitte oder Ende März
„Die Anlage geht Mitte oder Ende März in Betrieb, den genauen Tag kann ich nicht sagen“, erklärte auf Blick aktuell-Anfrage Vodafone-Regionalsprecher Paul Gerlach. Er verwies darauf, dass die Anlage in modernster Technik gebaut wird und in seiner Art von allen Behörden genehmigt sei. „Güls hat keine adäquate Mobilfunkversorgung und eine Lücke, die wir schließen wollen“, sagte Gerlach und fügte hinzu, dass dieser Standort ideal sei: „Es gibt einen Mast auf dem Berg, doch von da aus liegen Teile von Güls und Moselweiß im Funkschatten.“
Bauantrag bereits im April 2002
Dass vom Bau und der Genehmigung her alles mit rechten Dingen zugegangen ist, führte auch der Ortsvorsteher aus, der eine Information der Koblenzer Stadtverwaltung verlas.
Bereits im April 2002 stellte Vodafone einen entsprechenden Bauantrag bei der Stadt, die nach Prüfung die Genehmigung dafür versagte. Vodafone legte Widerspruch ein und bekam 2003 Schützenhilfe vom Oberverwaltungsgericht Koblenz. Das hatte entschieden, dass Mobilfunkmaste ausnahmsweise auch in allgemeinen Wohngebieten, hierin liegt die Lubentiusstraße, zulässig sein können. Daraufhin verhandelte die Stadt mit dem Mobilfunkbetreiber im Rahmen derer freiwilligen Selbstverpflichtung.
Doch Vodafone lehnte alle vorgeschlagenen Standorte ab. Aufgrund der OVG-Rechtsprechung musste die Stadt Koblenz genehmigen und beschied im November 2004 den Bauantrag positiv.
Mitte der 2000er Jahre wurde vom Land das Gesetz geändert, nachdem Mobilfunkanlagen bis 10 Meter Höhe, der Mast in der Lubentiusstraße liegt knapp darunter, genehmigungsfrei sind.
Danach fiel das Ganze zehn Jahre lang in einen Dornröschenschlaf, bis im Dezember 2014 der TÜV im Auftrag von Vodafone der Stadt mitteilte, dass der Standort Lubentiusstraße nun realisiert werde und im Juli 2015 schrieb Vodafone, dass die Anlage in Kürze in Betrieb genommen werde. Gesundheitsgefährdende Aspekte seien durch das Bescheinigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzrecht rechtlich hinreichend bearbeitet, schreibt die Stadtverwaltung.
Der wurden in der Bürgerversammlung mangelnde Aufklärung vorgeworfen, denn weder der Ortsvorsteher noch der Gülser Stadtrat Franz-Josef Möhlich wussten bis vor etwa 14 Tagen etwas von diesem ungeliebten Mobilfunkmast. Aber weder sie, noch die Stadtverwaltung können die Inbetriebnahme rechtlich verhindern, da alles einwandfrei über die Bühne ging.
Bürger wehren sich
Dennoch: Die Bürger wollen sich wehren mit allen Mitteln, dazu zählen Widersprüche bei der Bundesnetzagentur, die den Funkmast genehmigt hat. „Wenn da 200 eingehen, muss jeder geprüft werden und das dauert“, meinte einer aus der Runde. Deshalb wurden vorgefertige Widerspruchsschreiben an verschiedenen Stellen in Güls öffentlich ausgelegt. Vielleicht würde ja auch der Naturschutzaspekt greifen, denn in der Nähe der Anlage gibt es Fledermäuse.
Die Gülser haben aber noch mehr drauf: die Vodafone-Verträge kündigen. Was dies für den Mobilfunkanbieter bedeutet und wie er dann reagiert, wollte oder konnte Regionalsprecher Paul Gerlach nicht sagen. Die Bürger sind, anders als die zuständigen Behörden, der Ansicht, dass von diesem Mobilfunkmast eine Gesundheitsgefährdung ausgeht, vor allem für die Kinder in zwei Kindertagesstätten in der Nachbarschaft. „Die Grenzwerte in Deutschland sind einfach zu hoch angesetzt“, kritisierte ein Bürger, der mit vielen anderen hofft, dass die Aktionen der Gülser die Inbetriebnahme der Anlage verhindern.
