Koreanische Delegation besucht das Wilhelm-Remy-Gymnasium Bendorf

Inklusiver Sportunterricht als Vorbild

12.11.2018 - 12:33

Bendorf. Inklusion – Was ist das eigentlich? Den Begriff hat inzwischen wohl fast jeder schon einmal gehört, doch das bereits vor zehn Jahren in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschriebene Menschenrecht ist nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Inklusion bedeutet Zugehörigkeit, der Begriff bezeichnet also gerade das Gegenteil von Ausgrenzung. Wenn alle Menschen selbstbestimmt und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können – ob nun in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Freizeit, ob mit Behinderung oder ohne –, dann ist das Inklusion. In einer inklusiven Gesellschaft ist Verschiedenheit Normalität, jeder Mensch wird so akzeptiert, wie er oder sie ist. Dass Inklusion indes nur in einer Welt ohne Hindernisse gelingen kann, ist offensichtlich. Und ebenso offensichtlich ist, dass alle davon profitieren, wenn Barrieren und Hürden – sowohl in der Umwelt als auch in den Köpfen – verschwinden.

Inklusion soll bereits in den Bildungseinrichtungen beginnen. Eine Vorreiterrolle hat hier seit mehr als dreißig Jahren das Wilhelm-Remy-Gymnasium (WRG) in Bendorf inne. So lange lernen hier bereits Schüler mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam. Sofern die Voraussetzungen für den gymnasialen Bildungsgang gegeben sind, spielt die Art und Schwere der körperlichen Beeinträchtigung oder Sinnesbeeinträchtigung am WRG keine Rolle. Die positiven Erfahrungen, die den Alltag der Schulgemeinschaft prägen, gibt das Gymnasium immer wieder gern an interessierte Gäste weiter, seit 2016 auch als anerkannte Partnerschule in dem vom Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz initiierten Projekt „Hospitationsschulen – miteinander und voneinander lernen“.


Koreanische Delegation zu Besuch am WRG


Auf Interesse stößt das inklusive Konzept auch im Ausland. So besuchte kürzlich bereits zum zweiten Mal eine Delegation bestehend aus Mitgliedern des koreanischen paralympischen Komitees sowie Lehrerinnen und Lehrern unterschiedlicher koreanischer Schularten das Bendorfer Gymnasium, um sich insbesondere über die Möglichkeiten des inklusiven Sportunterrichts zu informieren.

In ihren Sportrollstühlen zeigten die Schülerinnen und Schüler von Sportlehrer Thomas Nürnberg den Gästen, wie mühelos inklusiver Sportunterricht gelingen kann. „Bei uns sollen alle Schüler im Zentrum stehen“, erläuterte Nürnberg den sichtlich beeindruckten Koreanern, die in dieser Gleichbehandlung den wohl auffälligsten Unterschied zu ihrem Heimatland erkannten. Dort sei es noch immer üblich, dass sich Lernende ohne Beeinträchtigung überwiegend in der Rolle der Unterstützer für Lernende mit Beeinträchtigung wiederfinden. Zudem würden in Korea Schülerinnen und Schüler mit Behinderung meist von speziell dafür ausgebildeten Lehrkräften betreut.

Diese Unterschiede wurden anschließend im Rahmen eines Erfahrungsaustausches diskutiert, zu dem sich die Gäste mit der Leiterin des schuleigenen Kompetenzbereiches Inklusion, Simone Kindel, sowie Schulleiter Johannes Arnold in der Schulbibliothek trafen. Hier informierte Kindel über die Geschichte der Inklusionsarbeit am WRG und die Zusammenarbeit mit Partnern wie der Landesschule für Gehörlose in Neuwied. Im Zusammenhang mit der Frage nach der Verbreitung des Inklusionssystems in Deutschland verwies Kindel auf die rechtliche Situation, betonte aber, dass eine Schule wie das WRG in Rheinland-Pfalz noch immer einzigartig sei. Sportlehrer Thomas Nürnberg zeigte den Gästen in diesem Rahmen auch eine Videosequenz einer vorangegangenen Sportstunde. Hier hatte seine Lerngruppe eine Kür zum Rope-Skipping entworfen und den auf einen Rollstuhl angewiesenen Mitschüler dabei gut eingebunden. Auch die Koreaner boten anhand einer Videosequenz einen kleinen Einblick in den Sportunterricht ihres Heimatlandes. Hinsichtlich der Frage nach den beruflichen Perspektiven von Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung waren sich Gäste und Gastgeber einig, dass weitere Schritte nötig seien, ehe man hier von echter Inklusion sprechen könne. Gleichwohl konnte die Leiterin des Inklusionsbereiches darauf verweisen, dass am WRG auch Lehrkräfte mit körperlicher Beeinträchtigung tätig sind, die im Übrigen selbst Schüler dieser Schule waren, und betonte: „Für körperbeeinträchtigte Schülerinnen und Schüler, die sich mit der Frage nach der beruflichen Zukunft beschäftigen, sind sie ein besonderes Vorbild.“

Nach einer weiteren Hospitationsstunde, nun jedoch im Mathematikunterricht, endete der Besuch der koreanischen Gäste, die sich für die Gelegenheit zu einem Einblick bedankten und unter anderem auch die Möglichkeit des Einsatzes von Sportrollstühlen für Nichtbehinderte als Impuls mit in ihre Heimat nehmen.

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