Wohlgenährt mit Kuchen und Kunst

In der Kunst lebt die Demokratie

Im Kunst- und Kulturzentrum B-05 wurde die dreiteilige Landeskunstschau „Flux4art“ eröffnet

17.09.2018 - 14:33

Horressen. Bei der feierlichen Eröffnung der Landeskunstschau „Flux4art“ erläuterte Montabaurs Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland den von Nah und Fern angereisten Besuchern zunächst die Besonderheit und die Geschichte des Ausstellungsorts B-05 im Montabaurer Stadtwald. Das „B-05 ist ursprünglich ein NATO-Munitionslager. Hier lagerten Sprengköpfe. Was genau hier vollzogen wurde, möchte man gar nicht so genau wissen“, fasste Wieland zusammen. Aber dieser „Geist“ schwebe über dem Areal, das viele Jahre brachgelegen und völlig mit Brombeergestrüpp überwuchert gewesen sei. Im Jahr 2005 habe Jan Nebgen, der hier in der Nähe aufgewachsen sei und als kleiner Junge auf dem Gebiet gespielt habe, von Amerika aus dieses Areal für sich wiederentdeckt. „Er hat einige Jahre in Amerika als Architekt gelebt und hatte mit seiner Frau die Vision: hier auf diesem Areal soll ein Kunst- und Designcenter entstehen.“ Mit sehr viel Herzblut und Engagement habe er das Areal freigeschnitten und wieder begehbar gemacht und zu einem international renommierten Kulturzentrum entwickelt. Nachdem der Hauptsponsor bedauerlicherweise abgesprungen sei, hat sich erfreulicherweise der Förderverein unter der Federführung von Dr. Markus Wild und Dr. Irene Lorisika wieder neu gegründet.


Mitten in Deutschland und Europa


Wieland betonte die besonders günstige Lage des Ausstellungsortes: zwischen den Ballungszentren, mitten in Deutschland, mitten in Europa. Die Zielsetzung fasste sie wie folgt zusammen: „Es sollen Menschen zusammengebracht werden, es soll Kommunikation stattfinden, es sollen verschiedene Kunstsparten zusammengebracht werden.“ Menschen aus den Ballungszentren und von den verschiedenen Regionen sollten ins B-05 kommen und sich hier austauschen. Neben den acht kleinen Bunker, den zwei mittelgroßen und den fünf großen Bunkern bildet für Wieland das Café das Herzstück des Ganzen. Denn dort fänden sehr viele Veranstaltungen, Workshops, Diskussionen, Vorträge statt. Auch die dort regelmäßig präsenten „Bunker-Musiker“ hätten einen ganz bestimmten Musikstil etabliert, der hier heimisch geworden sei. „Freitags und sonntags sind hier sehr oft Konzerte, aber auch einfach begleitende Hintergrundmusik. Ein Mitglied hat diese Woche den Westerwälder Kulturpreis bekommen: Eva Zöllner mit dem Akkordeon“, warb Wieland nicht ohne Stolz um Beifall.


Natur und Kultur


Wieland stellte auch die tragende Rolle der Willi und Liselott Masgeik-Stiftung für Natur- und Landschaftsschutz heraus, die das Areal pflegt. „Etwas ganz Besonderes sind die Westerwälder Magerwiesen. Es gibt hier Orchideen, über 80 Nachtfalterarten, über 100 Moose und Farne“, freute sich Wieland über die natürliche Vielfalt. „Besonders schön ist, wenn am Wochenende beispielsweise Naturschutzprojekte hier sind und die Kinder dann gleichzeitig auch die Kunstausstellung besichtigen und die Natur sich zu Eigen machen!“

Für das B-05 und die Stadt Montabaur sei es eine Auszeichnung, dass der Auftakt der dreiteiligen Landeskunstschau im nördlichen Rheinland-Pfalz stattfinde, das „auch schon einmal ein bisschen vergessen“ werde.


Innovativ, qualitätsorientiert, dezentral


Sylvia Richter-Kundel rief als Vorsitzende des Berufsverbandes der Bildenden Künstlerinnen und Künstler in Rheinland-Pfalz das Anliegen des Berufsverbandes in Erinnerung, „innovativ, qualitätsorientiert, dezentral“ das „bemerkenswerte Potential der zeitgenössischen Kunst in Rheinland-Pfalz“ angemessen sichtbar zu machen. „Als visuelles Medium braucht Kunst selbstverständlich und unabdingbar die öffentliche Präsentation in geeigneten Räumen, um ihre Wirkung entfalten zu können: für den einzelnen Betrachter wie auch für die Gesellschaft“, formulierte Richter-Kundel das Anliegen.

Mit den ausgewählten Orten, den ehemaligen NATO-Bunkern in Montabaur, dem Historischen Zeughaus des Kunstvereins Germersheim und der Kurfürstlichen Burg in Boppard seien „genau diese Räume“ gefunden worden. Bildkunst sei maßgeblich über die Wahrnehmung in all ihren Ausprägungen bestimmt. „Eine geschulte Aufmerksamkeit, eine eindringliche Inaugenscheinnahme dessen, was zum Arbeitsthema wird, eine Betrachtung aus einem anderen als dem üblichen Blickwinkel“ – all das sind für Richter-Kundel Grundvoraussetzungen für den künstlerischen Schaffensprozess. „Aus dem Atelier in die Freiheit entlassen, stellen sich die Kunstobjekte dann der öffentlichen Befragung und der Kritik.“ Kunst leiste einen bedeutenden Beitrag zu einer selbstbestimmten Meinungsbildung. „Eine Eigenschaft, die mir in Zeiten des Hypes Sozialer Medien und Fakenews von besonderen Wert erscheinen!“ Kunst konfrontiere den Realitäts- und Möglichkeitssinn. Künstler zeigten immer wieder, dass von Menschen Geschaffenes auch ein anderes als das vertraute Gesicht haben könne. Die Arbeitsergebnisse sollten sich ihrer Meinung nach aber „nicht vordergründig an ökonomischer Rentabilität, Funktionalität und Verwertbarkeit“ ausrichten.

Richter-Kundel betonte die grundgesetzlich geschützte Kunstfreiheit. „Das Schaffen von Kunst und das öffentliche Präsentieren von irritierenden, provokativen, an- und aufbrechenden Kunststücken ist ein wichtiger und unverzichtbarer Teil lebendiger und gelebter Demokratie.“


Bewährtes und Neues


Kultur-Staatssekretär Salvatore Barbaro freute sich über die „namhaften Künstlerinnen und Künstler“, die schon in der Vergangenheit durch ihre Ausstellungen „diesen Ort hier veredelt“ hätten. „Es ist für mich immer wieder faszinierend zu sehen, wie Bildende Künstlerinnen und Künstler aus dem vorhandenen Potential schöpfen. Wie sie mit ihren, auch für den jeweiligen Ort erst entwickelten spezifischen Arbeiten immer wieder für überraschende, faszinierende, und auch kontemplative Momente beim Wahrnehmen ihrer Werke – natürlich in der sie umgebenden Architektur und Natur – sorgen und wirken.“

Diese vielbeachtete Landeskunstschau mit breiter „angemessener“ Resonanz in der Presse biete gleichermaßen „Bewährtes wie Neues“. „Ich danke allen, die sich dafür eingesetzt haben. Insbesondere dem Berufsverband Bildendender Künstlerinnen und Künstler Rheinland-Pfalz als Träger der Fux4art. Dem Berufsverband gratuliere ich zugleich für seine Entscheidung und für seinen Mut, ein solch ambitioniertes Vorhaben beherzt anzugehen und nachdrücklich umzusetzen.“


Der Wuchtigkeit etwas entgegenstellen


Dr. Gabriele Rasch stellte als Künstlerische Leiterin die bunte Vielfalt der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler heraus: „25 Männer, 35 Frauen, fünf verschiedene Nationen: Großbritannien, USA, Ukraine, Korea und Japan – ein bunter Blumenstrauß!“

Drei Ausstellungen offerierten jeweils spezifischen Kontext und Atmosphäre: „Das B-05 ein ganz besonderer Ort. Es war eine Herausforderung, der Wuchtigkeit des Geländes etwas entgegenzustellen.“ Auch Dr. Rasch erinnerte noch einmal an die militärische Vergangenheit und Prägung des Ausstellungsortes: zunächst sei Bedrohung von den Bunkern ausgegangen, dann sei er vergessen worden, ein „Prozess der Überwucherung und des Übergangs, und seit 2005 dann die Revitalisierung.“

Nach der ausführlichen Vorstellung der Exponate der Künstlerinnen und Künstler lud Dr. Rasch die Besucher zu einem Rundgang ein. „Verweilen Sie danach noch im Café, und kommen Sie wohlgenährt mit Kuchen und Kunst zurück nach Hause!“

Musikalisch umrahmt wurde die Landeskunstschau-Eröffnung vom Akkordeon-Ensemble „ArtAkko“ und den „Bunker-Musikern“ des B-05.

Informationen zu den beteiligten Künstlern und Exponaten unter: www.flux4art.de.

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18.09.2018 00:00 Uhr
juergen mueller

Mich wundert immer mehr, wofür Demokratie alles herhalten muss.
Dieses nicht unbedeutende Wort ist mittlerweile zu etwas mutiert, ein Gebrauchsgegenstand, an dem die Politik die Schuld trägt, was man nur noch als Missbrauch bezeichnen kann, was bei uns in Deutschland ja nichts besonderes mehr ist.
Das Einzige, was man davon noch gebrauchen kann, sind die ersten "4" Buchstaben ... "Demo", eine Buchstabenkombination, die mehr aussagen sollte, als sie darstellt und deren Bedeutung vor allem der Politik garnicht mehr bewusst ist und nur noch als Pseudonym für etwas missbraucht wird, anwendbar da, wo es passt und politisch angebracht ist, wozu natürlich die Naivität und das Unverständnis der Bevölkerung dazugehört etwas in einem Wort zu sehen, was in unserer Gesellschaft keinen Bestand mehr hat.
Aber die Politik gebraucht und missbraucht es, wo es eben passt..






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