DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt besucht Ahrweiler

Krankenhaus Maria Hilf ist wieder für ambulante Notfälle aller Art geöffnet

Zudem steht auf dem Bahnhofsvorplatz in Ahrweiler eine mobile Arztpraxis des DRK, in der zwölf Ärzte aus dem Krankenhaus täglich in zwei Schichten arbeiten

von unserem Mitarbeiter Volker Jost

Krankenhaus Maria Hilf ist wieder für ambulante Notfälle aller Art geöffnet

Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, besuchte den Bahnhofsvorplatz in Ahrweiler, wo das DRK eine mobile Arztpraxis aufgebaut hat.  Foto: -JOST-

24.07.2021 - 18:28

Ahrweiler. Gut eine Woche nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe, die das Ahrtal in vorher nie gekanntem Ausmaß traf, ist die medizinische Versorgung der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten wieder in ausreichendem Maße vorhanden. Das erklärte die Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, gestern in einer Pressekonferenz auf dem Bahnhofsvorplatz in Ahrweiler. Dort hat das DRK nämlich eine von drei ambulanten Arztpraxen aufgebaut, in der zwölf Ärzte aus dem Krankenhaus Maria Hilf täglich in zwei Schichten von 8 bis 18 Uhr ambulanzärztliche Leistungen aller Art anbieten.

Für zunächst zwei Wochen habe das Krankenhaus die personelle Besetzung der ambulanten Praxis übernommen, so der ärztliche Leiter Dr. Peter Maas. „Von Stunde zu Stunde verbessert sich hier die medizinische Infrastruktur, so dass wir uns langsam einer ganz normalen Arztpraxis annähern.“ Wobei er zugibt, dass bislang die äußeren Verletzungen bei den Patienten, die in der ambulanten Arztpraxis vorstellig werden, eher gering seien. „Aber wenn sie sich zum ersten Mal nicht mehr um sich selbst kümmern müssen und die Erfahrungen aus der Extremsituation des Hochwassers plötzlich mit aller Macht hochkommen, brechen bei manchen Patienten alle Dämme.“ Dann sei eine einfühlsame psychologische Betreuung wichtig, die auch vom Psychosozialen Dienst übernommen werde.

Am 2. August auch stationär wieder in Betrieb

Doch noch erfreulicher ist es, dass auch das Krankenhaus selbst, dessen stationärer Teil aufgrund der durch das Hochwasser entstandenen Abwasserproblematik vorübergehend stillgelegt wurde, wieder fast vollständig im Einsatz ist. „Wir haben die Ambulanzen in den Bereichen Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie und Urologie geöffnet und sind sieben Tage die Woche jeweils 24 Stunden für die Patienten einsatzbereit“, erklärte Chefarzt Professor Dr. Jörg Heller gegenüber dem General-Anzeiger. Das Krankenhaus in Bad Neuenahr sei wieder erste Anlaufstelle für alle akuten Notfälle, die Computertomografie sei ebenso wie die Röntgenabteilung betriebsbereit. Sogar die Wundversorgung und das Eingipsen von Brüchen sei problemlos möglich. Die Zufahrt zum Krankenhaus sei zwar nicht ganz einfach, aber durchaus machbar. In absoluten Notfällen könne sogar vor Ort operiert werden, doch im Allgemeinen werden Patienten, bei denen ein chirurgischer Eingriff nötig ist, in das nächstgelegene Krankenhaus weiterverlegt. Wenn alles nach Plan laufen, werde man das Krankenhaus Maria Hilf am 2. August auch stationär wieder eröffnen, derzeit werde mit Hochdruck an der Reparatur des Abwasserkanals gearbeitet.

Dr. Michael Berbig, Vorsitzender des Ärztenetzes Kreis Ahrweiler, freut sich zudem, dass auch eine Reihe von niedergelassenen Ärzten entlang der Ahr ihre zwischenzeitlich geschlossenen Praxen wieder geöffnet haben. Es handelt sich in Ahrweiler um die Praxen Berbig/Konrads, Jerusalem, Thomas Gies sowie die Gemeinschaftspraxis Friedel im Seniorenheim Sankt Anna. In Bad Neuenahr sind es die Praxen Meinke, Amberger, Wahisi und Bauer. In Bad Bodendorf ist auch das Medizinische Versorgungszentrum Ahrtal wieder in Betrieb.

3500 ehrenamtliche Helfer des DRK im Einsatz

Allein vom DRK seien derzeit 3500 überwiegend ehrenamtliche Helfer bei der Bekämpfung der Hochwasserkatastrophe im Einsatz, so Hasselfeldt. Und zwar in allen Bereichen, die die Hilfsorganisation anbiete. Das gehe von der Ersten Hilfe über die Sicherstellung von Verpflegung bis hin zur Wasseraufbereitung und Stromerzeugung. So würden die elementaren Grundbedürfnisse der Menschen gesichert, die in einer schwierigen Notlage seien und existenzbedrohende Erfahrungen gemacht hätten. „Wir stellen uns auf mehrere Monate Arbeit hier im Ahrtal ein“, so die DRK-Präsidentin und versprach zugleich: „Wir bleiben so lange, wie wir gebraucht werden.“

Die Spendenbereitschaft der Bevölkerung sei unglaublich groß, bislang seien allein auf den Spendenkonten des DRK bereits 15 Millionen Euro eingegangen. Die Spender könnten sich darauf verlassen, dass das Geld bei den Menschen ankomme, die die Hilfe tatsächlich brauchten. Dazu werde man auf die betroffenen Kommunen zugehen, denn die könnten am besten einschätzen, wo das Geld am nötigsten gebraucht werde.

Bundesregierung muss Geld in die Hand nehmen

Geld müsse aber auch von der Bundesregierung in die Hand genommen werden, um die technische Ausstattung für Katastrophenlagen aller Art zu verbessern, forderte Hasselfeldt. Sie nannte als Beispiel die mobile medizinische Versorgungseinheit in Form einer mobilen Arztpraxis, die das DRK auf dem Bahnhofsvorplatz in Ahrweiler aufgebaut hatte. Davon habe das DRK insgesamt vier, von denen jedes etwa 400.000 Euro einschließlich der medizinischen Ausstattung gekostet habe. Die vier im Normalfall über das ganze Bundesgebiet verteilten mobilen Arztpraxen seien derzeit alle in der Region im Einsatz, drei davon in Rheinland-Pfalz und eines in Nordrhein-Westfalen. „Wir bräuchten aber für Katastrophenfälle noch viel mehr davon“, so Hasselfeldt. Das habe sie auch bereits politisch im Innenministerium angemahnt. In einer Region, in der ein ganzes Krankenhaus evakuiert worden sei und viele Arztpraxen nicht mehr einsatzfähig seien, müsse dennoch die medizinische Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden. „Das ist jetzt wahrscheinlich sogar noch wichtiger als zu normalen Zeiten.“

Dieses Beispiel mache deutlich, dass der Bund für Krisenfälle aller Art die technische Ausstattung anschaffen und vorhalten müsse, um diese kurzfristig aktivierten zu können. Dazu zählten etwa Feldbetten, Etagenbetten, Decken, Hygieneartikel, Wasseraufbereitungsanlagen und Stromaggregate. Deshalb habe das Deutsche Rote Kreuz federführend gemeinsam mit den anderen Hilfsorganisationen schon vor Jahren ein Konzept ausgearbeitet, um eine „Bundesvorhaltung“ aufzubauen. Mittlerweile seien auch die politisch Verantwortlichen von diesem Plan überzeugt, der vorsieht, an zehn Standorten im Bundesgebiet zentrale Lager für solche Katastrophenschutzausrüstungen aufzubauen. Die Finanzierungszusage für zwei dieser Zentrallager sei bereits gegeben worden, das erste sei sogar schon in der Beschaffung. Gerade zur rechten Zeit, denn eine ganze Reihe von Gerätschaften seien jetzt an der Ahr im Einsatz. „Es hat sich bewährt, dass wir diese Pläne vorangetrieben haben, denn dadurch können wir jetzt schon davon profitieren.“ Die DRK-Präsidentin hoffte, dass diese Erfahrungen dazu führen, die restlichen acht Standorte von der Politik schnell genehmigen und umsetzen zu lassen.

„Wir bleiben hier, so lange es notwendig ist“

Den ehrenamtlichen Helfern gebühre ein besonderer Dank, sie seien praktisch rund um die Uhr ehrenamtlich im Einsatz. Dazu gehörten auch zahlreiche speziell ausgebildete Krisenreaktionskräfte aus dem ganzen Bundesgebiet, die sich um die psychologischen und psychischen Belastungen sowohl der traumatisierten Betroffenen wie auch der Helfer kümmerten. „Ich hoffe, dass wir alle miteinander dazu beitragen können, das Leid dieser Menschen zu lindern und die Region wieder zu einem lebenswerten Fleckchen Erde zu machen.“

Auch der Präsident des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz, Rainer Kaul, unterstrich: „Wir sind an der Seite der betroffenen Menschen und wir bleiben hier, solange es notwendig ist.“ Derzeit sei man dabei, sich für einen längeren Einsatz vorzubereiten und Kontinuität in die Arbeit zu bringen. Doch er bat auch um Verständnis, dass in einer solch dramatischen Lage nicht alles sofort organisiert und nach Plan fusionieren könne. Es müsse vieles improvisiert werden, und das sei bislang hervorragend gelungen. „Die Bevölkerung kann jedenfalls sicher sein, dass auch in acht Wochen oder in drei Monaten noch Helfer des DRK vor Ort sind.“   -JOST-

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