Sinzig. Das erste Jahr mit dem neuen Bürgermeister Andreas Geron nähert sich bereits dem Ende. Ein guter Moment, um kurz vor der Adventszeit auf ein erneut ereignisreiches Jahr für den Verein zurückzublicken. Das Fazit schon einmal vorab: Das Bürgerforum Sinzig hat erfreulich viele Spuren im öffentlichen Leben der Stadt hinterlassen. Ob Bürgerbeteiligung, Fahrradpolitik oder Stadtentwicklung: Viele der Ziele und Vorstellungen, für die sich das Bürgerforum teils jahrelang engagiert haben, sind mittlerweile ein selbstverständlicher Bestandteil der Stadtpolitik geworden. Die Arbeit trägt tatsächlich vielfältige Früchte.

Eines der wichtigsten Ziele, die das Bürgerforum Sinzig für seine Arbeit formuliert hat, ist eine größere Bürgerbeteiligung. De Bürgerwerkstätten, aber auch die Planung des Jubiläumsjahres 2017 waren ein wichtiger Ausdruck dessen, dass sich in dieser Richtung etwas bewegt. Mittlerweile gehört Bürgerbeteiligung in Sinzig zum guten Ton. Bürgerfragestunden in Gremien, Sprechstunden des Bürgermeisters auch in den Stadtteilen, Beteiligung von Kindern bei der Gestaltung des Spielplatzes Peter-Zepp-Straße - das alles sind wichtige Bausteine einer neuen Kultur, die ganz maßgeblich vom Verein mitgeprägt wurde. Auch das aktuelle Projekt „Stadtumbau“, an dessen Ende ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept für die Kernstadt stehen soll, enthält als wichtigen Baustein die Bürgerbeteiligung. Erste Werkstätten machen Hoffnung, dass die Bürgerinnen und Bürger tatsächlich ernst genommen und eingebunden werden. Das Bürgerfourm wird den Prozess weiter aktiv begleiten.

Apropos „Stadtumbau“. Bei den Ideen und Vorschlägen für das Entwicklungsprogramm der Kernstadt steht ein Thema besonders im Fokus, dass das Bürgerforum seit Jahren beschäftigt: die Alte Druckerei in der Mühlenbachstraße. Seit Jahren hilft der Verein, um dort Kunstausstellungen und andere Veranstaltungen wie Flohmärkte, Lesungen oder die Heinz-Degen-Gedächtnisausstellung zu organisieren. Dies geschieht aus der Überzeugung, dass dieser Komplex bei der Belebung der Innenstadt eine besondere Rolle spielen kann. Die Unterbringung der Stadtbibliothek, eine Veranstaltungshalle sowie die Einrichtung einer barrierefreien Tourist-Info an dieser Stelle oder vielleicht sogar ein Hotel gehören unter anderem zu den Ideen, die von dem Bürgerforum für diesen zentralen Komplex vorgeschlagen haben. Auch da setzen sich gute Vorschläge allmählich durch: Nicht nur die Stadtentwickler, auch die politischen Gremien erkennen immer deutlicher das enorme Potenzial dieses Objekts.

Nun bleibt zu hoffen, dass sich eine wirtschaftlich tragfähige Lösung findet, die die Stadt endlich einen großen Schritt nach vorne bringt und die auch für die Eigentümer die nötige Rendite bringt. Ohne Engagement der Stadt, so viel ist jedenfalls sicher, wird das nicht funktionieren.

Als ein neues Markenzeichen - neben der Barbarossastadt - wird gerade die Musikstadt Sinzig entdeckt. Das ist sehr erfreulich, denn zum einen hat Musik in Sinzig eine lange Tradition, und zum anderen deckt sich auch dies mit den Vereinszielen. Man denke nur an die Sinziger Musiknacht, die unsere AG Kultur und Feste etabliert hat und die am 18. Mai 2019 bereits zum vierten Mal über die Bühne geht. Das Bürgerforum sagt: mehr davon! Ob Straßenmusikfestival oder Nachwuchsfestival, ob Weltmusik, Chorsingen oder Schlagernacht für Senioren, kölsche Tön beim Sprudelnden Sinzig, die klassischen Schlosskonzerte oder Housemusik im Barbarossakeller, Latino-Sound beim Weinsommer oder die „Rotas“-Reihe im portugiesischen Kulturzentrum - je vielfältiger, desto besser! Es wäre nur dringend notwendig, dass sich die Szene besser vernetzt. Nur wenn alle Anbieter an diesem Strang mitziehen, kann aus den vielfältigen Angeboten ein Markenzeichen werden. Das Potenzial für die Musikstadt ist da.

Das große Engagement der AG Verschönerung um Andrea-Schraaf Wilhelmy und Monika Weber-Lambert zieht Kreise. Auch das ist ein großer Erfolg. Hocherfreut wurde registriert, dass der Ortsbeirat zusammen mit der Aktivgemeinschaft die große Blumenzwiebel-Pflanzaktion von Bürgerforum, Stadt und Ortsbeirat aus dem Jubiläumsjahr fortgesetzt hat. Sinzig blüht auf - und das im wahren Wortsinn!

Einen ganz besonderen Erfolg verzeichnet derzeit auch die AG Fahrradstadt um Jutta Arend, Bernd Linnarz und Ingo Binnewerg. Sie hat es mit ihren vielfältigen Aktionen und Projekten geschafft, dass das Thema Fahrrad in Sinzig endlich eine Rolle spielt. Nicht nur für Sinziger Radfahrer, sondern auch für die vielen Radtouristen, die an Rhein und Ahr entlang radeln, könnte die Zukunft rosig aussehen, wenn die Wünsche aus der Bürgerbeteiligung „Stadtumbau“ Wirklichkeit werden. Moderne, funkitonale Fahrradständer, eine bessere Ausschilderung, Fahrradreparatursäulen, Kartenmaterial - ja ein ganzes Radwegekonzept sind im Gespräch. Wie wäre es mit einem Konzept für die gesamte Rheinmeile? Radler machen an Stadtgrenzen nicht halt. Und wenn dann auch noch der gemeinsame E-Bike-Verleih im Kreis Ahrweiler kommt, wäre man ein großes Stück weiter auf dem Weg zu einem interessanten Ziel auch für Touristen.

Apropos Touristen. Auch da freut es das Bürgerforum ungemein, dass der Tourismus auch von den städtischen Gremien als eine echte Chance für Sinzig erkannt wird. Mit Blick auf die Landesgartenschau 2022 wäre es zu wünschen, dass aus den vielen einzelnen Ideen in Sinzig schon bald ein Tourismuskonzept entwickelt würde - damit die erwarteten 800.000 Besucher in Bad Neuenahr-Ahrweiler auch Sinzig und die Rheinmeile als ein lohnenswertes Ziel erleben.

Eine ganz besondere Nachricht kam von Fairtrade: Nach Prüfung der tollen Aktionen, die in Sinzig durchgeführt wurden, und der Beteiligung der verschiedenen Akteure wurde die Zertifizierung als Fairtradestadt um zwei Jahre verlängert. Weiter in die Breite tragen und die Faire Beschaffung durch die Kommune stehen jetzt ganz oben auf der Agenda.

Mit gleich zwei Aktionen hat das Bürgerforum im zweiten Habljahr besondere Akzente im öffentlichen Leben der Stadt gesetzt. Mit der neu konzipierten regionalen Kunstausstellung AHRTkomm und dem dazugehörigen Nachwuchswettbewerb „Rebellion“ haben wurde als Mitveranstalter ein großartiges Kunstevent aus der Taufe gehoben, der wieder weit mehr als Tausend Besucher angezogen hat. Auch die Lesung mit der 68er-Ikone Gretchen Dutscke, die alleine 150 Zuhörer anlockte, war eine für Sinzig bislang einmalige Veranstaltung. Danke an alle Helferinnen und Helfer, Spender und Sponsoren, die das möglich gemacht haben. Allen voran die Kulturförderung des Landkreises, die Kreissparkasse Ahrweiler und ihre Jugendstiftung sowie die Stadt Sinzig. Auch der „Stolpergang“ zum Gedenken an den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht am 10. November hat Zeichen gesetzt - gegen wachsende Intoleranz, gegen Antisemitismus und den um sich greifenden Rechtsextremismus. 150 Menschen beteiligten sich an dem Rundgang durch die Stadt, den eine Projektgruppe um Veronika Wiertz und Uli Martin organisiert haben. Der „Stolpergang“ wurde zu einer eindrucksvollen Erinnerung an die vertriebenen, emigrierten und ermordeten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Danke auch an den Historiker Rudolf Menacher für die intensive Begleitung dieses Projekts. Es soll nicht das letzte Gedenken dieser Art gewesen sein. Vielleicht sieht man sich ja zuvor noch auf dem Weiihnachtsmarkt auf dem Kirchplatz am 8. und 9. Dezember - oder beim 2. Weihnachts-Familien-Flohmarkt am 9. Dezember in der Alten Druckerei. An Letzterem ist das Bürgerforum übrigens auch beteiligt.

Das Bürgerforum Sinzig ist und bleibt an Aktivposten in der Stadt. Und die Arbeit im Bürgerforum macht Spaß. Mit noch mehr helfenden Händen kann noch einiges auf die Beine gestellt werden. Gemeinsam für ein lebenswertes Sinzig.

In diesem Sinne - viele Grüße

Manfred Ruch

1. Vorsitzender

Bürgerforums Sinzig