Lesung in der Stadtbibliothek Bad Neuenahr-Ahrweiler

Onkel Theo, Bleistiftritter und der kleine Herr Jaromir

Kinderbuchautor Martin Ebbertz stellte heiter-skurrile Geschichten aus seinen Büchern vor

20.05.2017 - 14:01

Bad Neuenahr. Ach, wie schön kann Zuhören sein, wenn wunderbare Geschichten wie die geboten werden, die Martin Ebbertz unter sein junges Publikum brachte. In Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Bödecker-Kreis wurde er dafür engagiert. Auf den freundlichen Morgengruß von Bibliotheksleiterin Elisabeth Feuser-Schwickert antworteten in der Stadtbibliothek Bad Neuenahr-Ahrweiler gespannte 39 Schüler der dritten Klasse im Chor mit einem lang gezogenen „Guten Morgen zusammen“. Dann stieg Ebbertz, bekannter und mehrfach ausgezeichneter Kinderbuchautor, auch gleich in die Autorenlesung ein, die zweite für ihn an diesem Vormittag mit zwei weiteren dritten Klassen der Ahrweiler Grundschule. „Ich setze die Brille auf, mit der ich die Buchstaben gut sehen kann“, sagte er noch und los ging es mit „Onkel Theo erzählt vom Bleistift“ aus dem Buch „Ein Esel ist ein Zebra ohne Streifen“. Die Geschichte begann mit der vollmundigen Ankündigung „So, liebe Kinder – heute werdet ihr wieder mal etwas lernen!“ Was man aber bei Welterklärer Onkel Theo lernen kann über Banane, Pferd, Putzlappen, Hering oder eben den Bleistift, sucht seinesgleichen. Er lässt die Kinder wissen, dass die Ritter früher kleiner waren und die Bleistifte größer, sodass sie diese als Lanzen benutzten gegen ihre ärgsten Feinde, die Kugelschreiberpiraten. Da sie die Bleistifte immer wieder spitzen mussten, verloren die Ritter die Schlacht und zogen sich zurück. Der Ausdruck „stiften gehen“, der komme daher, erklärte der Autor beiläufig.


Jaromir im Glück


Zu diesem herrlichen Unsinn gesellten sich die bezaubernd abstrusen Vorkommnisse, die „Der kleine Herr Jaromir“ aus dem gleichnamigen Buch erlebt. Man muss ihn einfach gern haben, diesen Mann, in seiner ganzen Schrulligkeit und den pfiffigen Ideen, die er diversen Missgeschicken entgegenzusetzen weiß. Der hohe Sympathiefaktor legt da zweifellos die Frage nahe: Sind wir nicht alle ein bisschen Jaromir? Ebbertz jedenfalls trug eine Erzählung vor, in der sein seltsamer Held gerade einkauft. Neben dem Sprudelwasserkasten soll es ein Tütchen Tomatensamen sein, dazu Pflanzenerde und Supertomatenfix-Spezialdünger. Herrn Jaromirs Wohnung liegt im sechsten Stock, Pech für ihn, der mangels Körpergröße nur den Knopf des dritten Stocks erreicht. Diesmal stellt er sich auf die Wasserkiste und landest erstmals einen Treffer auf Knopf 6. Lange währt die Freude darüber allerdings nicht. Denn der Aufzug bleibt stecken, der Notruf wird mit der Ansage des Hausmeisters beantwortet, er sei in Urlaub, und Herrn Jaromir plagt der Hunger. Ein Glück, dass er sich zu helfen weiß: Er sät seine Tomaten aus, schließlich ist es eine „Spezialzüchtung für Gegenden mit wenig Sonne“. Wenn das nicht auf seine Fahrstuhl-Situation zutrifft. Tatsächlich sprießt es bald und blüht und die Pflanze setzt Früchte an.


Verblüffende Wendungen


Martin Ebbertz wurde 1962 in Aachen geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte und lebt in Frankfurt. In den kurzen Geschichten des pfiffigen Erzählers kommt es immer anders, als man denkt. Auch die Geschichte „Ein Glückstag“ bezirzt durch ihre verblüffenden Wendungen. Wie da die Leute der Firma „Landmann Joghurt“ auf den Leim gehen, die einen Wettbewerb ausgeschrieben hat, ist so real und so komisch und gleichzeitig auch traurig nachzuvollziehen, dass dieses Jaromir-Erlebnis eigentlich Pflichtlektüre in der Schule sein müsste, um die Kinder frühzeitig vor den Fallstricken zu warnen, die in der Konsumgesellschaft unweigerlich auf sie warten.

Aufgelockert wurde die ohnehin kurzweilige Lesung, als die Ahrweiler Grundschüler „ihren“ Kinderbuchautoren mit Fragen löcherten. „Welches Buch war das erste, das Sie geschrieben haben?“ („Josef, der zu den Indianern will“). „Was war ihr Lieblingsbuch als Kind“ (zum Beispiel: „Jim Knopf und die Lokomotive“). „Was haben Sie zuletzt geschrieben?“ („Anna mit Schirm und Charme und großen Füßen“). Die größte Freude bereitete den jungen Zuhörern unter den vorgetragenen Lesestücken „Verhexte Mandrill“ aus „Paula, die Leseratte“, ein herrlich verdrehter sprachspielerischer Text, den sie unbedingt ein zweites Mal hören wollten. So durfte auch Martin Ebbertz zufrieden sein, der zum guten Schluss Autogrammkärtchen signierte und die Schüler dazu einlud, sich in sein Gästebuch einzutragen. HG

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Stadt rät dazu, in Flussnähe parkende Fahrzeuge wegzufahren

Mayen: Nette droht überzutreten

Mayen. Die Stadtverwaltung Mayen warnt aktuell vor einem Übertreten der Nette. Der Pegel der Nette ist durch die Regenfälle der letzten Tage bereits erhöht und obwohl es nicht regnet, sinkt der Pegel nicht, sondern stagniert nur. Bei weiteren Niederschlägen rechnet die Stadt daher mit einem Steigen des Pegels und einem damit einhergehenden Übertreten der Nette. mehr...

Aktuelle Lage im Kreis Ahrweiler

Kreis Ahrweiler: Ahr-Pegel aktuell „nicht besorgniserregend“

Kreis Ahrweiler. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat eine Vorabinformation zu möglichen schweren Gewittern für den Kreis Ahrweiler herausgegeben. Demnach sind ab dem frühen Dienstagnachmittag, 21. Mai, und bis in die Nacht zu Mittwoch, 22. Mai, hinein gebietsweise schwere Gewitter möglich. Dabei kann es örtlich auch zu kleinkörnigem Hagel und Sturmböen um 75 km/h kommen. Lokal ist mit heftigem Starkregen bis 40 l/qm in kurzer Zeit – vereinzelt auch darüber – zu rechnen. mehr...

Regional+
 

Mittlerweile sind mehr Details zum Unfall auf der Mosel bekannt

Schiffsunfall auf der Mosel: Erheblicher Schaden, ein Verletzter

Cochem. Das Schweizer Tanklastschiff „RP Zug“ fuhr in den frühen Abendstunden die Mosel flussaufwärts Richtung Trier.Unterhalb der Skagerrak-Brücke (alte Cochemer Moselbrücke) geriet der Schiffsführer bei Gegenverkehr zu weit nach links und prallte mit seinem Führerstandaufbau gegen den Brückenbogen. Dabei entstand an dem Schiffaufbau erheblicher Schaden.Während ein Besatzungsmitglied eine Schnittwunde am Oberschenkel erlitt, kam der Schiffsführer wohl mit dem Schrecken davon. mehr...

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN/ÖDP Fraktion im Stadtrat Münstermaifeld

BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN/ÖDP sorgt für Beteiligung von Münstermaifeld am Entschuldungsfond des Landes R

Münstermaifeld. Bei der Entscheidung zum Programm „Partnerschaft zur Entschuldung der Kommunen in Rheinland-Pfalz (PEK-RP)“ hat sich die Stadtratsfraktion von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN/ÖDP klar gegen den ablehnenden Rat des Verbandsbürgermeisters Mumm und für die Beteiligung der Stadt Münstermaifeld durchgesetzt. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
VG Unkel: Unbekannte sprühen Hakenkreuze

Straßenschilder, Laternen und eine Bushaltestelle besprüht

VG Unkel: Unbekannte sprühen Hakenkreuze

Bruchhausen. In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai wurden in Bruchhausen mehrere Straßenschilder, Laternen und eine Bushaltestelle mit schwarzer Farbe besprüht. Dabei wurden unter anderem Hakenkreuze angebracht. mehr...

Infos über wichtige kommunalpolitische Themen

SPD Kottenheim

Infos über wichtige kommunalpolitische Themen

Kottenheim. Die SPD Kottenheim möchte die Bürgerinnen und Bürger über ihre Arbeit in den Gremien der Orts- und Verbandsgemeinde und die Ziele für die kommende Ratsperiode informieren. Die Kandidatinnen und Kandidaten sowie Ortsbürgermeister Thomas Braunstein beantworten gerne Fragen. mehr...

Es liegt was in der Luft…–
Götterglanz im Bendorf-Sayner Fußball

Finaleinzug der Herren und Rheinland-Liga-Ambitionen in der Jugend des SC Bendorf-Sayn

Es liegt was in der Luft…– Götterglanz im Bendorf-Sayner Fußball

Bendorf-Sayn. Mit dem Finaleinzug durch den verdienten 2:0-Sieg gegen den haushohen Favoriten aus Weißenthurm markierte die 1. Herren-Mannschaft des SC Bendorf-Sayn einen bedeutenden Meilenstein in der sportlichen Entwicklung des Vereins. mehr...

Mangelnde Trefferausbeute
als größtes Manko

Sportverein 1919 Ochtendung e. V. - Juniorenfußball - Der SV Ochtendung unterliegt unter Wert

Mangelnde Trefferausbeute als größtes Manko

Ochtendung. Auch wenn man dem Tabellenzweiten und Aufsteiger in die Kreisliga B, dem Lokalrivalen SV Ruitsch-Kerben, am Ende deutlich 0:3 unterlag, war man in den Reihen der Gastgeber nicht unzufrieden mit den eigenen Leistungen. mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Amir Samed:
Demokratie ist für alle da, oder für keinen! Dies ist wirkliche Toleranz!...
Amir SAmed:
Frau Dreyer (SPD), Herr Lewentz (SPD) und Frau Spiegel (Grüne) haben in der Aufarbeitung der Ahrflut und in ihrere damaligen (und heutigen, bis auf Fr. Spiegel) Position als Verantwortliche, in einer Weise Schaden angerichtet, die unglaublich peinlich sind. Und damit das Fehlverhalten und die Unterlassungen...

Region: Neue Unwetterfront zieht auf

Klaus S.:
Danke für die Info. Aber die Zeilenumbrüche hätte man etwas leserlicher gestalten können....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service