Freundeskreis Linz-Pornic e.V. feierte auf traditionelle französische Art

Königin für einen Tag sein

Die „Galette du Roi“ ist ein jahrhundertealter Brauch zum Dreikönigstag

21.01.2020 - 15:12

Linz. Am Dreikönigstag trafen sich zwölf Mitglieder des Freundeskreises Linz-Pornic e.V. in der Cafeteria der Seniorenresidenz in Linz zum „Galette des Rois“. Und ein Vereinsmitglied hatte das Glück und die Ehre, für einen Tag König bzw. Königin des Vereins zu sein. Denn so will es die in französischen Freundes- und Familienkreisen beliebte Tradition der „Galette des Rois“, des Königskuchens, wie er zu Deutsch heißt, die am 6. Januar begangen wird.


Was ist die „Galette des Rois“?


Es ist ein alter Brauch in Frankreich, dass am Dreikönigstag ein Kuchen gebacken wird, der sogenannte Königskuchen. Das Rezept für die „Galette des Rois“ variiert in Frankreich von Region zu Region und von Familie zu Familie. Man kann die Königskuchen aber auch von Mitte Dezember bis Ende Januar in fast allen französischen Bäckereien oder auch in den Supermärkten kaufen, bisweilen sieht man dort vor lauter „Galettes des Rois“ die Baguettes nicht mehr. Egal nach welchem Rezept der Königskuchen gebacken oder wo er gekauft wird, eines haben die Königskuchen alle gemeinsam, nämlich dass eine „Fève“ eingebacken wird. „Fève“ bedeutet auf Deutsch „Saubohne“, und früher wurde auch meist eine solche getrocknete Bohne verwendet. Heutzutage versteht man darunter jedoch meist eine kleine Porzellan- oder Plastikfigur, die vor dem Backen in den Teig gemischt wird. Oft stellen diese Figuren einen König, eine Königin oder ein Glückssymbol dar. Manche Franzosen lieben sie so sehr, dass sie sie sammeln.


Wie läuft das Essen ab?


Man trifft sich im Familien- oder Freundeskreis, aber auch auf der Arbeit oder in der Schule, um beim geselligen Galette-Essen den König oder die Königin zu ermitteln. Der Kuchen wird in gleich große Stücke geschnitten, und wer das Stück mit der „Fève“, der kleinen Porzellanfigur, auf dem Teller liegen hat, hat die Ehre, König des Tages zu sein und wird mit einer selbstgebastelten – oder bei gekauften Königskuchen mitgelieferten – Papierkrone gekrönt. Zum Brauch passt, ganz Französisch, dass heftig auf den Monarchen oder die Zepter-Schwingerin des Tages angestoßen wird, am liebsten mit Cidre oder Champagner. Wenn „Majestät“ ihr Glas zum Mund führt, müssen alle Familienmitglieder „Le roi boit, le roi boit“ (Der König trinkt) ausrufen, was mit zunehmender Promillezahl immer schwieriger wird, ist dieser kurze Satz doch an sich bereits eine für Franzosen schwierig auszusprechende Wortkonstruktion.


Woher kommt die Tradition?


Im 13. Jahrhundert entschloss sich die katholische Kirche, den ersten Sonntag im Januar zum Dreikönigstag zu ernennen, und damit begann die Tradition. Der Kuchen wurde zur damaligen Zeit in so viele Stücke geschnitten, dass alle Gäste etwas abbekamen. Ein Stück wurde zusätzlich eingeplant, das einer armen Person gegeben wurde. König wurde derjenige, der beim Essen eine kleine Bohne in seinem Kuchenstück entdeckte. Traditionellerweise musste der „König“ dann alle anderen Leute einladen. Warum man eine Bohne in der Galette versteckt hat? Weil es in jedem Haus welche gab. Allerdings kam es öfter vor, dass der „gewählte“ König die Bohne einfach mitaß, um nicht für die anderen bezahlen zu müssen. Vielleicht wurde auch aus diesem Grund die Bohne gegen ein kleines Porzellanfigürchen ausgetauscht, das nicht mehr (gut) verschluckt werden konnte.

Heutzutage ist die religiöse Prägung dieser Tradition fast schon in Vergessenheit geraten, denn viel wichtiger ist es, einen schönen Moment im Kreise seiner Familie oder Freunde zusammen zu verbringen.


Elysée hält den Rekord


Zu Zeiten der Revolution war alles, was an den König erinnerte, nicht opportun, von daher musste sich auch die „Galette des Rois“ einer kleinen Namensänderung unterziehen. Denn die Tatsache, dass ein König gewählt wird, passte irgendwie nicht zur Revolution. Die „Galette des Rois“ wurde daraufhin in „Galette de la Liberté“ (Freiheitskuchen) oder „Galette de l’Egalité“ (Gleichheitskuchen) umbenannt, beide Namen erinnern an die Devise der französischen Republik, „Liberté, Egalité, Fraternité“. Heute sehen das die Franzosen lockerer, sogar Monsieur le Président hat nichts gegen die ehrenamtlichen Monarchen, die durch das richtige Stück Königskuchen für einen Tag in Amt und in Würden geraten – zumindest im Familien- oder Freundeskreis.

Und die größte „Galette des Rois“ gibt es sogar jedes Jahr zum Dreikönigstag im Elysée-Palast, allerdings ohne „Fève“ und ohne Krone, denn Frankreich ist schließlich stolz auf seine Revolution und seine Republik.


Der Freundeskreis Linz-Pornic


Die Einladung des Freundeskreises zum „Galette des Rois“ am 6. Januar in Linz war der Auftakt zu vielen weiteren kulturellen Aktivitäten des Vereins für das Jahr 2020. In Deutschland kennt man diesen in Frankreich so beliebten Brauch kaum und erst recht nicht den Kuchen. Nun hat er aber dank des Freundeskreises Linz-Pornic e.V. auch in Linz Einzug gehalten. Und das ist auch das Ziel des Vereins: Neben der Pflege und Förderung der freundschaftlichen Partnerschaft zwischen den Städten Linz und Pornic möchte der Verein auch das örtliche kulturelle Leben fördern mit dem besonderen Fokus auf Frankreich und die französische Sprache und Kultur.

Der Freundeskreis engagiert sich seit über 25 Jahren im Rahmen der Städtepartnerschaft der Stadt Linz am Rhein mit der französischen Stadt Pornic für Austausch und Völkerverständigung.

Persönliche Beziehungen, Gastfreundschaft, ein regelmäßiger Stammtisch, gemeinsame Reisen und Ausflüge sowie Veranstaltungen wie die „Galette des Rois“, Käseverkostungen, Weinproben oder Boule spielen am Rhein gehören zu den Aktivitäten des Vereins.

Darüber hinaus gibt es einen sich regelmäßig treffenden französischen Konversationskreis, einen französischen Kochkreis sowie einen französischen Filmkreis.

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