Musik in alten Dorfkirchen

Musikalisches Gemälde der Einheit geschaffen

Weltmusikstars aus Afrika besangen die Verzweiflung der Jugend

Musikalisches Gemälde der Einheit geschaffen

Habib Koité & Bamada konnten das Publikum in Montabaur begeistern. Foto: privat

16.09.2021 - 15:38

Montabaur. Die Wäller Weltmusikreihe „Musik in alten Dorfkirchen“ bringt seit 26 Jahren die Kulturen der Welt aus allen Erdteilen musikalisch in den Westerwald. Oft ergibt sich dabei auch die Gelegenheit auf politische Missstände und Krisen in anderen Weltregionen hinzuweisen. Dies gelang jetzt wieder mit einem Konzert von Habib Koité & Bamada aus Afrika im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Die 6 Musiker aus Mali überzeugten in der Stadthalle Montabaur nicht nur musikalisch, sondern besangen auch Konflikte und die Verzweiflung der Jugend in ihrem in weiten Teilen unfriedlichen Heimatland.

In seinen Liedern besingt Habib Koité als einer der afrikanischen Musikstars den Konflikt in Mali als eine Kombination aus dem Aufbegehren der Tuareg im Norden, einer sozioökonomischen Krise und der dschihadistischen Expansion in der gesamten Sahel-Zone. Viele Teile des Landes sind instabil und von bewaffneten Konflikten geprägt. Die Entwicklung ist eine Gefahr für Frieden und Stabilität nicht nur für Mali, sondern für die gesamte Sahelzone. Mit seinem neuen Werk „Karifa“ hat die Gruppe ein musikalisches Gemälde der Einheit des Wüstenstaates geschaffen. Übersetzt bedeutet der Titel der CD: Das, was dir anvertraut ist.

Seine Gruppe Bamada gründete Koité als Sprössling einer ebenso bedeutenden wie uralten Griot-Linie 1988. In wenigen Jahren wurde er mit Charisma sowie Können einem breiten Publikum weltweit bekannt und ohne Corona könnte er wohl schon bald auf 1.800 Konzerte zurückblicken. Viele Fans afrikanischer Musik waren teilweise weit angereist, um die bekannte Band in Montabaur einmal live erleben zu können. Da Einheimische weitgehend ausblieben, durfte sich die Kleinkunstbühne als Veranstalter in Kooperation mit der Stadt Montabaur leider nur über 150 Menschen in der großen Stadthalle freuen. Dank der Sparkasse Westerwald-Sieg und der EVM konnte der Eintrittspreis dennoch moderat gestaltet werden.

Politisch ist Mali ein Krisengebiet, aber musikalisch bleibt es ein Sehnsuchtsort, der schon einige internationale Stars hervorgebracht hat: mit Ngoni-Star Bassekou Kouyaté und Bombino konnten zwei davon bereits bei der Reihe „Musik in alten Dorfkirchen“ präsentiert werden. Und jetzt mit Habib Koité einer der ganz großen Musiker Afrikas, der sich mit seinen Songs allem entgegenstellen will, was die Einheit seiner Heimat destabilisiert. Das besingt er auch im Lied „Wara“. Das Wort steht für einen symbolischen Löwen, eine Allegorie für Angst und Verzweiflung, die sich bei der Jugend breitmacht. „Jeder versucht sich gegen den anderen durchzusetzen, es ist eine verzweifelte Jugend, die kaum Arbeit findet“, so der weitgereiste Musiker.

Bedauert wurde, dass pandemiebedingt nicht mehr Weltmusikfans den Weg in die Stadthalle gefunden hatten: „Dieses Konzert hatte eine bis auf den letzten Platz besetzte Halle verdient“, meinte eine aus NRW kommende Besucherin. Eine Gefährdung der Konzertgäste konnte zudem fast ausgeschlossen werden, war doch nur ein einziger Gast nicht geimpft oder genesen! Also fand die Veranstaltung fast unter 2-G-Bedinungen statt! Positiv war dagegen, dass das bei diesen Konzerten meist hohe Durchschnittsalter von einigen Jugendlichen gesenkt wurde. Und mit zunehmender Spielfreude der Afrikaner nutzten immer mehr Gäste die freien Flächen zum Tanzen.

Für die Kleinkunstbühne Mons Tabor e.V. bedauerte Uli Schmidt bei der Begrüßung, dass in diesem Jahr kein weiteres Konzert in der Wäller Weltmusikreihe mehr stattfinden kann und auch die Hoffnungen für 2022 eher zurückhaltend sind: „Wir werden erst wieder mit viel Aufwand und hohem finanziellem Risiko solche internationalen Konzerte organisieren, wenn sich Corona weitgehend verabschiedet hat und wieder so viele Karten verkauft werden können wie vorher“, so der Vorsitzende des Kulturvereins. Und das sei erst möglich, wenn wesentlich mehr Leute geimpft seien.

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