AWO feierte Doppeljubiläum in den Räumen der VOBA Bad Neuenahr

Was vor 100 Jahren zur Gründung veranlasste, ist auch heute wieder hoch aktuell

19.11.2019 - 13:10

von Irene Thöing

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Vor 100 Jahren begann mit der durchgreifenden Industrialisierung ein Wandel für die Menschen, der alle bisherigen Strukturen in sich zusammen fallen ließ. Wo sich für die Einen neue Wege öffneten, verfielen die anderen in tiefe Armut. Ausgerechnet einer Frau gelang es, den „Hauptausschuss für die Arbeiterwohlfahrt“ am 13. Dezember 1919 innerhalb der sozialdemokratischen Partei zu gründen. Marie Juchacz galt als Tochter verarmter Handwerker mit nur allgemeiner Schulbildung und ohne große Ausbildungsmöglichkeiten als Frau ohne Lebensperspektiven. Allein ihr Durchsetzungsvermögen und ihre Weitsicht zu einer Zeit, als es noch kein Wahlrecht für Frauen gab und politische Aktivitäten für diese tabu waren, verhalfen ihr zu einflussreichen Stellen in der Politik. Von hier aus kämpfte sie gezielt und mit Erfolg gegen die Armut im Land. Sie schuf unter anderem Suppenküchen und bemühte sich um die Ausbildung junger Frauen. Das Netzwerk spannte sich über ganz Deutschland bis zur Zeit der Nationalsozialisten.

„Was die Arbeiterwohlfahrt ist, kann sie nur in einer demokratischen Republik sein. Erst im demokratischen Staat können wir die Kräfte entfalten, die am Ausbau des Wohlfahrtsstaates mitarbeiten wollen und können.“ Dieses Zitat aus der Rede auf der Weimarer Nationalversammlung bewahrheitete sich bis 1933, zum Beginn des Nationalsozialismus. Repressalien und drohende Verhaftung veranlassten sie, Deutschland zu verlassen um letztendlich in Amerika Fuß zu fassen. Dort gründete sie mit anderen Flüchtlingen 1945 die Arbeiterwohlfahrt USA und versorgte aus der Ferne die notleidende Bevölkerung in ihrem Heimatland mit Paketen.

1949 kehrte sie nach Deutschland zurück, wo schon 1946 im Westen die AWO wieder aufblühte. Im Osten Deutschlands, wo keine Demokratie herrschte, blieb sie bis zur Wiedervereinigung verboten.

Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der AWO und die Gründung des Ortsvereins Bad Neuenahr zehn Jahre später, begrüßte die Vorsitzende des Ortsvereins Bad Neuenahr-Ahrweiler, Ingrid Frick, neben vielen Mitgliedern und Freunden die Gäste und Gönner, die sich zu der Veranstaltung in der Volksbank eingefunden haben. Bürgermeister Guido Orthen nahm den Dank für das offene Ohr für die Belange der AWO und die jährliche, freiwillige Unterstützung entgegen. „Menschlichkeit ist ein großes Wort“, merkte er in seiner anschließenden Rede und überreichte einen Scheck. Mit der evangelischen Kirchengemeinde verbindet der AWO Ortsverein die Zusammenarbeit von 1979 bis 2007 bei „Essen auf Rädern“ im Stadtteil Bad Neuenahr. Kreisbeigeortneter Friedhelm Münch überreichte Ingrid Frick in Vertretung von Landrat Jürgen Pföhler die Ehrenurkunde des Kreises mit Urkunde für das 90-jährige Bestehen der AWO. In seiner Ansprache hob er die Arbeit der Ehrenamtler hervor, ohne deren Dazutun die Leistungen der AWO nicht erbracht werden könnte. Genau dies betonte Rudi Frick, stellvertretender Vorsitzender des Bundespräsidiums, auch Vorsitzender des Bezirksverbandes Rheinland der Arbeiterwohlfahrt in Bad Neuenahr-Ahrweiler und überbrachte Glückwünsche des Bundesverbandes und des Bezirksverbandes.

Das Spektrum der Hilfe der AWO reicht von der Betreuung und Pflege der Mitglieder und auch soziale Unterstützung von bedürftigen Familien mit Kindern, Jugendlichen und Einzelpersonen. Die Kinder der Grundschule Bad Neuenahr, die aus über 50 Nationen stammen, bekommen Lehrmaterial zur Verfügung gestellt. Jugendliche erfahren Migrationsarbeit auch in Zusammenarbeit mit dem Sportverein „Ahrweiler BC“. Dies ist nur ein Teil der Leistungen der AWO. Was noch erwähnenswert ist, sind die jährlichen Ausflüge und Unternehmungen. Einmal im Monat ist für Mitglieder und Gäste gemütliches Beisammensein, teilweise mit interessanten Vorträgen bei Kaffee und Kuchen. Termine werden in der Presse bekannt gegeben.

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