Spezialisierte ambulante Palliativversorgung Rhein-Ahr-Eifel verzeichnet große Nachfrage seit Dienstbeginn im Frühjahr

„Wir geben Sicherheit“

Mit mehr Personal sollen noch mehr Schwerkranke rund um die Uhr einen Ansprechpartner erhalten

„Wir geben Sicherheit“

Rund um die Uhr und an jedem Tag der Woche steht das aus speziell ausgebildeten Pflegefachkräften und Ärzten bestehende SAPV-Team zur Verfügung. Foto: privat

05.09.2022 - 16:17

Kreis Ahrweiler. Manchmal fühlen sich Schwerkranke und deren Angehörige zu Hause allein gelassen. Vor allem abends und am Wochenende kommt oft die Angst. Die Angst, dass sich die Lage verschlechtern könnte, die Schmerzen groß werden und dann kein Ansprechpartner da ist, kein Arzt oder sonstige Fachkraft zu erreichen. Genau da setzt die „spezialisierte ambulante Palliativversorgung“ (SAPV) an, die es seit dem Frühjahr auch im Kreis Ahrweiler installiert ist. Mit Erfolg: „Wir haben von Beginn an viele Anfragen. So viele, dass wir zeitweise sogar eine Warteliste führen mussten“, sagt Dr. Heide Brumhard, ärztliche Leiterin des SAPV-Teams Rhein-Ahr-Eifel.

Rund um die Uhr und an jedem Tag der Woche steht das aus speziell ausgebildeten Pflegefachkräften und Ärzten bestehende SAPV-Team zur Verfügung. „Wir geben den Menschen Sicherheit“, sagen Brumhard und Palliativfachkraft Alexandra Esch, die das nun schon immer wieder erlebt haben. Zum einen sei es die Gewissheit, dass man jederzeit jemanden anrufen kann und da auch jemand mit Fachwissen antwortet und bei Bedarf kommt. „Aber auch eine Medikamentenumstellung oder eine Notfallmedikation oder eine Erklärung, die eine Situation einordnen hilft, tragen zu mehr Sicherheit bei.“ Und damit auch dazu, dass ein Mensch so lange es geht, zu Hause bleiben kann und keine Schmerzen, Übelkeit oder Unruhe empfinden muss.

„Der Hauptgrund, weshalb man uns bisher angefragt hat, ist die medizinische Symptomkontrolle“, sagt Alexandra Esch. Das SAPV-Team hat nicht nur Rufbereitschaft sondern besucht die Patienten auch daheim und kümmert sich um eine bestmögliche Versorgung und agiert psychosozial. Es berät Betroffene und deren Zugehöriger und ist vernetzt mit anderen Diensten und allen an der Patientenbetreuung Beteiligten. Zu seinen Aufgaben gehören die Schmerztherapie und die Behandlung von belastenden Symptomen sowie die Erstellung von Behandlungs- und Medikamentenplänen und gegebenenfalls die Verordnung von Medikamenten oder Hilfsmitteln.

Menschen mit Tumorerkrankungen aller Art in fortgeschrittenem Stadium machen den größten Teil der SAPV-Einsätze aus. „Aber wir haben in der Region auch mit überraschend vielen chronischen internistischen oder neurologischen Erkrankungen zu tun“, sagt Brumhard. Allein zwei Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer eigentlich recht seltenen neurodegenerativen Erkrankung, respektive deren Angehörige haben sich an das Team der SAPV Rhein-Ahr-Eifel gewandt. Deren Sitz ist auf dem Areal des Bethel Hotels zum Weinberg am Bad Neuenahrer Bahnhof. Von dort aus versorgt es Menschen im gesamten Kreis Ahrweiler und darüber hinaus bis in die Voreifel jenseits von Mayen. Deshalb wünscht sich das Team auch vor allem eine schnelle Verbesserung der Infrastruktur nach der Flut.

Mit der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) hat die Hospiz im Ahrtal gGmbH als Träger dort ein zusätzliches Angebot der Betreuung am Lebensende im Kreis Ahrweiler geschaffen. Mit den bestehenden Strukturen arbeitet die SAPV Hand in Hand: Manche Menschen werden etwa parallel auch vom hospizlich-ambulanten Beratungsdienst des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr begleitet, für den keine Verordnung notwendig ist und der zu jedem Zeitpunkt einer Erkrankung ab Diagnosestellung möglich ist. Manche Patienten werden von einer Palliativstation respektive von einer Klinik innerhalb des Entlassmanagements an die SAPV überwiesen. Und einige Patienten werden von der SAPV ins Hospiz übergeleitet.

Mit ihrem Fachwissen schlagen die SAPV-Kräfte frühzeitig mögliche Optionen vor. „Welches unserer Angebote sie annehmen, entscheiden die Patienten und deren Zugehörige aber selbst.“ Manche Patienten haben auch noch keinen Pflegegrad oder keinen Pflegedienst zur Unterstützung. Auch da hilft die SAPV.

„Für jeden versuchen wir, die passende Lösung zu finden, und das ist herausfordernd aber auch spannend“, so Esch. Individuell müssen die Lösungen sein und einfach, damit sie zu Hause auch für jeden umsetzbar sind. Esch war ebenso wie Kollegin Doreen Ohlendorf Jahrzehnte in einer stationären Einrichtung tätig, bevor sie sich entschied, mit der SAPV etwas Neues mitaufzubauen. „Man ist intensiver und näher bei den Menschen in ihrem Zuhause“, finden die beiden, und dass es auch eine besondere Zusammenarbeit mit den Ärzten gibt. Ohlendorf: „Wir arbeiten auf Augenhöhe. Jeder bringt seine Erfahrung mit ein und wird gefragt und gehört.“ Brumhard: „Und jeder bringt auch im Patienten etwas anderes in Schwingung und umgekehrt.“

Die SAPV wird von Betroffenen oder Angehörigen direkt kontaktiert, aber auch von Ärzten oder Einrichtungen wie etwa Kliniken, wenn ein Patient entlassen wird und für die Pflege zu Hause SAPV-Bedarf besteht. Erforderlich für den SAPV-Einsatz ist eine Verordnung, die jeder stationär oder ambulant tätige Arzt ausstellen kann. Aber weil die SAPV so neu ist, kennen viele noch nicht das dafür notwendige „Formular 63“, das die Kassenärztliche Vereinigung für diese Dienstleistung vorsieht. „Manche Praxen müssen den Vordruck erstmal bestellen“, berichtet Esch. Spätestens drei Tage nach der Verordnung startet das SAPV-Team dann mit der Versorgung, die für die Empfänger kostenlos ist.

Seit Aufnahme des Dienstes haben die SAPV Rhein-Ahr-Eifel insgesamt 86 Patienten in Anspruch genommen. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 27 Tage, weiß SAPV-Geschäftsführerin Heike Pelzer. Manchmal sind es laut Brumhard aber nur wenige Tage. Dann wieder gibt es Patienten, die von Beginn an bis jetzt betreut werden, oder solche, bei denen die Betreuung auch nicht mehr notwendig respektive unterbrochen wurde, weil sich der Patientenzustand besserte oder stabilisierte. Maximal 25 Patienten gleichzeitig wurden bisher versorgt. Das Team besteht aus fünf Ärzten und vier Schwestern. Zwei weitere Schwestern und eine Ärztin kommen im Oktober respektive Januar dazu. Und das Personal soll noch weiter aufgestockt werden, um das Angebot noch mehr Menschen zugänglich zu machen. Kontakt zur SAPV Rhein-Ahr-Eifel: 02641/8939170, info@sapv-aw.de.

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