Koblenz-Horchheim, Emserstraße 269, durch Gunther Demnig
Stolpersteine für Familie Hellendag
Verlegung am Samstag 12. März, 15 Uhr
Koblenz-Horchheim. Auf Einladung der Christlich-Jüdischen Gesellschaft wird Oberbürgermeister Dr. Hofmann-Göttig Gedenkworte sprechen. Die Familie Hellendag wohnte bis 1937/38 in ihrem kleinen ruhigen Haus in der Emserstraße 269, mit herzlichen Kontakten zu Nachbarn und Freunden. Tochter Eva geboren 26. April 1923, besuchte vier Jahre lang die Horchheimer Volksschule, ab 1933 wechselte sie zum Hilda-Gymnasium. Hier begannen bald Beleidigungen und Beschimpfungen und in der vierten Klasse wurde sie der Schule verwiesen, ebenso wie andere jüdische Schüler. Auch in Horchheim mieden immer mehr Freundinnen und Nachbarn jeden Kontakt mit den Juden.
Das Haus musste nun dringlich verkauft werden unter Zahlung der „Reichsfluchtsteuer“. Großmutter, Mutter Antonie Hellendag und Tochter Eva flüchteten vor den Nazis nach Holland (Vater Simon war vorher gestorben). Nach dem deutschen Überfall wurden hier Großmutter und Mutter Hellendag ins KZ gebracht und umgehend in Auschwitz vergast. Eva brachte man 1944 aus dem holländischen KZ Vught im Viehwaggon nach Birkenau-Auschwitz bei Krakau, dann zur Zwangsarbeit in weitere Konzentrationslager. Erst kurz vor Kriegsende wurde Eva aus dem KZ Bergen-Belsen durch Vermittlung des schwedischen Roten Kreuzes gegen deutsche Kriegsgefangene ausgetauscht. Später zog das entkräftete und kranke KZ-Opfer nach USA und heiratete dort den Berliner Max Salier.
Doch nach einigen Jahren suchte Eva Salier wieder Kontakt zu ihrer deutschen Heimat und zu Koblenz. Mehrfach war sie hier und hielt bis zu ihrem Tod im August 2014 ständigen Kontakt zu Menschen in Koblenz. Im Jahr 2001 kam die alte Dame zur Einweihung des Denkmals für die Opfer des NS-Regimes auf dem Clemensplatz und besuchte auch die von Peter Wings organisierte Ausstellung für KZ-Opfer beim Pfarrfest „St. Maximin“. Hier signierte sie auch ihr Buch „Eva Salier, Lebensweg einer Koblenzer Jüdin“. Die Söhne von Eva Salier Ralph und Edward Salier, USA, wollen noch in 2016 unter anderen den Wohnort ihrer Vorfahren besuchen und dann auch die neuen „Stolpersteine“ in Horchheim. Die Heimatfreunde Horchheim e.V. haben die Kosten für einen Stolperstein übernommen.
