Ahrbrück, Hönningen und Kesseling arbeiten beim Wiederaufbau Seite an Seite

Städtebauliches Konzept fasst Visionen zusammen

02.08.2022 - 13:36

Ahrbrück. Wie gehen Dörfer an der Ahr mit dem Wiederaufbau um? In der Verbandsgemeinde Altenahr steht die Marschrichtung fest. Interkommunale Zusammenarbeit heißt die Losung. Auch für Ahrbrück, Hönningen und Kesseling. Gemeinsam haben die drei Ortsgemeinden im Frühjahr das Planungsbüro „Stadtimpuls“ beauftragt, ein Zukunftskonzept für die städtebauliche Entwicklung der drei Ortsgemeinden zu erstellen. In verschiedenen Sitzungen von Lenkungsgruppe, Gemeinderäten, Bürgerbeteiligung und Online-Befragung ist in nur drei Monaten ein Leitbild entstanden, das von „Stadtimpuls“ auf 130 Seiten zusammengefasst wurde.

„Das ist Rekordzeit“, waren sich bei der Präsentation im Ahrbrücker Bahnhof die Ortsbürgermeister Walter Raderbacher (Ahrbrück), Jürgen Schwarzmann (Hönningen) und Guido Schmitz (Kesseling) im Beisein des Altenahrer Verbandsbürgermeisters Dominik Gieler einig. Wobei es eher eine Vorab-Präsentation von Auszügen war, denn das druckfrische Konzept soll nach den Sommerferien in den jeweiligen Gemeinderäten zur Abstimmung gestellt werden.


Aufbau mit Weitblick


„Wir haben die Chance uns neu zu strukturieren“, sagte denn auch Gieler. Dazu gehöre auch, dem nach der Flut eingetretenen Einwohnerschwund entgegenzuwirken. Wichtig sei, dass sich jede Ortsgemeinde dabei wiederfinde und einbringe. Oder wie Schmitz es auf den Punkt brachte: „Interkommunal soll deutlich greifbar werden.“ Denn die Flut habe viel zerstört, jetzt gehe es um „Aufbau mit Weitblick“.

So gehören denn auch sanfter Tourismus, Infrastruktur, Naherholung, Mobilität und Wohnen zu den Kernthemen des Konzepts, das im Detail erst nach den entsprechenden Ratssitzungen vorgestellt werden soll. Vorab nannten die Ortsbürgermeister jedoch bereits einige Schwerpunkte. So ist für Radermacher, der schnellstmöglich alle Campingplätze wieder beleben möchte, die Erschließung von Radwegen Voraussetzung für eine positive Entwicklung des Tourismus. Wobei Gieler mit Blick auf die komplette Verbandsgemeinde sagte: „Wir brauchen die Radwege nicht nur an der Ahr. Wir müssen die Ortsgemeinden in den Seitentälern und Höhenlagen mitnehmen.“ Wobei es wichtig sei, auch Anbindungen an Nordrhein-Westfalen zu schaffen.

Von dort kommen viele Touristen. Dito ein Beispiel, das Schwarzmann ins Gespräch brachte. Er sieht die „Bonner Kirschblüte“ als Vorbild für künftige Baumpflanzungen auf Gemeindegrund und die Radwege als ein alles verbindendes, grünes Band.

Bis die Ahrtalbahn aber wieder Bonn und Ahrbrück anfährt, das dürfte noch dauern. Nicht nur die Bürgermeister sehen die von der Deutschen Bahn ins Spiel gebrachte Jahreszahl 2025 skeptisch. Die Flut hat schließlich das komplette Schienennetz samt Eisenbahnbrücken in der Verbandsgemeinde zerstört. Und am Bahnhof von Ahrbrück steht nach wie vor ein Zug der Ahrtalbahn. Bis seine Räder irgendwann wieder rollen, werden illegale Sprayer ihn wohl komplett „umgestaltet“ haben.


Konversionsprojekt


Da agieren Ahrbrück, Hönningen und Kesseling mit der für das Zukunftskonzept avisierten Jahreszahl 2030 schon realistischer. Denn die Ortsgemeinden haben für ihre Bauprojekte die Vorarbeiten schon geleistet. So sollen in Ahrbrück unter dem Thema „Konversion Wellpappe“ bereits im nächsten Jahr die leer stehende Fabrikhalle im Kesselinger Tal abgerissen werden. Dort soll quasi ein neuer Ortsteil als Ersatz für von der Flut zerstörten Wohnraum entstehen. Wobei dabei nachhaltiges Bauen und erschwingliche Mieten ebenso im Forderungskatalog des Konzeptes stehen wie soziale Angebote für alle Generationen.

Als Dreh- und Angelpunkt für den Wiederaufbau in Hönningen sieht Jürgen Schwarzmann den Neubau des Kindergartens an. Der Bauantrag sei bereits gestellt. „Aus den bunten Bildern im Konzept muss auch etwas werden“, kündigt Schwarzmann die Schaffung eines neuen Entrées für Hönningen an. Dort stand vor der Flut das Gemeindehaus. Auch ein neues Freizeitgelände soll entstehen. Und schließlich soll in Liers, dessen Gemeindehaus ebenfalls „weggeschwommen“ ist, eine neue Dorfhalle für die ganze Ortsgemeinde entstehen. „Am liebsten noch mit Platz für die Feuerwehr“, so Schwarzmann. Im Ortsteil Liers.

Eine zukunftsfähige Gestaltung wünscht sich auch Guido Schmitz für den Platz am Ortseingang aus Richtung Ahrbrück. Da gehe es um Themen wie Integration des Bachlaufs in das Gelände oder auch Einrichtung von Stellplätzen für Wohnmobile. Eine neue Nutzung strebt Schmitz für ein leerstehendes Industriegebäude in Staffel an ebenso wie verstärkten Hochwasserschutz am mitten durch den Ort fließenden Kesselinger Bach.


Attraktiver Lebensraum


Da sei mit Blick auf 2030 die Unterstützung durch Städteplaner wie Claudia Kolle aus dem Altenahrer Rathaus oder des Teams von „Stadtimpuls“ wichtig. Denn, so Schmitz: „Wir wollen attraktiven Lebensraum, schnelles Internet und eine Verzahnung von Arbeit und Familie.“ Vorrangiges Ziel für Radermacher ist, „die Stammbevölkerung zu behalten und auszubauen“. Immer höhere Mieten in den Ballungsgebieten sieht Radermacher als Argument für eine Umkehr des seit gut 20 Jahren anhaltenden Trends zur Landflucht: „Wir müssen attraktiv für junge Familien aus städtischen Gebieten werden.“ Dazu gehöre vor allem der Glasfaserausbau, um die „Voraussetzungen für professionelles Homeoffice in einer lebenswerten Region zu schaffen. Und dass es bei allem auch „scheinbar verrückte Ideen geben muss“, ist sich Schwarzmann sicher. Da kann er schon Beispiele vorweisen. Denn niemand im Dorf schüttelt mehr den Kopf über den Kreisel am Ortseingang oder den Mehrgenerationenspielplatz.

Nach der Sommerpause sollen die Beschlüsse zum städtebaulichen Konzept in den Gemeinderäten gefasst werden. Dann wollen die Bürgermeister bei der Vorstellung auch in Details gehen, die aktuell noch nicht öffentlich sind. GS

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