Landwirte demonstrierten in Oberdrees
Landwirtschaft ist auf funktionierende Ökosysteme angewiesen
Landwirte Johannes Brünker aus Swisttal-Hohn und Albert Schmitz aus Wachtberg-Niederbachem übergaben Positionspapier an den CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Norbert Röttgen
Oberdrees. Fast drei Dutzend Landwirte aus der Region waren mit sechs modernen Traktoren und einem historischer Lanz Bulldog vor der Ludwig-Fett-Halle in Oberdrees vorgefahren, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Norbert Röttgen nahm ein Positionspapier entgegen, das die beiden Landwirte Johannes Brünker aus Swisttal-Hohn und Albert Schmitz aus Wachtberg- Niederbachem ihm im Namen des Kreisbauernverbandes überreichten.
Darin heißt es unter anderem: „Es geht nicht darum, sich gegen Veränderungen zu stellen. Im Gegenteil, wir möchten in die Diskussionen mit einbezogen werden und erklären, wo unsere Sorgen und Bedenken liegen, und dass wir uns immer häufiger von Teilen der Gesellschaft nicht fair und respektvoll behandelt fühlen.“ Röttgen versprach, sich der Probleme der Landwirte anzunehmen, bevor er sich in der Ludwig-Fett-Halle den Fragen von mehr als 100 Bürgern zu aktuellen Themen stellte.
Mehr Zielkonflikte zwischen Naturschutz und Gewässerschutz
Die geplante Verschärfung der Düngeverordnung lehnten die Bauern ab, so heißt es weiter. Die geplante Novelle führe zu mehr Zielkonflikten zwischen Natur- und Klimaschutz auf der einen und Gewässerschutz auf der anderen Seite. Und wenn die Gemüsebauern im Kreis ihr Gemüse nicht mehr bedarfsgerecht düngen dürften, produziere man Lebensmittel, die wegen „Unterernährung“ nicht mehr den Weg in die Verkaufsregale fänden, weil der Handel strenge Vorgaben mache: „Ist ein Apfel nicht perfekt, kommt er nicht zum Verbraucher“, so Brünker.
„Wir Bauern brauchen Insekten!“, weist Brünker darauf hin, dass keine andere Branche so sehr auf funktionierende Ökosysteme angewiesen sei wie die Landwirtschaft. Seit Jahren ergriffen die Bauern deshalb auch Maßnahmen, wie den Anbau von Blühstreifen und Zwischenfrüchten, um den Insekten- und Wildpopulationen zu helfen. „Wir haben den Ernst der Lage bereits erkannt und versuchen, dagegenzusteuern“. Insektenschwund habe vielen Ursachen. Dazu gehöre auch der unaufhaltsam steigende Flächenverbrauch. „Auf Beton wachsen weder Lebensmittel, noch gedeiht dort Biodiversität.“ 23 Hektar gingen allein in NRW pro Tag verloren, so Brünker.
Ackerbau kann zur Lösung der Klimaproblematik beitragen
Nicht zuletzt könne der Ackerbau durchaus zur Lösung der Klimaproblematik beitragen. Mit der richtigen Strategie gebe es ein erhebliches Potential, die Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzubringen, etwa durch den Anbau von Faserpflanzen. Pflanzenbasierte Ausgangsstoffe könnten mittelfristig etwa in der Kunststoffindustrie eingesetzt werden. Ein weiterer Kritikpunkt der Landwirte: Wenn man hierzulande Artenvielfalt, mehr Tierwohl und Gewässerschutz fordere, dann aber durch das Mercosur-Abkommen die heimischen Märkte für Lebensmittel öffne, die in anderen Regionen der Welt deutlich unterhalb der hiesigen strengen Standards erzeugt würden, dürfe man sich nicht wundern, wenn die Bauern auf die Barrikaden gingen. JOST