Experten beraten in Städten und Gemeinden an der Ahr

Was bei der Hochwasservorsorge wichtig ist

Was bei der Hochwasservorsorge wichtig ist

Eröffnung der Bürgerdialoge in Altenahr-Kreuzberg mit (v. l.) Anja Toennessen, Joachim Gerke, SGD-Präsident Wolfgang Treis, Thomas Weimer und dem Altenahrer Bürgermeister Rüdiger Fuhrmann. Foto: Verbindungsbüro Wiederaufbau

12.08.2022 - 08:29

Ahrweiler. Für Flutbetroffene im Ahrtal gibt es ein neues Informationsformat: den Bürgerdialog. Joachim Gerke, Leiter Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz bei der SGD Nord, und Anja Toenneßen, Geschäftsbereichsleiterin bei der Kreisverwaltung Ahrweiler, beantworten Fragen zur Hochwasservorsorge, zur Gewässerwiederherstellung der Ahr und zum Bauen innerhalb des neuen Überschwemmungsgebietes Ahr. Moderiert werden die Anwohnergespräche von Thomas Weimer, Leiter des Verbindungsbüros der Landesregierung für den Wiederaufbau. Start der Bürgerdialoge in lockerer Runde mit insgesamt zwölf geplanten Etappen waren Ende Juli Kreuzberg, Dernau und Altenahr.

Der Präsident der SGD Nord, Wolfgang Treis, begleitete die Auftaktveranstaltung in Kreuzberg. „Ich freue mich, dass wir mit den Bürgerdialogen eine weitere und wichtige Möglichkeit zum unmittelbaren Austausch vor Ort geschaffen haben und bedanke mich bei allen Beteiligten für Ihr Engagement in der Sache“, so Treis. Rund 50 Bürgerinnen und Bürger kamen unter anderem zum Bürgerdialog auf den provisorischen Dorfplatz in Kreuzberg. Denn immer noch ist die Sorge vor einer erneuten Naturkatastrophe groß. Zumal auch der Sahrbach durch den Ort fließt und an jenem Juliabend 2021 zerstörerische Kräfte entwickelt hatte.


Gewässerwiederherstellung spielt eine entscheidende Rolle


Sorgen, die bei Gerke und Toenneßen auf viel Verständnis stoßen. Sie wiesen gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern aber auch daraufhin, dass es einer gründlichen Planung bedürfe und man nicht untätig sei. So kommt für Joachim Gerke, Abteilungsleiter für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz bei der SGD Nord, der in Planung befindlichen Gewässerwiederherstellung eine entscheidende Rolle bei der Hochwasservorsorge zu. Die Gewässerinstandsetzung sei kein Wiederaufbau „Eins zu Eins“, sondern mit Maßnahmen zur Hochwasservorsorge versehen. Dieses sei letztlich effektiver und schneller, „weil technische Baumaßnahmen, etwa der von Rückhaltebecken, immer aufwändige Genehmigungsverfahren voraussetzen“, erläuterte Gerke.

Fünf Ingenieursbüros sind mit der Planung der Wiederherstellung beauftragt, erklärte Anja Toenneßen von der Kreisverwaltung. Erste Zwischenergebnisse erhofft sie sich schon im Frühherbst: „Vielleicht können wir dann schon erste Maßnahmen einleiten.“ Mit der Fertigstellung des Gesamtkonzeptes rechnet sie Anfang 2023.

Das Ziel des Kreises sei weiterhin ein überörtliches Hochwasservorsorgekonzept, das das komplette Gebiet erfasse: Auf Kreisebene stünde man vor dem Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit allen acht Gebietskörperschaften mit dem Ziel, die entwickelten lokalen Hochwasserschutzkonzepte in die Gesamtbetrachtung miteinfließen zu lassen. Und: Auf überregionaler Ebene sei man dabei, die Gespräche und Kontakte mit Nordrhein-Westfalen verbindlicher auszubauen, beispielsweise über die Hochwasserpartnerschaft Ahr.


Neue Brücken in der Planung


Auch die Planung der neuen Brücken für die Ahr ist für Gerke und Toenneßen ein entscheidender Bestandteil der Hochwasservorsorge und des Hochwasserschutzes. Die alten Brücken mit ihren mächtigen Pfeilern in der Ahr hätten für einen massiven Rückstau gesorgt, die unter anderem für die hohen Flutwellen verantwortlich gewesen seien. Neue Brücken, die für einen besseren Durchlauf des Wassers sorgen sollen, seien in der Planung. Neben Statik und Hydraulik spiele auch die Baukultur dabei eine wichtige Rolle. Schließlich wisse man um die identitätsstiftende Bedeutung der alten Rundbogenbrücken im Ahrtal. Die neuen Brücken sollten ebenfalls identitätsstiftend sein, müssten aber anders gebaut werden.

Kritik gab es aus der Bevölkerung an der Abgrenzung des vorläufigen Überschwemmungsgebietes. „Die Grenzen erscheinen mitunter willkürlich gewählt“, so ein Bürger. „Die Abgrenzung eines Überschwemmungsgebietes ist ein aufwändiger Prozess, der mit der Vermessung des Talraumes aus der Luft beginne und mit der händischen Übertragung von errechneten Linien auf die Grundstückgrenzen ende“, erklärte Gerke das System. „Die Daten und die erforderliche Zeit hatten wir nicht.“ Und er räumte ein: Da man mit dem Datenmaterial vor der Flut rechnen müsse, „gibt es Ecken, wo es nicht passt“. Er forderte die Bürgerinnen und Bürger auf, über Bürgermeister und Ortsvorsteher Einwände einzureichen: „Jeder Einzelfall wird geprüft und gegebenenfalls bei Entscheidungen berücksichtigt.“

Gerke machte aber auch klar, dass dieses vorläufige Überschwemmungsgebiet kein provisorisches ist. Man dürfe nicht damit rechnen, dass es in absehbarer Zeit ein neues gäbe. Er forderte die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihre Bautätigkeiten an den Vorgaben des vorläufigen Überschwemmungsgebietes zu orientieren, dann wären sie auf der sicheren Seite. „Sollte es eine neue Ausweisung des Überschwemmungsgebietes geben, besteht Bestandsschutz für das Gebäude.“


Hitzeperioden werden immer häufiger und früher eintreten


Gerke, Toenneßen und Weimer gingen auch auf Fragen der Gewässergüte und des Naturschutzes ein. Etwa die Tatsache, dass die Ahr an vielen Stellen im Sommer versandet. „Weil Hitzeperioden und Niedrigwasserphasen immer häufiger und früher eintreten, müssen wir den Niedrigwasserabfluss ebenfalls bei allen Planungen berücksichtigen. Eine wichtige Bedeutung kommt dem Geschiebemanagement und der Beschattung des Gewässers bei der Wiederherstellung zu.“ Gerke ist überzeugt: „Immer mehr kleine Gewässer werden als Folge des Klimawandels zeitweise trockenfallen.“

Auch die Campingplätze wurden von den Bürgerinnen und Bürger in Kreuzberg, Dernau und Altenahr angesprochen. Dauercamping sei fortan tabu im Ahrtal, machte das Expertentrio klar. Für den Betrieb (etwa Evakuierungspläne) und Wiederaufbau (Nähe zur Ahr und feste Aufbauten) gäbe es klare Richtlinien. Zu entscheiden, ob ein Betrieb bei Einhaltung der Auflagen noch lohne, sei Sache der Eigentümer und Pächter. Deutlich wurden Gerke, Toenneßen und Weimer auch beim Hinweis auf Aufschüttungen innerhalb der Hochwasserlinie während der vergangenen Monate. „Wir werden alles prüfen, was den Hochwasserabfluss negativ beeinflussen kann.“

Am 15. August, 17 Uhr, findet die nächste Etappe der Bürgerdialoge in Antweiler statt, am 17. August um 18 Uhr in Schuld. Von September bis Oktober sind weitere Termine für die jeweiligen Bürgerinnen und Bürger vor Ort geplant.

Pressemitteilung der SGD Nord,

der Kreisverwaltung Ahrweiler und

des Verbindungsbüros der Landesregierung für den Wiederaufbau im Ahrtal

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