Erich Marschall im Interview mit „BLICK aktuell“
„Jede einzelne Veranstaltung hat einen riesigen Spaß gemacht“
„BLICK aktuell“: Wie sind Sie und ihre Frau zu „Kultur im Hof“ gekommen?
Erich Marschall: Angefangen hat das Ganze in Merzbach, ‚Musik in Merzbach‘ bei uns in der Straße. Wir haben eine Bühne gebaut und Musiker aus Merzbach haben improvisierte Musik vorgetragen. Bei der ersten Veranstaltung regnete es und das Publikum ging wieder nach Hause, kam aber mit tauglichen Outfits wieder. Später fand die Veranstaltung im Pausenhof der Katholischen Grundschule Merzbach statt. Diese Veranstaltungen hat meine Frau noch drei Jahre neben „Kultur im Hof“ weiter mitveranstaltet.
„BLICK aktuell“: Wie ging es weiter?
Marschall: Jo Hurtig ein Bekannter, der Sonntagmorgens eine Morgenkonzertreihe am Himmeroder Hof veranstaltete, rief uns an, ob wir ihm mit der einen oder anderen Band aushelfen könnten. Aber bald hat er sich verabschiedet und wir haben alleine die Veranstaltungsreihe weiter durchgeführt.
„BLICK aktuell“: Bei wie vielen Veranstaltungen haben Sie Regie geführt?
Marschall: Wir haben in dreizehn Jahren fast 330 Veranstaltungen gemanagt. Davon waren 256 „Kultur im Hof“, 37 Literaturveranstaltungen, 16 Opern/Musicals und 17 Christmas-Veranstaltungen. Zusätzlich haben unter der Regie des Eifelvereins 34 Stadtführungen stattgefunden. Weit über 100 000 Menschen haben unsere Veranstaltungen in all der Zeit besucht. Und jede einzelne Veranstaltung hat einen riesigen Spaß gemacht.
„BLICK aktuell“: Wie kommt der Name ‚Kultur im Hof‘ zustande?
Marschall: Meine Frau hatte eine nächtliche Eingebung, die mir zum Frühstück kredenzt wurde. Und der Name war geboren.
„BLICK aktuell“: Wie kommen Sie zu den Musikgruppe und Protagonisten?
Marschall: Uns sprachen die Leute an, ob sie mitspielen könnten. Privatleute, aber auch etablierte Bands. Heute sind wir in der glücklichen Lage, die Protagonisten aussuchen zu können. Täglich kommen zwei neue Anfragen von Bands.
„BLICK aktuell“: Es gab ja nicht nur Pop und Rock, sondern auch wunderschöne Klassikdarbietungen?
Marschall: Die Idee zu den Klassikauftritten kam bei einem Rotwein auf einer Erstkommunion. Bei dieser Kommunion sprachen uns Wolfgang Klein-Richter (Pianist) und Silke Stapf (Opernsängerin) an. Sie schlugen vor, auch Klassikdarbietungen im Hof dazu zu nehmen. Aus der Idee wurde Wirklichkeit und wir haben wundervolle Open air-Konzerte mit Karl und Karin Hempel und Silke Stapf mit ihrem Chor in der Grundschule Bachstraße vor dem Hexenturm erlebt.
„BLICK aktuell“: Wie war das mit Ihrer Frau Angie, als das immer mehr wurde? Schließlich waren Sie wegen der Organisation viel unterwegs?
Marschall: Sie hat alles begeistert mitgemacht. Auch verrückte Ideen hat sie spontan mitgetragen. Eigentlich ist sie die Chefin im Hintergrund. Ohne sie wäre vieles nicht möglich gewesen, wofür ich heute sehr dankbar bin. Unter anderem haben wir gemeinsam die Homepage sowie Flyer gestaltet.
„BLICK aktuell“: Haben Sie von der Stadt Rheinbach Unterstützung erhalten?
Marschall: Es hat nie Probleme gegeben. Bürgermeister Stefan Raetz hat immer hinter uns gestanden. Jede neue Idee hat er spontan unterstützt. Er hat sich persönlich eingebracht, wenn es Probleme gab oder finanzielle Unterstützung zu organisieren war. Vor allen Dingen wollen wir drei Namen nennen, die uns beim Start aktiv unterstützt haben: Peter Feuser, Wolfgang Rösner und Marita Kirchhartz. Gerade Marita Kirchhartz (die Perle von Hof) war immer für die Organisation da und hat wegen „Kultur im Hof“ nie im Sommer Urlaub genommen.
„BLICK aktuell“: Wie lief das Ganze finanziell ab?
Marschall: Die Rheinbacher Geschäftswelt, die Sparkasse und die Raiffeisenbank haben unsere Projekte immer unterstützt. Wir gehen auf den Veranstaltungen mit dem Hut herum und sammeln Spenden für die Bands, aber alle Akteure wissen nicht, was sie an diesem Abend finanziell bekommen. Hier steht die Musik im Vordergrund. Die Protagonisten bekommen nur das, was im Hut ist. Und die Bands wollen alle im nächsten Jahr wieder kommen.
„BLICK aktuell: Hatten Sie auch noch weitere Unterstützung?
Marschall: Da ist Oliver Wolf von der Firma WOTEC, der uns durch die zur Verfügung gestellte Technik unterstützt hat. Aber auch den anderen Helfern, die mit dem Hut rumgegangen sind oder die Technik bedienten, gilt unser besonderer Dank. Hier ist zu nennen: Christa und Uwe Janzen, die wir 2006 bei einer Partnerschaftsfahrt kennengelernt haben und uns seither unermüdlich unterstützen. Sowie das Kulturamt der Stadt Rheinbach.
„BLICK aktuell“: Sie waren aber nicht nur im Himmeroder Hof?
Marschall: Wir waren auch in der Glasfachschule und in der Stadthalle in Rheinbach, weil bei manchen Veranstaltungen, beispielsweise Musicals, mehr Platz benötigt wurde. Die jährlichen Weihnachtskonzerte finden im Waldhotel statt. Zwei Veranstaltungen sind nötig, weil wir zu wenige Sitzplätze haben.
„BLICK aktuell“: Was ist Ihnen in guter Erinnerung geblieben?
Marschall: Das war das internationale Chorfestival 2009 in der Glasfachschule Rheinbach. Hier haben Chöre aus den Partnerstädten der Stadt Rheinbach - Sevenoaks in England, Deinze in Belgien, Kamenický Šenov (Steinschönau) in Tschechien und Villeneuve lez Avignon in Frankreich - gemeinsam mit dem Gastgeberchor Cäcilia Queckenberg ein Konzert gegeben. Entstanden ist das Ganze bei einem Treffen mit Helfried Glössner, dem damaligen Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Kamenický Šenov (Steinschönau). Hieraus entwickelte sich die Idee, alle Partnerschaftschöre einzuladen. Es war eine grandiose Veranstaltung. Möglich war das nur, weil meine Frau Angie sich mit der Verwaltung der Stadt Rheinbach für die nötigen Mittel der EU eingesetzt hat.
„BLICK aktuell“: Sie haben jetzt wieder mehr Zeit? Was werden Sie und ihre Frau mit der jetzt zur Verfügung stehenden Zeit anfangen?
Marschall: Zum ersten Mal in Urlaub fahren, für meine drei Enkel mehr Zeit haben und den Garten versorgen. Außerdem haben wir noch den Weihnachtsmarkt in Rheinbach und die Weihnachtskonzerte im Waldhotel, die unabhängig von „Kultur im Hof“ von uns durchgeführt werden. Wir werden auch weiterhin den Nachfolgern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Danke für das Gespräch!
Mit Erich Marschall, dem
Organisator von „Kultur im Hof“ in Rheinbach sprach Alfred Eich
