„Great Spas of Europe“: Informationsveranstaltung anlässlich der Bewerbung um die Anerkennung als UNESCO-Welterbe

Projekt soll die Menschen begeistern

05.12.2017 - 09:27

Bad Ems. Erste Anstrengungen, Welterbe-Status zu erreichen, gab es vonseiten einiger, einst bedeutender europäischer Kurorte schon vor mehr als zehn Jahren. Elf streben nun eine gemeinsame Bewerbung als „Great Spas of Europe“ um die Anerkennung als UNESCO-Welterbe an: Bath in England, Spa in Belgien, Vichy in Frankreich, Montecatini Terme in Italien, Baden bei Wien in Österreich, das „böhmische Bäderdreieck“ in Tschechien mit Karlsbad, Marienbad und Franzensbad sowie in Deutschland Baden-Baden, Bad Kissingen und Bad Ems. Seit 2013 ist Bad Ems als eines der ältesten Heilbäder nördlich der Alpen Mitglied der Gruppe. Hier, wo schon seit dem 14. Jahrhundert Badegebäude über den Thermalquellen im Bereich des heutigen Kurhauses errichtet waren, ist heute der Stadttypus eines mondänen Bades des 19. Jahrhunderts mit einem hohen Maß an Echtheit und Unversehrtheit seiner Bausubstanz erkennbar. Und genau damit will der Ort punkten. Denn schließlich muss jeder Bewerber in der transnationalen Gruppe die Kriterien einer UNESCO-Welterbestätte erfüllen, die in diesem Fall die Internationalität der Orte sowie ihre Bedeutung für die Medizin- und Architekturgeschichte sind. Als offizieller Kandidat sind die Great Spas immerhin schon gelistet.

Anlässlich der Tagung der Bürgermeister der beteiligten Orte lud die Stadt Bad Ems jetzt zu einer öffentlichen Projektvorstellung unter Moderation von Stadtbürgermeister Berny Abt in den Kursaal des Staatsbades ein. Abt zeigte auf, wie sich der Weg zum Ziel bislang gestaltet hatte. Wird der von Experten noch zu begutachtende Antrag schließlich als „optimal“ eingestuft, soll die unter Federführung Tschechiens bzw. der Stadt Karlsbad stehende Bewerbung im Januar 2019 eingereicht werden.


Vision, die gut für Bad Ems und gut für Europa ist


Für Berny Abt ist „Welterbe Great Spas of Europe“ kein Traum, sondern eine Vision, die gut für Bad Ems und gut für Europa ist. Die großen Kurorte Europas stehen mit ihrer Geschichte, ihren gemeinsamen Werten und ihrem kulturellen Erbe für ein gutes Stück Europa, sagte er. Mit dem Projekt solle die UNESCO überzeugt werden, aber vor allem wolle man die Menschen begeistern. Im Interview mit Gästen von anno dazumal aus Amsterdam oder St. Petersburg, dargestellt von der Kostümgruppe des Vereins für Geschichte, Denkmal- und Landschaftspflege, stellte sich heraus, dass sie alle vor allem von der den Ort umgebenden Landschaft und dem Flair der Kurstadt mit ihren prominenten Gästen begeistert waren. Ihr befürwortendes Votum zum Projekt brachte die Klasse 8c der „Realschule plus Bad Ems-Nassau“ mit dem Rollenspiel „Kurstadtszenen“ zum Ausdruck. Die uralten und „voll schönen Gebäude“ gelte es unbedingt zu erhalten, meinten die Darsteller und ließen als Schattenfiguren prominente Gäste des Ortes wie den Schriftsteller Dostojewski zu Wort kommen. Mit einem Sketch zum Thema unterstützte das kreative Museumsteam Bad Ems das Projekt. „Ist das nicht alles Kappes und kostet nur Geld?“, wollte Else dabei von ihrem Karl-Heinz wissen. Es gelang ihm, sie von dem Potential der Stadt zu überzeugen: „Darauf können wir uns schon was einbilden.“ Sprachbegabt und Länderfähnchen schwenkend schlüpften die beiden dann in die Rollen der Mitbewerber, die die Welterbe-Qualitäten ihrer Kurorte anpriesen. Sie alle können und wollen die UNESCO mit langer Bädertradition und erhaltenswerter Architektur überzeugen. „Wir auch!“, riefen Else und Karl-Heinz selbstbewusst aus. Der Wortlastigkeit entgegenwirkend, heizte die Jazz-Combo des Goethe-Gymnasiums dem Marmorsaal mit viel Spielfreude gehörig ein.

Zur „Championsleague der Bürgermeister“, wie Abt es formulierte, gehörte an diesem Abend natürlich auch Petr Kulhanek, Bürgermeister des tschechischen Kurortes Karlsbad. Er betrachtet die Phase, in der sich die Bewerbung jetzt befindet, als eine sehr aufregende. Ein enormer Arbeitsaufwand liege hinter ihnen, der insbesondere durch die unterschiedlichen Rechts- und Verwaltungssysteme der Bewerberorte begründet sei. Ein lohnenswerter Aufwand, um den Erhalt der Heilbäder für die Zukunft zu sichern. Trotz der großen Fortschritte in Medizin und Technik würden die heilenden Kräfte der Kur- und Badeorte weiterhin benötigt, selbst wenn ihre Nutzung künftig anspruchsvoller ausgestaltet werden sollte. Aus diesem Grund „bemühen wir uns um die globale Anerkennung für unsere außergewöhnlichen Orte“. Innenminister Roger Lewentz, der gekommen war, um die Projektidee zu unterstützen, bestätigte Bürgern und Bewerbern nicht zuletzt mit Blick auf die Gestaltung des Abends ihr sehr ausgeprägtes Engagement für die „Great Spas“. Ihn beeindruckt besonders der europäische Gedanke dahinter, insbesondere, da einige der sich um den Titel bewerbenden Städte Ländern angehören, die in früheren Zeiten Kriege miteinander und gegeneinander führten. Es sei jeden leistbaren Einsatz wert, im Miteinander der Staaten ein hehres Ziel zu erreichen.


Eine Reise zurück


Wie die Great Spas mit ihren Kureinrichtungen die Menschen verbinden, demonstrierte der Historiker Dr. Hans-Jürgen Sarholz, Leiter des Bad Emser Stadtarchivs und Museums, in seinem Kurzreferat „Europa auf der Kurpromenade“. Er reiste zurück in die Zeit der ersten modernen Bade- und Kurorte, die im 18. Jahrhundert in England entstanden waren und weiter bis ins 19. Jahrhundert, als das europäische Festland „nachzog“. Architekten gaben den Kurorten ihr Gesicht. Wo sie dieselbe Handschrift tragen, sehen sie sich in Teilen zum Verwechseln ähnlich. So bei den von Johann Gottfried Gutensohn entworfenen Kursälen in Bad Brückenau und Bad Ems. Nachdem die Eisenbahn die großen Städte mit den Kurorten verbunden hatte, kamen Künstler, Kaiser und Könige und andere hoch gestellte Persönlichkeiten zum Kuraufenthalt in die Orte. Auch Bad Ems schreibt sich große Namen in sein Kur-Gästebuch. Sarholz nannte beispielhaft Kaiser Wilhelm, Jacques Offenbach, Victor Hugo und die „schwedische Nachtigall“ Jenny Lind. Menschen, Ideen und europäische Kulturgeschichte verbinden die Great Spas, die deutlich mehr als Wandelhalle und Kursäle zu bieten haben. Mit dem Thema „Deutsche Kurstädte – ein Idealtypus im 19. Jahrhundert“ hatte sich Dr. Ing. Anke Ziegler-Mehl in ihrer 2004 veröffentlichten Doktorarbeit beschäftigt. In Auszügen daraus ging sie auf die städtebaulichen Aspekte von Bad Ems, seine Kuranlagen sowie auf die vom Kurtourismus geprägte Entwicklung des Ortes ein. Die historischen Hotel- und Wohngebäude, wie der Russische oder der Englische Hof, erzählen diese Geschichte noch heute. Im Anschluss an die Präsentation nutzten viele Gäste die Gelegenheit, im Foyer die kleine Ausstellung zu den beteiligten Kurorten zu besichtigen und Informationen über die Orte einzuholen. BSB

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